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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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würde sie es einfach nicht schaffen.
    Hastige Schritte waren draußen zu hören. Die Tür flog auf, und drei Männer drängten herein. Espe ging rechts, Freundlich links. Gobba baumelte zwischen ihnen, mit hängendem Kopf, die Arme auf die Schultern seiner Begleiter gestützt, während seine Stiefelspitzen über den mit Sägemehl bestreuten Boden scharrten. Offenbar konnte sie zumindest diesen beiden trauen.
    Freundlich schleppte Gobba zu einem Amboss, einem massigen Stück vernarbten Eisens, das in der Raumesmitte auf dem Boden festgeschraubt war. Espe hielt eine lange Kette bereit, die an beiden Enden in einer Handschelle auslief, und wickelte sie mit umwölktem Gesicht um den Sockel. Als ob er doch Moral besäße und ihn sein Gewissen plagte.
    Es war ja schon in Ordnung, Moral zu haben, aber in solchen Zeiten machte sie einem eben zu schaffen.
    Für einen Bettler und einen Sträfling arbeiteten die beiden Männer gut zusammen. Keine unnötigen Bewegungen, keine Missverständnisse. Kein Anzeichen von Unruhe, wenn man bedachte, dass sie einen Mord vor sich hatten. Aber Monza hatte schon immer ein gutes Händchen dafür gehabt, die richtigen Leute auszuwählen. Freundlich schloss die Handschellen um die dicken Handgelenke des Leibwächters. Espe griff zur Lampe, drehte ein wenig an dem Dochträdchen, und die Flamme flackerte hinter dem Glas auf, sodass Licht in die schmierige Schmiede fiel.
    »Weckt ihn auf.«
    Freundlich kippte Gobba einen Eimer Wasser ins Gesicht. Er hustete, zog ruckartig die Luft ein und schüttelte den Kopf, so dass die Tropfen aus seinem Haar flogen. Er versuchte sich aufzurichten, und die Ketten rasselten und warfen ihn wieder zurück. Er sah sich mit wildem Blick um, die kleinen Augen schimmerten hart.
    »Ihr blöden Arschlöcher! Ihr seid tot, alle beide! Tot! Wisst ihr nicht, wer ich bin? Wisst ihr nicht, für wen ich arbeite?«
    »Ich weiß es.« Monza bemühte sich, geschmeidig auf ihn zuzugehen, so wie früher, aber es gelang ihr nicht so recht. Sie humpelte ins Licht und schob ihre Kapuze zurück.
    Gobbas schwammiges Gesicht verzog sich. »Nein. Das kann nicht sein.« Seine Augen weiteten sich. Noch ein bisschen mehr. Schock, dann Angst, dann blankes Entsetzen. Er wich zurück, und wieder rasselten die Ketten. »Nein!«
    »Ja.« Und sie lächelte, obwohl es so wehtat. »Wie sehr bist du jetzt wohl am Arsch? Du hast zugenommen, Gobba. Sogar noch mehr, als ich an Gewicht verloren habe. Komisch, wie es manchmal läuft. Ist das mein Stein, den du da trägst?«
    Der Rubin steckte auf seinem kleinen Finger, ein rotes Glimmen auf schwarzem Eisen. Freundlich packte seine Hand, zog den Ring ab und warf ihn Monza hinüber. Sie fing ihn mit der Linken auf. Bennas letztes Geschenk. Der Ring, über den sie gescherzt hatten, als sie den Berg hinaufritten, um sich mit Orso zu treffen. Der dicke Reif war zerkratzt und ein wenig verbogen, aber der Stein funkelte noch ebenso blutrot wie zuvor, in der Farbe einer durchgeschnittenen Kehle.
    »Hat ein wenig gelitten, als du versucht hast, mich umzubringen, was, Gobba? Aber haben wir das nicht alle?« Es dauerte ein wenig, bis es ihr gelang, sich das Schmuckstück wieder auf den Finger zu stecken, aber schließlich hatte sie ihn über das Gelenk gestreift. »Passt auf dieser Hand ebenso gut. Was für ein Glück, nicht wahr.«
    »Hör zu! Wir können uns doch einigen!« Schweiß stand jetzt auf Gobbas Gesicht. »Wir können uns etwas einfallen lassen!«
    »Das habe ich mir schon. Leider habe ich keinen Berg zur Hand. Tut mir leid.« Sie zog den Hammer von einem Regal – einen Fäustel mit kurzem Stiel, dessen Kopf aus einem schweren Klumpen Stahl bestand – und fühlte, wie sich ihre Knöchel bewegten, als sie ihre behandschuhte Hand fest um den Stiel schloss. »Deswegen werde ich dich jetzt damit zerlegen. Haltet ihn schön fest, ja?« Freundlich zwang Gobbas rechten Arm auf den Amboss und breitete die zusammenkrampfenden Finger auf dem dunklen Metall aus. »Du hättest sichergehen sollen, dass ich wirklich tot bin.«
    »Orso wird davon erfahren! Er wird es erfahren!«
    »Natürlich wird er das. Sobald ich ihn von seiner anderen Terrasse stürze, wenn nicht schon vorher.«
    »Das wird dir nie gelingen! Er bringt dich um!«
    »Das hat er schon, weißt du noch? Es hat nicht lange vorgehalten.«
    Die Adern traten an Gobbas Hals hervor, als er sich wehrte, aber Freundlich hielt ihn trotz seines massigen Körpers fest gepackt. »Du kannst gegen ihn nicht

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