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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Eider hob die Hand, die Zähne gebleckt, und ihre Augen irrten flackernd durch den Raum, kehrten dann zu Vitari zurück. »Nein … ah … ich werde Ihnen behilflich sein. Sagen … sagen Sie mir einfach, was Sie wissen wollen.«
    »Wieso sind Sie hierhergekommen, noch vor Ihrem Geliebten?«
    »Um Vorbereitungen für den Ball zu treffen. Kostüme, Masken, alle möglichen …«
    Vitaris Faust traf wieder auf dieselbe Stelle, diesmal allerdings härter, und der feste Schlag hallte von den feuchten Wänden wider. Eider wimmerte, schlang die Arme um den Oberkörper, holte erschauernd Luft und hustete sie wieder aus, das Gesicht vor Schmerz verzerrt. Vitari sah auf sie herab wie eine schwarze Spinne auf eine eingesponnene Fliege. »Ich verliere die Geduld. Weswegen sind Sie hier?«
    »Ario möchte … eine andere Art von Fest veranstalten … anschließend. Für seinen Bruder. Für den Geburtstag seines Bruders.«
    »Was für eine Art von Fest?«
    »Die Art, für die Sipani bekannt ist.« Eider hustete wieder, wandte den Kopf ab und spuckte aus; einige Tröpfchen benetzten die Schulter ihres schönen Mantels.
    »Wo?«
    »In Cardottis Haus der Sinnesfreuden. Er hat das ganze Etablissement für eine Nacht gemietet. Für sich, für Foscar und für seine Edelleute. Er hat mich hierhergeschickt, um die entsprechenden Vorbereitungen zu treffen.«
    »Er hat seine Mätresse geschickt, um Huren anzuheuern?«
    Monza schnaubte. »Klingt wirklich sehr nach Ario. Was für Vorbereitungen?«
    »Leute zu finden, die für Unterhaltung sorgen. Das Lokal entsprechend auszustatten. Dafür zu sorgen, dass alles sicher ist. Er … vertraut mir.«
    »Wie dumm von ihm«, kicherte Vitari. »Ich frage mich, was er wohl täte, wenn er wüsste, für wen Sie wirklich arbeiten, was? Für wen Sie wirklich spionieren? Für unseren gemeinsamen Freund im Haus der Befragungen? Für unseren verkrüppelten Bekannten von der Inquisition Seiner Majestät? Sie halten doch sicher im Sinne der Union ein Auge auf die Geschäfte hier, nicht wahr? Sie haben vermutlich allmählich Schwierigkeiten, im Gedächtnis zu behalten, wen Sie in welcher Woche gerade verraten.«
    Eider starrte sie wütend an, die Arme noch immer um die malträtierten Rippen geschlungen. »Jeder verdient sich seinen Lebensunterhalt auf seine Weise.«
    »Oder verdient sich den Tod, wenn Ario die Wahrheit erfährt. Eine kurze Nachricht würde genügen.«
    »Was wollen Sie?«
    Monza trat aus den Schatten. »Ich will, dass Sie uns helfen, nahe an Ario und auch an Foscar heranzukommen. Ich will, dass Sie uns am Abend des Fests in Cardottis Haus der Sinnesfreuden bringen. Was die abendliche Unterhaltung angeht, so werden Sie engagieren, wen wir wollen, wann wir wollen und wie wir wollen. Verstanden?«
    Eiders Gesicht war sehr blass geworden. »Sie wollen sie umbringen?« Niemand sagte ein Wort, doch das Schweigen sprach Bände. »Orso wird darauf kommen, dass ich ihn verraten habe! Der Krüppel wird wissen, dass ich ihn verraten habe! Im ganzen Weltenrund gibt es keine schlimmeren Feinde! Da könnten Sie mich genauso gut gleich umbringen!«
    »Na gut.« Die Klinge des Calvez sang einen feinen Ton, als Monza sie aus der Scheide zog. Eiders Augen weiteten sich.
    »Warten Sie …«
    Monza holte aus, legte die schimmernde Degenspitze in die kleine Vertiefung zwischen Eiders Schlüsselbeinen und drückte sanft zu. Arios Mätresse wich gegen die Stuhllehne zurück, so weit es ging, und ihre Hände öffneten und schlossen sich hilflos.
    »Ah! Ah!« Monza drehte das Handgelenk, und Stahl blitzte auf, als die schlanke Klinge einmal in die eine und dann in die andere Richtung zuckte und die Spitze dabei ganz leicht über Eiders Hals fuhr. Eine dunkle Blutspur rann von der Wunde zum Brustbein hinab. Ihr Schreien wurde schriller, drängender, angsterfüllter. »Nein! Ah! Bitte! Nein!«
    »Nein?« Der Degen hielt Eider weiter gegen die Stuhllehne gepresst. »Doch noch nicht bereit zu sterben? Das sind die wenigsten von uns, wenn der Augenblick gekommen ist.« Damit zog sie den Calvez zurück, und Eider fuhr wieder nach vorn, berührte ihren blutenden Hals mit einer bebenden Fingerspitze, während ihr Atem in abgehackten Stößen kam.
    »Sie begreifen es nicht. Es ist nicht nur Orso! Es ist auch nicht nur die Union! Sie werden beide von einer Bank gelenkt. Von Valint und Balk. Sie gehören ihnen praktisch! Die Blutigen Jahre sind für sie nur ein Nebenkriegsschauplatz. Ein Scharmützel. Sie haben ja keine Ahnung,

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