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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Feigheit zwei
völlig
entgegengesetzte Dinge. Wir alle verfaulen, wenn wir sterben, Monza, aber nicht alle von uns sind schon durch und durch verdorben, während wir noch leben. Die meisten schon.« Seine Augen hoben sich zum Himmel. »Gott weiß, ich bin es. Aber du warst es nie.«
    Sie blinzelte ihn kurz an. »Wirst du mir helfen?«
    Cosca hob erneut seinen Flachmann, merkte, dass er leer war, und schraubte den Verschluss wieder zu. Das verdammte Ding musste einfach viel zu oft nachgefüllt werden. »Natürlich werde ich dir helfen. Das war für mich niemals wirklich eine Frage. Ich habe den Angriff tatsächlich schon organisiert.«
    »Dann …«
    »Ich wollte einfach nur hören, dass du mich darum bittest. Es überrascht mich allerdings, dass du es getan hast. Die bloße Vorstellung, die Tausend Klingen würden die ganze harte Arbeit auf sich nehmen, die eine Belagerung mit sich bringt, einen der reichsten Paläste Styriens vor ihrer Nase haben und dann einfach abhauen, ohne zumindest ein bisschen Beute mitzunehmen – hast du den Verstand verloren? Ich könnte diese gierigen Ärsche nicht einmal mit einem Spaten vor der Erstürmung zurückhalten. Wir greifen morgen früh nach Tagesanbruch an, mit dir oder ohne dich, und werden die Festung bis auf die Grundmauern schleifen. Höchstwahrscheinlich reißen meine Jungs gegen Mittag schon das Blei von den Dächern. Die alte Viertelregelung und so.«
    »Und Orso?«
    »Orso ist ein Mann der Vergangenheit.« Cosca lehnte sich zurück und tätschelte seiner Ziege liebevoll die Flanke. »Mit ihm kannst du machen, was du willst.«

DAS UNVERMEIDLICHE
    Die Würfel zeigten zwei und eins.
    An diesem Tag vor drei Jahren hatte Sajaam Freundlich aus der Sicherheit freigekauft. Seit drei Jahren war er heimatlos. Er war drei Menschen gefolgt, zwei Männern und einer Frau, quer durch Styrien. In dieser Zeit hatte er sich noch am ehesten bei den Tausend Klingen zu Hause gefühlt, und das nicht nur, weil ihr Name eine Zahl beinhaltete, obwohl das natürlich schon mal ein gutes Zeichen war.
    Hier gab es zumindest bis zu einem gewissen Punkt eine Ordnung, an die man sich halten konnte. Jeder Mann hatte seine Aufgabe und bestimmte Zeiten, zu denen er sie verrichten sollte, und er kannte seinen Platz in der großen Maschinerie. Die Kompanie war in den drei Hauptbüchern des Schreibers ordentlich aufgelistet. Die Zahl der Männer, die unter jedem Hauptmann dienten, die Dienstjahre, die Bezahlung, die Beschwerden, die geliehene Ausrüstung: alles konnte zahlenmäßig erfasst werden. Es gab Regeln, was das Trinken, Spielen und Kämpfen betraf. Regeln für den Umgang mit den Huren. Regeln darüber, wer wo saß. Wer wann wohin gehen konnte. Wer kämpfte und wer nicht. Und dann gab es noch die überaus wichtige Viertelregelung, nach der die Beute erfasst und zugeteilt und deren Einhaltung mit schärfster Disziplin überwacht wurde.
    Wenn Regeln gebrochen wurden, gab es festgesetzte Strafen, die alle begriffen. Gewöhnlich eine gewisse Anzahl Peitschenhiebe. Freundlich hatte am Tag zuvor miterlebt, dass ein Mann ausgepeitscht worden war, weil er an den falschen Ort gepinkelt hatte. Das schien zunächst einmal kein so großes Verbrechen zu sein, aber Victus hatte erklärt, wenn erst mal einer damit anfinge, irgendwo hinzupissen, wo es ihm gerade gefiele, dann würde auch schnell überall hingekackt, und es dauerte nicht lange, und alle stürben an irgendwelchen Seuchen. Deswegen hatte es drei Hiebe gegeben. Zwei und eins.
    Freundlichs liebster Aufenthaltsort war die Messe. Die Mahlzeiten folgten einer beruhigenden Routine, die ihn an die Sicherheit erinnerte. Die finster dreinblickenden Köche in ihren fleckigen Schürzen. Der Dampf, der aus den großen Kesseln aufstieg. Das Klappern und Scheppern von Messern und Löffeln. Das Schlürfen und Schmatzen von Lippen, Zähnen, Zungen. Die Reihe sich anrempelnder Männer, die alle mehr verlangten, als ihnen zustand, und die es nie bekamen.
    Die Männer, die an diesem Tag zu den Angriffsgruppen zählen sollten, bekamen zwei Fleischklößchen und einen Löffel Suppe extra. Zwei und eins. Cosca hatte gesagt, es sei eine Sache, wenn man mit einem Speer von einer Leiter gestoßen würde, aber er könne nicht dabei zusehen, wenn seine Leute vor Hunger geschwächt hinunterfielen.
    »Wir werden binnen einer Stunde angreifen«, sagte er jetzt.
    Freundlich nickte.
    Cosca holte tief Luft, atmete durch die Nase aus und sah sich missmutig um. »Das Wichtigste sind

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