Racheklingen
in wessen Garten Sie da pissen …«
»Falsch.« Monza beugte sich hinunter, und Eider wich zurück. »Es ist mir egal. Das ist ein Unterschied.«
»Jetzt?«, fragte Day.
»Jetzt.«
Die Hand der jungen Frau schoss vor und piekste eine schimmernde Nadel in Eiders Ohr. »Ah!«
Day gähnte, als sie den kleinen Metalldorn wieder in einer Innentasche verstaute. »Machen Sie sich keine Sorgen, es wirkt ganz langsam. Sie haben mindestens noch eine Woche.«
»Bis was passiert?«
»Bis Sie krank werden.« Day biss von ihrer Pflaume ab, und Saft rann über ihr Kinn. »Verdammt«, brummte sie und wischte den Tropfen mit der Fingerspitze ab.
»Krank?«
»Sehr, sehr krank. Einen Tag später sind Sie dann toter als Juvens.«
»Wenn Sie uns helfen, dann bekommen Sie ein Gegengift und zumindest die Möglichkeit, abzuhauen.« Mit dem behandschuhten Daumen und Zeigefinger rieb Monza das Blut von der Spitze von Bennas Degen. »Wenn Sie versuchen, irgendjemandem von unseren Plänen zu erzählen, hier oder in der Union, Orso oder Ario oder Ihrem Freund, dem Krüppel, dann …« Sie schob die Klinge wieder in die Scheide und ließ den Griff mit einem scharfen Klicken einschnappen. »So oder so wird Ario wohl eine Mätresse verlieren.«
Eider starrte sie der Reihe nach an, eine Hand weiter an den Hals gepresst. »Ihr bösartigen Luder.«
Day saugte das letzte Fruchtfleisch vom Pflaumenkern und warf ihn dann weg. »Jeder verdient sich seinen Lebensunterhalt auf seine Weise.«
»Wir sind fertig.« Vitari zerrte Arios Mätresse am Ellenbogen vom Stuhl und schob sie zur Tür.
Monza trat ihr in den Weg. »Was werden Sie Ihrem angeschlagenen Bediensteten sagen, wenn er wieder zu sich kommt?«
»Dass … dass wir ausgeraubt wurden?«
Monza streckte die behandschuhten Finger aus. Eider starrte sie noch ungläubiger an. Dann löste sie die Kette von ihrem Hals, ließ sie in Monzas Handfläche fallen und legte die Ringe dazu. »Überzeugend genug?«
»Ich weiß nicht. Sie scheinen eine Frau zu sein, die sich zu wehren versucht.« Damit schlug Monza ihr ins Gesicht. Eider kreischte, taumelte und wäre gestürzt, hätte Vitari sie nicht aufgefangen. Blut tropfte von ihrer Nase, als sie aufsah, die Lippe war aufgeplatzt, und für einen kurzen Augenblick lag ein seltsamer Ausdruck auf ihrem Gesicht. Verletzt, ja. Natürlich auch verängstigt. Aber vor allem zornig. Ganz ähnlich vielleicht, wie Monza ausgesehen hatte, als man sie von der Balkonbrüstung geworfen hatte.
»Jetzt sind wir fertig«, sagte sie.
Vitari riss an Eiders Ellenbogen und zerrte sie in den Flur, auf die Haustür zu. Ihre Schritte scharrten über die dreckigen Dielen. Day seufzte, dann stieß sie sich von der Wand ab und bürstete die Putzkrümel von ihrem Rücken. »Nett und sauber.«
»Woran dein Meister keinen Anteil hatte. Wo steckt er?«
»Ich ziehe den Ausdruck Dienstherr vor, und er sagte, er hätte einige Besorgungen zu erledigen.«
»Besorgungen?«
»Ist das ein Problem?«
»Ich zahle für den Herrn, nicht für den Hund.«
Day grinste. »Wau wau. Morveer beherrscht nichts, was ich nicht auch könnte.«
»Tatsächlich?«
»Er wird alt. Arrogant. Die aufgelösten Knoten von dem Seil in Westport hätten ihn beinahe umgebracht. Ich würde nicht wollen, dass eine solche Unvorsichtigkeit Ihre Unternehmungen gefährdet. Nicht bei der Summe, die Sie zahlen. Keine Gesellschaft ist so gefährlich wie die eines unvorsichtigen Giftmischers.«
»In dieser Hinsicht kann ich dir nicht widersprechen.«
Day zuckte die Achseln. »In unserem Beruf kommt es ständig zu Unfällen. Vor allem bei den alten Giftmischern. Es ist eigentlich ein Beruf für junge Leute.« Sie schlenderte in den Flur und kam an Vitari vorbei, die gerade zurückkehrte. Der entzückte Ausdruck war lange schon wieder von dem Gesicht der rothaarigen Frau verschwunden, ebenso wie der selbstbewusste Gang. Sie hob einen schwarzen Stiefel und stieß den Stuhl ungehalten in eine Ecke.
»Das wäre also unser Weg hinein«, sagte sie.
»Sieht so aus.«
»Genau, wie ich dir versprochen habe.«
»Genau, wie du mir versprochen hast.«
»Ario und Foscar, alle beide, und die Möglichkeit, an sie heranzukommen.«
»Ein gutes Tagewerk.«
Sie sahen einander an, und Vitari fuhr sich mit der Zunge im Mund herum, als müsse sie einen bitteren Geschmack vertreiben. »Nun ja.« Sie zuckte die mageren Schultern. »Jeder verdient sich seinen Lebensunterhalt auf seine Weise.«
DAS LEBEN EINES TRINKERS
»Ein
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