Racheklingen
schnaubte. »Weil du nicht den Mut dazu hast. Und davon abgesehen liebst du das Geld viel zu sehr.«
»Das stimmt bedauerlicherweise.« Sie unterhielten sich zwar wie alte Freunde, aber Sajaams Hand lag noch immer am Griff des Messers. »Was willst du?«
»Deine Hilfe, um einige Männer zu töten.«
»Die Schlächterin von Caprile braucht meine Hilfe beim Töten? Solange keiner der Männer in der Nähe von Herzog Orso zu suchen ist …«
»Er wird der Letzte von ihnen sein.«
»Oh, du verrücktes Luder.« Sajaam schüttelte langsam den Kopf. »Du liebst es, mich auf die Probe zu stellen, Monzcarro. Das hast du immer schon geliebt, bei uns allen. Es wird dir niemals gelingen. Niemals, nicht einmal, wenn du wartest, bis die Sonne verglüht.«
»Und was, wenn ich dazu in der Lage wäre? Sag mir nicht, dass das nicht schon all die Jahre dein größter Wunsch gewesen ist.«
»All diese Jahre, in denen du Mord und Brand in seinem Namen über ganz Styrien gebracht hast? In denen du nur zu gern seine Befehle annahmst und sein Geld, und in denen du bereit warst, ihm den Arsch zu lecken wie ein Hündchen einen neuen Knochen? In all diesen Jahren, meinst du? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du mir einmal deine Schulter angeboten hättest, damit ich mich ausweinen konnte.«
»Er hat Benna ermordet.«
»Tatsächlich? Auf den Plakaten steht, Herzog Rogont hätte euch beide erwischt.« Sajaam deutete auf ein paar der alten Papierbogen, die an der Wand hinter ihr flatterten. Das Gesicht einer Frau war darauf abgebildet und das eines Mannes. Espe erkannte mit einem äußerst flauen Gefühl in der Magengrube, dass seine neue Bekannte die Frau auf dem Bild war. »Getötet vom Achterbund. Alle waren völlig außer sich.«
»Ich bin nicht in der Stimmung für Späße, Sajaam.«
»Warst du das jemals? Aber es ist mein völliger Ernst. Du warst hierzulande eine Heldin. So nennt man doch jemanden, der so viele Menschen umgebracht hat, dass das Wörtchen Mörder nicht mehr passt. Orso hat eine große Rede gehalten und gesagt, wir alle müssten noch härter kämpfen als zuvor, um dich zu rächen, und alle haben geweint. Mir tut es leid um Benna. Ich habe den Jungen gemocht. Aber ich habe Frieden mit meinen Dämonen geschlossen. Das solltest du auch tun.«
»Die Toten mögen vergeben. Den Toten kann man vergeben.
Wir anderen haben Besseres zu tun. Ich will deine Hilfe, und du stehst in meiner Schuld. Bezahle, du Dreckskerl.«
Sie sahen sich eine ganze Weile finster an. Dann stieß der alte Mann einen langen Seufzer aus. »Ich habe immer schon gesagt, dass du einmal mein Tod sein wirst. Was ist dein Preis?«
»Ein Hinweis auf die richtige Richtung. Eine kleine Einführung in die richtigen Kreise, hier und da. Das ist doch jetzt deine Spezialität, oder nicht?«
»Ich kenne ein paar Leute.«
»Und dann muss ich einen Mann mit einem kühlen Kopf und einem starken Arm von dir borgen. Einen Mann, der keinen Schreck bekommt, wenn ein bisschen Blut fließt.«
Sajaam schien darüber nachzudenken. Dann wandte er den Kopf und rief über seine Schulter: »Kennst du so einen Mann, Freundlich?«
Schritte schlurften aus der Richtung, aus der Espe gekommen war. Offenbar war ihnen jemand gefolgt, und das sehr unauffällig. Die Frau nahm sofort eine Kampfhaltung ein, die Augen verengt, die Linke auf dem Griff ihres Degens. Espe hätte auch gern nach einer Waffe gegriffen, hätte er eine gehabt, aber seine eigenen hatte er in Uffrith verkauft, und das Messer trug immer noch Sajaam. Daher reichte es gerade für das nervöse Zucken seiner Finger, mit dem niemand auch nur im Geringsten gedient war.
Der Neuankömmling trat zu ihnen und verbeugte sich mit gesenktem Blick. Er war kleiner als Espe, einen halben Kopf oder mehr, aber er machte trotzdem einen überaus soliden Eindruck. Sein dicker Hals war breiter als sein Kopf, und große Hände ragten aus den Ärmeln eines schweren Mantels.
»Freundlich«, sagte Sajaam, der seine kleine Überraschung mit einem breiten Lächeln präsentierte, »das hier ist eine alte Freundin von mir, Murcatto. Du wirst eine Weile für sie arbeiten, wenn es dir nichts ausmacht.« Der Mann zuckte die massigen Schultern. »Wie heißt du noch mal, hast du gesagt?«
»Espe.«
Freundlichs Augen blickten kurz auf, dann wieder zu Boden. Traurige, seltsame Augen. Dann herrschte kurzes Schweigen.
»Ist er ein guter Mann?«, fragte Murcatto.
»Er ist der Beste, den ich kenne. Oder der Schlimmste, wenn man auf der
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