Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
Der hoch aufragende Kaminsims, der von den monströsen Marmorstatuen des Juvens und des Kanedias gestützt wurde, hatte sich ebenfalls nicht wegtragen lassen und umrahmte nun ein paar flammende Scheite, denen es jedoch nicht im Geringsten gelang, die gähnende Halle zu erwärmen. Der große runde Tisch stand noch an seinem Platz, dieselbe Karte wie immer war darauf ausgerollt. So wie es am letzten Tag gewesen war, an dem Benna noch lebte; allerdings war sie jetzt an einer Ecke mit ein paar braunen Spritzern von Orsos Blut befleckt.
    Monza ging darauf zu, verzog leicht gequält das Gesicht, als es in ihrer Hüfte knackte, und ihre Minister schlossen einen Kreis um den Tisch, so wie Orsos Minister es vordem auch getan hatten. Es hieß, dass sich die Geschichte immer wiederholte. »Welche Neuigkeiten bringen Sie?«
    »Gute«, sagte Vitari, »wenn man schlechte Nachrichten mag. Wie ich erfahren habe, sind die Baoliten mit zehntausend Mann über den Fluss gekommen und in osprianisches Gebiet eingefallen. Muris hat seine Unabhängigkeit erklärt und wieder einmal Krieg mit Sipani angefangen, während sich dort in den Straßen Sotorius’ Söhne befehden.« Ihr Finger zuckte über die Landkarte und illustrierte unbeeindruckt das Chaos auf dem Kontinent. »Visserine hat noch immer keinen neuen Regenten und ist ein geplünderter Schatten seines früheren Glanzes. Gerüchteweise geht die Pest in Affoia um, und in Nicante soll es einen großen Brand gegeben haben. Puranti ist in Aufruhr. In Musselia herrscht Durcheinander.«
    Rubine zupfte sich unglücklich den Bart. »Weh über Styrien! Man sagt überall, Rogont habe recht gehabt. Die Blutigen Jahre sind zu Ende. Nun beginnen die Jahre des Feuers. In Westport verkünden die heiligen Männer das Ende der Welt.«
    Monza schnaubte. »Diese Dreckskerle verkünden das Ende der Welt, sobald sich ein Vogel zum Kacken hinsetzt. Gibt es irgendwo keinen Ärger?«
    »In Talins?« Vitari sah sich im Saal um. »Obwohl ich hörte, dass der Palast von Fontezarmo kürzlich schwer geplündert wurde. Und in Borletta.«
    »Borletta?« Es war nicht viel länger her als ein Jahr, seit Monza Orso in ebendiesem Saal berichtet hatte, wie gründlich ihre Truppen über die Stadt hergefallen waren. Und nicht zu vergessen den Kopf des Regenten über den Toren aufgespießt hatten.
    »Herzog Cantains junge Nichte hat ein Komplott des städtischen Adels vereitelt, sie zu stürzen. Offenbar hat sie eine so schöne Rede gehalten, dass sie alle ihre Degen beiseitewarfen, auf die Knie fielen und ihr an Ort und Stelle bedingungslose Treue schworen. Jedenfalls erzählt man es sich so.«
    »Bewaffnete in die Knie zu zwingen, ist immer eine große Leistung, ganz gleich, wie sie es angestellt hat.« Monza erinnerte sich daran, wie Rogont seinen großen Sieg errungen hatte.
Klingen können Männer töten, aber nur Worte können sie bewegen, und gute Nachbarn sind der sicherste Schutz bei einem Sturm.
»Haben wir so etwas wie einen Botschafter?«
    Rubine blickte in die Runde. »Ich denke, es würde sich jemand finden lassen.«
    »Dann finden Sie jemanden und schicken Sie ihn nach Borletta, mit einem angemessenen Geschenk für die überzeugungskräftige Gräfin und … entbieten Sie ihr unsere schwesterliche Zuneigung.«
    »Schwesterliche … Zuneigung?« Vitari sah aus, als habe sie einen Kackhaufen in ihrem Bett entdeckt. »Ich dachte, so was wäre nicht dein Stil.«
    »Mein Stil ist alles, was funktioniert. Ich habe einmal gehört, gute Nachbarn seien der sicherste Schutz bei einem Sturm.«
    »Nachbarn und gute Schwerter.«
    »Gute Schwerter verstehen sich von selbst.«
    Rubine hatte ein höchst entschuldigendes Gesicht aufgesetzt. »Euer Exzellenz, Ihr Ruf ist nicht … so gut, wie er sein könnte.«
    »Das war er nie.«
    »Aber man macht Sie nun allerorten für den Tod von König Rogont, Kanzler Sotorius und ihren Gefährten im Neunerbund verantwortlich. Dass Sie als Einzige überlebten …«
    Vitari warf Monza einen süffisanten Blick zu. »Verdammt auffällig.«
    »In Talins werden Sie deswegen natürlich nur umso mehr geliebt. Aber in den anderen Städten … wenn Styrien nicht so tief zerrissen wäre, dann würden sie sich sicherlich gegen Sie verbünden.«
    Grulo sah missmutig zu Scavier hinüber. »Wir brauchen einen Verantwortlichen.«
    »Schieben wir die Schuld doch ausnahmsweise dem zu, der sie auch verdient hat«, sagte Monza. »Castor Morveer vergiftete die Krone, zweifelsohne in Orsos Auftrag. Machen

Weitere Kostenlose Bücher