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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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müssen sie den Innenhof einnehmen, dann die Spiel- und Rauchsäle, und von dort aus müssen sie die Treppen sichern. Die Gäste entwaffnen und zusammentreiben. Höflich natürlich und immer mit größtem Anstand. Immer den Überblick behalten.«
    »Überblick.« Murcattos behandschuhter Finger tippte auf die Tischplatte. »Das ist das Wort, das fest in eure winzigen Köpfe eingebrannt sein sollte. Wir töten Ario, wir töten Foscar. Falls die anderen Ärger machen, dann tut ihr, was getan werden muss, aber versucht, die Zahl der Morde möglichst gering zu halten. Wir alle werden anschließend genug Probleme haben, auch ohne dass es ein Blutbad gibt. Habt ihr das alle verstanden?«
    Cosca räusperte sich. »Ein Gläschen würde mir vielleicht dabei helfen, das alles zu verinnerlichen …«
    »Ich hab’s begriffen.« Espe übertönte ihn. »Überblick und so wenig Blut wie möglich.«
    »Zwei Morde.« Freundlich stellte den Topf mitten auf den Tisch. »Einer und noch einer, und mehr nicht. Essen.« Damit schöpfte er Suppe in die Schüsseln.
    Gerne hätte er sichergestellt, dass alle gleich viele Stücke Fleisch bekamen. Und auch dieselbe Anzahl Karotten- und Zwiebelstücke, dieselbe Anzahl Bohnen. Aber bis er sie alle gezählt hätte, würde das Essen kalt sein, und er hatte bereits öfters gemerkt, dass die meisten Leute dieses Ausmaß an Präzision eher anstrengend fanden. Es hatte einmal zu einer Schlägerei in der Messe der Sicherheit geführt, und Freundlich hatte zwei Männer getötet und einem anderen die Hand abgeschlagen. Jetzt hatte er nicht den Wunsch, jemanden zu töten. Er hatte Hunger. Also gab er sich damit zufrieden, jedem gleich viele Kellen auszuteilen und das Gefühl tiefen Unbehagens zu ignorieren, das an ihm nagte.
    »Das ist lecker«, schmatzte Day mit vollem Mund. »Das ist einfach hervorragend. Gibt es noch mehr?«
    »Wo hast du so zu kochen gelernt, mein Freund?«, erkundigte sich Cosca.
    »Ich habe drei Jahre in den Küchen der Sicherheit verbracht. Der Mann, der mir alles beibrachte, war zuvor der oberste Koch des Herzogs von Borletta.«
    »Wieso war der im Gefängnis?«
    »Er hatte seine Frau umgebracht, eine Suppe aus ihr zubereitet und sie aufgegessen.«
    Um den Tisch breitete sich Schweigen aus. Cosca räusperte sich geräuschvoll. »In dieser Fleischsuppe ist aber keine Frau, hoffe ich doch?«
    »Der Metzger sagte, es sei Lamm, und ich hatte keinen Grund, daran zu zweifeln.« Freundlich hob seine Gabel. »Menschenfleisch würde auch niemand so billig verkaufen.«
    Wieder herrschte ein so unbehagliches Schweigen, wie Freundlich es öfter heraufbeschwor, wenn er mehr als drei Worte auf einmal sagte. Dann stieß Cosca ein gurgelndes Lachen aus. »Hängt von den Umständen ab. Erinnert mich daran, wie wir diese Kinder gefunden haben, weißt du noch, Monza, nach der Belagerung von Muris?« Ihr finsterer Blick wurde sogar noch härter als sonst, aber Cosca ließ sich nicht aufhalten. »Wir fanden also diese Kinder, und wir wollten sie an ein paar Sklavenhändler verkaufen, aber du dachtest, wir könnten sie auch …«
    »Natürlich!« Morveer kreischte beinahe. »Wie
köstlich
! Was könnte wohl lustiger sein, als Waisenkinder in die Sklaverei zu verkaufen?«
    Neuerliches Schweigen, während der Giftmischer und der Söldner tödliche Blicke tauschten. Freundlich hatte in der Sicherheit öfter beobachtet, wie sich Männer auf diese Art und Weise ansahen. Wenn neues Blut hereinkam und Gefangene zwangsweise eine Zelle miteinander teilen mussten. Manchmal erwischte ein Mann den anderen einfach auf dem falschen Fuß. Und sie hassten sich vom ersten Augenblick an. Zu unterschiedlich. Oder zu ähnlich. Hier draußen war so etwas natürlich nicht so leicht vorherzusagen. Aber in der Sicherheit wusste man, wenn sich zwei Männer auf diese Weise ansahen, dass über kurz oder lang Blut fließen würde.
     
    Ein Schnaps, ein Schnaps, ein Schnaps. Coscas Augen glitten von der selbstgefälligen Laus Morveer zum vollen Weinglas des Giftmischers, über die Gläser der anderen, dann wieder zu seinem eigenen, ekelerregenden Becher mit Wasser und schließlich zu der Weinflasche auf dem Tisch, die seinen Blick wie mit glühenden Zangen auf sich zog. Ein schneller Sprung, und er konnte sie an sich reißen. Wie viel würde er schlucken können, bevor sie ihm die Pulle aus den Händen rissen? Wenige Männer konnten schneller trinken als er, wenn die Umstände es erforderten …
    Dann sah er, dass Freundlich ihn

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