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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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die Leitern.« Freundlich hatte zugesehen, wie sie in den letzten Tagen gefertigt worden waren. Insgesamt einundzwanzig. Zwei und eins. Jede davon hatte einunddreißig Stufen, alle, außer einer, die zweiunddreißig hatte. Eins, zwei, drei. »Monza wird mit ihnen gehen. Sie will als Erste bei Orso sein. Sie ist fest entschlossen. Sie will ihre Rache.«
    Freundlich zuckte die Achseln. So war sie immer gewesen.
    »Ganz ehrlich, ich mache mir Sorgen um sie.«
    Freundlich zuckte wieder die Achseln. Ihm war das ziemlich egal.
    »Eine Schlacht ist eine gefährliche Situation.«
    Achselzucken. Das wusste doch jeder.
    »Mein Freund, ich möchte, dass du dich in ihrer Nähe hältst, wenn die Kämpfe beginnen. Sorge dafür, dass ihr nichts passiert.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Ich?« Cosca klopfte Freundlich auf die Schulter. »Der einzige Schild, den ich brauche, ist die enorm große Wertschätzung, die mir die Leute entgegenbringen.«
    »Bist du sicher?«
    »Nein, aber ich werde dort sein, wo ich immer bin. Weit hinter den Linien, wo mein Fläschchen mir Gesellschaft leistet. Irgendetwas sagt mir, dass sie dich mehr brauchen wird. Es gibt dort immer noch Feinde. Und, Freundlich …«
    »Ja?«
    »Pass genau auf und achte auf alles. Der Fuchs ist am gefährlichsten, wenn man ihn in die Enge treibt – dieser Orso wird noch ein paar tödliche Kniffe vorbereitet haben, aber …« Er blies die Backen auf. »Das ist nicht zu vermeiden. Pass auf und halte die Augen offen … vor allem nach Morveer.«
    »In Ordnung.« Murcatto würde ihn und Espe bei sich haben, die auf sie aufpassten. Ein Dreiergrüppchen, wie damals, als sie Gobba getötet hatten. Zwei, die auf eine aufpassten. Er packte die Würfel zusammen und steckte sie in seine Tasche. Er sah dem aufsteigenden Dampf zu, als das Essen ausgeteilt wurde. Hörte dem Gemaule der Männer zu. Zählte ihre Beschwerden.
     
    Das ausgewaschene Grau des Morgens verwandelte sich in goldenes Tageslicht, als die Sonne über die Zinnen oben auf jener Mauer kletterte, die sie nun würden überwinden müssen, während sich der zahnlückige Schatten der Brustwehr allmählich von den zerstörten Gärten zurückzog.
    Schon bald würden sie loslegen. Espe schloss sein Auge und grinste in die Sonne. Legte den Kopf zurück und streckte die Zunge heraus. Es wurde kälter, da sich das Jahr nun allmählich dem Ende zuneigte. Fühlte sich aber fast wie ein klarer Sommermorgen im Norden an. Wie die Morgen, nach denen er große Schlachten ausgefochten hatte. Morgen, an denen er große Taten verübt hatte – einige Schandtaten allerdings auch.
    »Du machst einen ziemlich glücklichen Eindruck«, ertönte Monzas Stimme, »jedenfalls für einen Mann, der gleich sein Leben aufs Spiel setzen wird.«
    Espe öffnete sein Auge und grinste sie an. »Ich habe meinen Frieden mit mir gemacht.«
    »Schön für dich. Das ist der härteste Kampf, den man überhaupt gewinnen kann.«
    »Ich habe ja nicht gesagt, dass ich ihn gewonnen habe. Nur dass ich nicht mehr kämpfe.«
    »Allmählich beginne ich zu glauben, dass das der einzige Sieg ist, der zählt«, murmelte sie, beinahe nur an sich selbst gewandt.
    Vor ihnen machte sich die erste Gruppe Söldner zum Aufbruch bereit, stand an den Leitern, die großen Schilde am freien Arm, unruhig und nervös, was schließlich auch kein Wunder war. Espe konnte nicht sagen, dass er die Männer um ihre Aufgabe beneidete. Sie machten sich nicht die geringste Mühe, zu verbergen, was sie vorhatten. Jeder wusste, was nun kommen würde, auf beiden Seiten der Mauer.
    Rund um Espe bereitete sich auch schon die zweite Gruppe auf ihren Einsatz vor. Die Männer zogen mit dem Wetzstein über ihre Klingen, zurrten die Riemen der Rüstungen fest, erzählten sich die letzten Witze und hofften, dass es nicht die allerletzten überhaupt sein würden, die sie je erzählten. Espe grinste, als er ihnen zusah. Rituale, die er ein Dutzend Mal und öfter erlebt hatte. Fühlte sich fast nach zu Hause an.
    »Hast du je das Gefühl gehabt, am falschen Ort zu sein?«, fragte er. »So als ob du nur den nächsten Berg ersteigen, den nächsten Fluss überqueren und ins nächste Tal hinunterschauen müsstest, damit alles … irgendwie passen würde. So, wie es sein sollte.«
    Monza sah mit zusammengekniffenen Augen zur Mauer des inneren Hofes. »Mein ganzes Leben lang, mehr oder weniger.«
    »Ständig ist man damit beschäftigt, sich auf die nächste Hürde vorzubereiten. Ich habe inzwischen eine Menge

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