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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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während du wartest.« Im Dreck vielleicht. »Es sei denn, es läge noch was anderes an, Euer Exzellenz?«
    »Eins noch.« Er zuckte überrascht zusammen, als ihre Spucke sich sanft über seinem Auge verteilte. »Das ist von Benna, du verräterischer kleiner Wichser.«
    Victus wischte sich das Gesicht ab, und sein Blick kroch verstohlen zu Espe, dann wieder zu ihr. »Ich habe nichts getan, was du nicht auch getan hättest. Und schon gar nichts, was dein Bruder nicht auch getan hätte, das steht mal fest. Nichts, was ihr beide nicht auch Cosca angetan hättet, und dem hast du mehr geschuldet als ich dir …«
    »Deswegen wischst du dir ja auch nur das Gesicht, anstatt deine Eingeweide daran zu hindern, aus der Bauchdecke zu kriechen.«
    »Hast du schon mal drüber nachgedacht, ob du dir das vielleicht auch selbst zuzuschreiben hattest? Großer Ehrgeiz birgt große Gefahr. Ich habe mich nur von der Strömung treiben lassen …«
    Espe trat plötzlich einen Schritt vor. »Dann lass dich mal von ihr wegtreiben, bevor dir jemand die Kehle durchschneidet.« Monza stellte fest, dass er ein Messer in seiner großen Faust hielt. Das Messer, das sie ihm an jenem Tag gegeben hatte, da sie sich das erste Mal begegnet waren.
    »Oha, schon gut, Dicker.« Victus hob die Handflächen, und seine Ringe glitzerten. »Ich bin schon weg, keine Sorge.« Mit großer Geste wandte er sich um und stolzierte in die Nacht. »Ihr zwei müsst euch ein bisschen mehr Gelassenheit zulegen«, sagte er noch und wackelte mit dem Zeigefinger über seiner Schulter. »Hat doch keinen Zweck, sich über jede Kleinigkeit gleich aufzuregen. Das führt nur dazu, dass Blut fließt, glaubt mir!«
    Das fiel Monza nicht weiter schwer. Alles, was sie anfasste, endete damit, dass Blut floss. Ihr wurde klar, dass sie mit Espe allein war, ein Zustand, den sie in den letzten Wochen vermieden hatte wie die Pest. Sie wusste, dass sie etwas sagen, dass sie den Versuch unternehmen sollte, sich mit ihm wieder auszusöhnen. Sie hatten ihre Probleme gehabt, aber zumindest war er wirklich ihr Gefolgsmann und nicht der Rogonts. Es war gut möglich, dass sie in den nächsten Tagen jemanden brauchen würde, der ihr das Leben rettete, und er war kein Ungeheuer, ganz gleich, wie er aussah.
    »Espe.« Er wandte sich zu ihr um, das Messer immer noch fest gepackt, und die stählerne Klinge und das stählerne Auge fingen das Licht der Fackel und funkelten mit den Farben des Feuers. »Hör mal …«
    »Nein, du hörst mir zu.« Er bleckte die Zähne und trat ihr einen Schritt entgegen.
    »Monza! Da bist du ja!« Cosca spazierte aus einem der Gräben, die Arme weit ausgebreitet. »Und in Begleitung meines allerliebsten Nordmanns!« Er übersah das Messer geflissentlich und schüttelte Espe warm die freie Hand, dann zog er Monza an den Schultern an sich und küsste sie auf beide Wangen. »Ich hatte noch nicht die Möglichkeit, dir zu deiner Rede zu gratulieren. Auf einem Bauernhof geboren. Ein schönes Bild. Bescheiden. Und dann der Hinweis auf den Frieden. Aus deinem Mund? Da war selbst ein alter Zyniker wie ich ganz gerührt.«
    »Fick dich, alter Mann.« Aber sie war im Stillen froh, dass sie jetzt nicht mehr die schweren Worte über die Lippen bringen musste.
    Cosca hob die Brauen. »Wenn man versucht, das Richtige zu sagen …«
    »Manche Leute haben für das Richtige nichts übrig«, flüsterte Espe mit seiner Grabesstimme und steckte sein Messer weg. »Hast du das noch nicht kapiert?«
    »Jeder Tag, den man erlebt, birgt eine Lehre. Hier entlang, Kameraden! Ein Stück weiter oben werden wir eine schöne Aussicht auf den Angriff haben.«
    »Du greifst an? Jetzt?«
    »Wir haben es bei Tageslicht probiert. Das hat nicht geklappt.« Allerdings sah es nicht so aus, als würde es bei Dunkelheit besser funktionieren. Der nächste Graben war von Verwundeten flankiert – verzerrte Gesichter, Stöhnen, blutige Verbände. »Wo ist nur mein edler Auftraggeber, Seine Exzellenz Herzog Rogont?«
    »In Talins.« Monza spuckte in den Dreck. Davon gab es ringsum genug. »Bereitet sich auf seine Krönung vor.«
    »Jetzt schon? Er weiß aber, dass Orso noch lebt und dass er das, so wie es im Augenblick aussieht, noch eine ganze Weile tun wird? Gibt es nicht ein Sprichwort, nach dem man das Fell des Löwen nicht verkaufen soll, bevor man ihn erlegt hat?«
    »Habe ich erwähnt. Mehrfach.«
    »Wenn ich mir das vorstelle. Die Schlange von Talins, die dem großen Zauderer zu mehr Zurückhaltung rät!

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