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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Furchen, mit kantigen Wangenknochen und Augen, die hungrig und hell in dunkelschattigen Höhlen lagen. Monzas Augen weiteten sich, und der eisige Schock des Wiedererkennens überspülte sie wie Eiswasser.
    »Töten Sie sie!«, brüllte Orso.
    Der Neuankömmling lächelte, aber es war wie das Lächeln eines Totenschädels, das seine Augen niemals erreichte. »Sie töten? Nach all den Mühen, die es mir bereitet hat, sie am Leben zu erhalten?«
     
    Die Farbe war ihr aus dem Gesicht gewichen. Tatsächlich sah sie beinahe so blass aus wie damals, als er sie gefunden hatte, zerschlagen zwischen den Abfällen auf den Hängen von Fontezarmo. Oder als sie das erste Mal erwacht war, nachdem er ihr die Fäden gezogen hatte, und sie voller Entsetzen ihren vernarbten Körper betrachtet hatte.
    »Sie töten?«, fragte er wieder. »Nachdem ich sie vom Berg hinwegtrug? Nachdem ich ihre Knochen richtete und sie wieder zusammenflickte? Nachdem ich sie in Puranti vor Ihren Schergen beschützte?«
    Schenkt drehte die Hand um und ließ den Ring herausfallen, und er hüpfte einmal und drehte sich dann funkelnd neben ihrer verkrüppelten rechten Hand. Sie hatte ihm nicht gedankt, aber er hatte keinen Dank erwartet. Er hatte es nicht ihres Dankes wegen getan.
    »Tötet sie beide!«, schrie Orso.
    Schenkt überraschte es immer wieder, dass Männer wegen Kleinigkeiten so leicht Verrat begingen, aber doch äußerst loyal sein konnten, wenn ihr Leben verwirkt war. Diese letzten wenigen Leibwächter kämpften bis auf den Tod für Orso, obwohl seine Zeit unübersehbar vorüber war. Vielleicht konnten sie nicht begreifen, dass ein so großer Mann wie der Großherzog von Talins sterben könnte wie jeder andere und dass all seine Macht so schnell zu Staub zerfiel. Oder vielleicht bestand ihr einziger Lebenszweck in ihrem Dienst für ihren Herrn, und sie wollten lieber den kurzen Schritt in den Tod als Teil einer großen Sache tun als den langen, harten Weg in die Bedeutungslosigkeit beschreiten.
    Falls das der Fall war, dann wollte Schenkt es ihnen nicht vorenthalten. Langsam, ganz langsam atmete er ein.
    Das langgezogene Surren der Flachbogensehne pochte laut in seinen Ohren. Er wich dem ersten Bolzen aus, ließ ihn unter seinem erhobenen Arm hindurchsurren. Der zweite war hervorragend gezielt, direkt auf Murcattos Kehle. Er pflückte ihn mit Zeigefinger und Daumen aus der Luft, als er an ihm vorüberkroch, und legte ihn vorsichtig auf ein poliertes Tischchen, als er durch den Raum schritt. Dann schnappte er sich eine idealisierte Büste, die daneben stand und einen von Orsos Vorfahren zeigte – seinen Großvater, wie Schenkt vermutete, jenen, der selbst ein Söldner gewesen war. Er schleuderte sie dem Flachbogenschützen entgegen, der ihm am nächsten stand und der gerade verwirrt den Bogen senkte. Sie prallte gegen seinen Bauch, bohrte sich tief in die Rüstung, faltete ihn in einem Schauer von Steinbröckchen in der Hälfte zusammen und riss ihn von den Beinen und warf ihn gegen die hintere Wand, Beine und Arme weit ausgestreckt, während der Bogen hoch durch die Luft trudelte.
    Schenkt schlug einem weiteren Gegner auf den Helm und trieb das Blech bis in die Schultern hinunter. Blut spritzte unter dem eingedellten Visier hervor, und die Axt fiel dem Soldaten langsam aus der Hand. Der Nächste trug einen offenen Helm, und ein überraschter Ausdruck malte sich auf seine Züge, als Schenkts Faust eine solche Delle in seinen Brustharnisch schlug, dass sich auch der Rückenpanzer mit dem Geräusch gebogenen Metalls kreischend ausbeulte. Er sprang zum Tisch, und der Marmorboden zersplitterte, als er mit den Füßen wieder aufsetzte. Einer der beiden verbliebenen Bogenschützen hob langsam den Flachbogen, als wolle er ihn als Schild benutzen. Schenkts Hand zerschlug ihn in zwei Hälften, die Sehne zuckte durch die Luft, dann riss er dem Mann den Helm herunter und schickte ihn trudelnd zur Decke. Sein Körper taumelte zur Seite, Blut spritzte hervor, dann rollte er sich in einem Schauer Gipskrümel vor der Wand zusammen. Schenkt packte den anderen Schützen und schleuderte ihn aus einem der hohen Fenster, funkelnde Glasscherben flogen herum, prallten auf, drehten sich, zerplatzten, und das tiefe Krachen zerbrechenden Glases ließ die Luft vibrieren.
    Der Vorletzte hatte das Schwert erhoben, und Spucketröpfchen flogen von seinen verzerrten Lippen, als er einen Kriegsschrei ausstieß. Schenkt packte seine Handgelenke und schleuderte ihn über Kopf

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