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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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weiches Gesicht, scharfe kleine Augen und ein gieriges Grinsen. Die bemalte Frau schlingerte auf ihren hohen Schuhen neben ihm her. Der Mann zur Linken, schlank und bärtig, warf ihr ein verächtliches Lächeln zu. Der rechte wischte sich eine Lachträne von seiner grauen Wange.
    »Und was kam dann?«, kreischte er durch seine gurgelnden Laute hindurch, viel lauter, als nötig gewesen wäre.
    »Was glaubst du denn? Ich hab ihn getreten, bis er sich in die Hosen geschissen hat.« Noch mehr Lachsalven, und das Falsett der Frau setzte einen schwankenden Kontrapunkt zum Bass des Dicken. »Ich hab ihm gesagt, Herzog Orso mag Männer, die ja sagen, du lügender …«
    »Gobba?«, fragte Freundlich.
    Sein Kopf fuhr herum, und das Lächeln glitt von seinem Gesicht. Freundlich hielt inne. Von der Stelle, wo er mit den Würfeln gespielt hatte, war er nun einundvierzig Schritte entfernt. Sechs und eins waren sieben. Sieben mal sechs war zweiundvierzig. Wenn man den einen abzog …
    »Wer bist du?«, knurrte Gobba.
    »Sechs und eins.«
    »Was?« Der Mann rechts neben Gobba versuchte, Freundlich mit einer trunkenen Geste aus dem Weg zu schieben. »Verpiss dich, du blödes Arsch …«
    Das Beil schlug ihm den Kopf bis zur Nasenwurzel entzwei. Noch bevor sein linker Kumpel den Mund aufklappen konnte, war Freundlich schon über die Straße gehastet und hatte ihm das Messer in den Bauch gerammt. Fünf Mal fuhr ihm die lange Klinge in die Gedärme, dann trat Freundlich zurück und schlitzte ihm mit der Rückhand die Kehle auf, trat ihm die Beine weg und kippte ihn aufs Pflaster.
    Eine kleine Pause folgte, in der Freundlich ausatmete. Der erste Mann lag mit einer großen Wunde in seinem Schädel da; Spritzer seines Gehirns verklebten seine schielenden Augen. Der andere hatte die fünf Stichwunden abbekommen, und Blut sprudelte aus seiner durchgeschnittenen Kehle.
    »Gut«, sagte Freundlich. »Sechs und eins.«
    Die Hure begann zu schreien. Ihre gepuderte Wange zierten ein paar Tropfen dunklen Bluts.
    »Du bist ein toter Mann!«, brüllte Gobba, stolperte einen Schritt zurück und zog ein schimmerndes Messer aus seinem Gürtel. »Ich bring dich um!« Aber er griff nicht an.
    »Wann denn?«, fragte Freundlich. »Morgen?«
    »Ich werde …«
    Espes Stock krachte von hinten auf Gobbas Schädel. Ein guter Schlag, direkt auf die richtige Stelle. Seine Knie knickten ein, als seien sie aus Papier. Er brach zusammen, die schlaffe Wange klatschte aufs Pflaster, und das Messer fiel dem Bewusstlosen aus der Hand.
    »Nicht morgen. Niemals.« Der Schrei der Frau drang abgehackt in die Luft. Freundlich blickte zu ihr hinüber. »Wieso haust du nicht ab?« Sie floh in die Dunkelheit, schwankend auf den hohen Schuhen, und ihr wimmernder Atem hallte durch die Straße, während das Klingeln ihres Nachtglöckchens ihre Flucht begleitete.
    Espe betrachtete die beiden bluttriefenden Leichen auf der Straße. Zwei Blutlachen suchten sich ihren Weg durch die Fugen zwischen den Pflastersteinen, berührten sich, vermischten sich, wurden zu einer. »Bei den Toten«, murmelte er in seiner nordischen Muttersprache.
    Freundlich zuckte die Achseln. »Willkommen in Styrien.«

BLUTIGE ANWEISUNGEN
    Monza starrte auf ihre behandschuhte Hand, die Lippen weit von den Zähnen zurückgezogen, und bewegte die drei Finger, die sich noch bewegen ließen – beugen und strecken, beugen und strecken, und sie prüfte das Muster aus Knacken und Knirschen genau, das bei jedem Schließen der Faust zu hören war. Sie war seltsam ruhig, wenn man in Betracht zog, dass ihr Leben, wenn man es denn so nennen konnte, auf der Schneide eines sehr scharfen Rasiermessers stand.
    Traue niemals einem Mann, wenn es nicht um seine eigenen Interessen geht,
hieß es bei Verturio, und der Mord an Großherzog Orso und seinen getreuesten Freunden war sicherlich alles andere als eine leichte Aufgabe. Sie konnte dem schweigenden Sträfling nicht weiter trauen als Sajaam, und das war ungefähr so weit, wie sie pinkeln konnte. Bei dem Nordmann hatte sie das unangenehme Gefühl, er sei halbwegs ehrlich, aber das hatte sie von Orso auch gedacht, und diese Überzeugung hatte ein nicht gerade glückliches Ende genommen. Es hätte sie nicht wirklich überrascht, wenn ihre beiden Helfer Gobba lächelnd und bei bester Gesundheit zu ihr geführt hätten, um sie dann gemeinsam wieder nach Fontezarmo zu schleppen, damit man sie ein zweites Mal von dem Berg hinunterwarf.
    Sie konnte niemandem trauen. Aber allein

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