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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Sie das bekannt. Wenn möglich, überall.«
    »Aber, Euer Exzellenz …« Rubines Ton klang nicht mehr entschuldigend, sondern schicksalsergeben. »Diesen Namen kennt doch niemand. Bei großen Verbrechen brauchen die Menschen einen großen Namen, den sie dafür verantwortlich machen können.«
    Monzas Augen glitten nach oben. Herzog Orso grinste triumphierend von dem Gemälde einer Schlacht auf sie herab, an der er nie teilgenommen hatte. Sie merkte, dass sie zurückgrinste. Hübsch aufgemachte Lügen sind stets erfolgreicher als die ermüdende Wahrheit.
    »Dann blasen Sie ihn doch ein bisschen auf. Castor Morveer, der Tod ohne Gesicht, der gefährlichste Meister-Giftmischer aller Zeiten. Der größte und geschickteste Mörder in der Geschichte. Ein Giftmischer-Poet. Ein Mann, der in das bestbewachte Gebäude Styriens eindringen, den Monarchen und vier der größten Fürsten vergiften konnte, und der dann wie der Nachtwind entwischte. Wer ist sicher vor dem König der Gifte? Nun, ich hatte Glück, dass ich mit dem Leben davonkam.«
    »So arm und unschuldig, wie du bist.« Vitari schüttelte langsam den Kopf. »Es geht mir gegen den Strich, dieses schleimige Ekelpaket noch mit Ruhm zu überhäufen.«
    »Ich vermute, du hast schon Schlimmeres ertragen.«
    »Tote sind schlechte Sündenböcke.«
    »Ach, komm schon, wir können ihm doch sicher ein bisschen Leben einhauchen. Plakate an allen Straßenecken, in denen seine schrecklichen Verbrechen angeprangert werden und auf denen wir, sagen wir, hunderttausend Waag auf seinen Kopf aussetzen.«
    Volfier blickte immer beunruhigter drein. »Aber … er ist doch tot, oder nicht?«
    »Wurde zusammen mit den anderen verscharrt, als wir die Gräben wieder zugeschüttet haben. Was bedeutet, dass wir dieses Kopfgeld niemals werden zahlen müssen. Ach, zur Hölle, machen wir zweihunderttausend draus, dann sieht es auch noch so aus, als hätten wir Geld.«
    »Und wenn man so aussieht, als sei man reich, dann ist das fast so nützlich, als wenn man es wirklich wäre«, erklärte Scavier, die Grulo einen finsteren Blick zuwarf.
    »Bei der Geschichte, die ich verbreiten lassen werde, wird man den Namen Morveer noch in ehrfurchtsvollem Flüstern aussprechen, wenn wir schon lange tot sind.« Vitari lächelte. »Mütter werden ihre Kinder damit erschrecken.«
    »Bei dieser Vorstellung liegt er sicherlich grinsend in seinem Grab«, sagte Monza. »Nebenbei bemerkt, ich habe gehört, dass du eine kleine Revolte ausgehoben hast.«
    »Ich würde diesen Ausdruck nicht dadurch abwerten wollen, dass ich ihn auf diese Amateure anwendete. Die Narren haben Plakate aufgehängt, auf denen sie ihre Treffen bekanntgaben! Wir wussten ja ohnehin schon von ihnen, aber Plakate? Offen aufgehängt? Wenn du mich fragst, haben sie die Todesstrafe wegen Dummheit verdient.«
    »Auch Verbannung wäre eine Möglichkeit«, schlug Rubine vor. »Ein wenig Erbarmen sorgt dafür, dass Sie gerecht, tugendhaft und mächtig wirken.«
    »Und Sie meinen wohl, das könnte ich insgesamt gut gebrauchen, was?« Sie dachte einen Augenblick nach. »Brummen Sie Ihnen ein heftiges Bußgeld auf, geben Sie ihre Namen bekannt, stellen Sie sie nackt vor dem Senatsgebäude zur Schau, und dann … lassen Sie sie frei.«
    »Frei?« Rubine hob die buschigen weißen Augenbrauen.
    »Frei?« Vitari hob ihre hellroten.
    »Wie gerecht, tugendhaft und mächtig wirke ich denn dann wohl? Wenn wir sie hart bestrafen, dann geben wir ihren Freunden einen Grund, ein Unrecht zu rächen. Doch wenn wir sie verschonen, dann erscheint Widerstand absurd. Beobachte sie, Vitari. Du hast selbst gesagt, sie seien blöd. Wenn sie noch mehr Verrätereien planen, dann werden sie uns selbst auf ihre Spur bringen. Dann können wir sie immer noch hängen.«
    Rubine räusperte sich. »Wie Euer Exzellenz befiehlt. Ich werde Plakate drucken lassen, auf denen die Gnade, die Sie diesen Männern erweisen, genau geschildert wird. Die Schlange von Talins verzichtet darauf, die Fangzähne zu zeigen.«
    »Für den Augenblick. Wie steht es auf den Märkten?«
    Ein hartes Lächeln glitt über Scaviers weiches Gesicht. »Geschäftig, höchst geschäftig, von morgens bis abends. Es sind Händler zu uns gekommen, die dem Chaos in Sipani, in Ospria und in Affoia entfliehen wollen, und sie sind bereit, uns das zu zahlen, was uns zusteht, wenn sie bei uns ihre Ladung ohne Probleme löschen können.«
    »Die Kornspeicher?«
    »Die Ernte war gut genug, damit wir den Winter ohne Aufruhr

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