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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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schlugen, unter Wasser tauchten oder auf andere Weisen folterten, die sich in der nächtlichen Schwärze der Schlafsäle gut ausführen ließen.
    Murcattos zwei neue Gehilfen, bei deren Einstellung man ihm nicht das geringste Mitspracherecht eingeräumt hatte, sorgten auch nicht dafür, dass er sich wohler fühlte. Schylo Vitari hatte einst als Folterknecht gedient und handelte mit Informationen. Zwar war sie darin sehr geschickt, ansonsten aber mit einer ziemlich eckigen Persönlichkeit gesegnet. Er hatte schon einmal mit ihr zusammengearbeitet und dabei keine angenehmen Erfahrungen gemacht. Morveer fand allein die Vorstellung, jemandem mit den eigenen Händen Schmerzen zuzufügen, absolut widerwärtig. Aber sie kannte Sipani wie ihre Westentasche, und daher ging er davon aus, dass er sie ertragen musste. jedenfalls für den Augenblick.
    Nicomo Cosca war entschieden schlimmer. Ein bekanntermaßen zerstörerischer, verräterischer und launischer Söldner, der außer dem eigenen Profit keine Moral und keine Skrupel kannte. Ein Trinker, Verschwender und Frauenheld mit der Selbstbeherrschung eines tollwütigen Hundes. Dieser wichtigtuerische Wendehals mit seiner unglaublich überhöhten Selbsteinschätzung war das genaue Gegenteil von Morveer selbst. Und jetzt hatte die Gruppe dieses gefährlich unvorhersehbare Element nicht nur ins Vertrauen gezogen und in ihre Pläne eingeweiht, sondern schien seiner zitternden Hülle auch noch Achtung zu erweisen. Selbst Day, Morveers eigene Gehilfin, lachte über seine Witze, wenn sie nicht gerade den Mund voll hatte, was zugegebenermaßen selten vorkam.
    »… ein Haufen Schurken, der rund um einen Tisch in einem verlassenen Lagerhaus hockt?«, überlegte Cosca gerade und ließ die blutunterlaufenen Augen über die Anwesenden schweifen. »Die über Masken, Verkleidungen und Waffen sprechen? Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie ein Mann von meinem Kaliber in eine solche Gesellschaft geraten ist. Man könnte beinahe glauben, dass hier im Geheimen ein Verbrechen vorbereitet wird!«
    »Genau das denke ich auch«, unterbrach Morveer ihn mit schriller Stimme. »Einen solchen Fleck auf meinem Gewissen kann ich nicht dulden. Daher habe ich ein wenig Witwenblütenextrakt in Ihre Schüsseln getan. Ich hoffe, dass Sie alle Ihre letzten schmerzerfüllten Augenblicke genießen werden!«
    Sechs Gesichter starrten ihn an. Es herrschte Schweigen.
    »Das war natürlich nur ein Witz«, krächzte er, als er bemerkte, dass sein Versuch, das Gespräch ein wenig zu beleben, großartig nach hinten losgegangen war. Espe atmete laut und langsam aus. Murcatto fuhr sich mit der Zunge verärgert um einen Eckzahn. Day sah böse in ihre Schüssel.
    »Giftmischerhumor.« Cosca starrte ihn über den Tisch hinweg an, aber die Wirkung seines Blicks litt ein wenig darunter, dass seine zitternde rechte Hand die Gabel rhythmisch gegen seine Schüssel schlagen ließ. »Eine meiner Geliebten wurde durch Gift getötet. Seitdem habe ich für Ihren Berufsstand nur Verachtung übrig. Und für alle, die ihm angehören, natürlich auch.«
    »Sie können wohl kaum erwarten, dass ich für die Handlungen all jener, die meinem Beruf nachgehen, Verantwortung übernehme.« Morveer hielt es für das Beste, an dieser Stelle nicht zu erwähnen, dass er im fraglichen Fall tatsächlich persönlich verantwortlich gewesen war, denn er war es gewesen, der vor vierzehn Jahren von der Großherzogin Sefeline von Ospria beauftragt worden war, Nicomo Cosca aus dem Weg zu räumen. Es hatte ihn ausgesprochen erzürnt, dass sein Anschlag das Ziel verfehlte und stattdessen die Geliebte des Mannes getötet hatte.
    »Ich zerquetsche Wespen überall, wo ich sie finde, ob sie mich schon gestochen haben oder nicht. Für mich haben Menschen wie Sie – wenn man da von Menschen sprechen kann – alle die gleiche Verachtung verdient. Ein Giftmischer ist der dreckigste Feigling, den es gibt.«
    »Nur noch übertroffen vom Trinker!«, gab Morveer mit angemessen hochgezogener Oberlippe zurück. »Derartiger menschlicher Abschaum würde beinahe Mitleid hervorrufen, wäre er nicht so durch und durch widerwärtig. Kein Tier ist vorhersehbarer. Wie eine verdorbene Brieftaube auf dem Heimflug kehrt der Trinker immer zur Flasche zurück, eine Änderung seines Verhaltens ist unmöglich. Es ist der einzige Fluchtweg weg von dem Elend, das er hinter sich zurücklässt. Die nüchterne Welt ist für ihn so voller Zeugnisse seines Versagens, dass er darin

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