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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Großherzog Orso von Talins einspannen ließ und beschloss, auf getürkte Schlachten keine Lust mehr zu haben. Bis sie beschloss, einen richtigen Angriff zu führen, mit gut geschärften Säbeln, die ganz ernsthaft geschwungen wurden. Bis du beschlossen hast, es anders zu machen, nicht, Monza? Schade, dass du mir nicht erzählt hast, dass wir keinen Schaukampf mehr veranstalten würden. Ich hätte meine Jungs warnen können und sicher ein paar Leben gerettet.«
    »Deine Jungs.« Sie schnaubte. »Lass uns mal nicht so tun, als hätte dir jemals irgendein anderes Leben außer deinem eigenen etwas bedeutet.«
    »Es gab tatsächlich ein paar, die ich für wertvoller hielt. Es hat mir allerdings nie etwas eingebracht, ebenso wenig wie den anderen.« Cosca hielt die blutunterlaufenen Augen unverwandt auf Monza gerichtet. »Wer von deinen Leuten hat sich gegen dich gewandt? Der Getreue Carpi, oder? War dann am Ende doch nicht so treu, was?«
    »Er war so treu, wie man hätte verlangen können. Bis er mir ganz zum Schluss den Dolchstoß gab.«
    »Und jetzt hat zweifelsohne er den Posten des Generalhauptmanns übernommen?«
    »Nach dem, was ich hörte, sitzt er tatsächlich mit seinem fetten Arsch auf dem Hauptmannsstuhl.«
    »Genau wie du mit deinem mageren Hintern, nachdem ich weg vom Fenster war. Aber er hätte nichts tun können, wenn ihm die anderen Hauptmänner nicht zur Seite gestanden hätten, oder? Feine Jungs, allesamt. Der Dreckskerl Andiche. Der dicke Blutsauger Sesaria. Diese grinsende Made Victus. Waren diese drei gierigen Schweine noch bei dir?«
    »Sie hatten nach wie vor ihre Schnauzen im Trog. Sie alle haben sich gegen mich verschworen, da bin ich sicher, so wie damals gegen dich. Du sagst mir nichts Neues.«
    »Niemand ist dir am Ende dankbar. Weder für die Siege, die du den Leuten gibst, noch für das Geld, das du ihnen verdienst. Sie fangen an, sich zu langweilen. Und sobald etwas Besseres des Weges kommt …«
    Monza verlor die Geduld. Eine Anführerin kann es sich nicht leisten, eine Schwäche zu zeigen. »Wenn du so ein guter Menschenkenner bist, dann wundert es doch, dass du nun als Trinker ohne Freunde und ohne Geld dastehst, oder, Cosca? Tu nicht so, als hätte ich dir nicht Tausende von Gelegenheiten gegeben. Du hast sie alle weggeworfen, ebenso wie die, die du von allen anderen bekommen hast. Mich interessiert nur eine Frage: Willst du auch diese hier wegwerfen? Kannst du das tun, was ich dir verdammt noch mal sage? Oder bist du entschlossen, mein Feind zu sein?«
    Cosca lächelte nur traurig. »In unserem Beruf sind Feinde etwas, worauf man stolz sein kann. Wenn die Erfahrung uns beide etwas gelehrt hat, dann wohl, dass es die eigenen Freunde sind, auf die man achtgeben muss. Großes Lob an den Koch.« Er warf die Gabel in seine Schüssel, stand auf und stolzierte in beinahe gerader Linie aus der Küche. Monza sah grimmig auf die nachdenklichen Gesichter rund um den Tisch.
    Fürchte niemals deine Feinde, hieß es bei Verturio, stets hingegen deine Freunde.

ÜBLE GESELLEN
    Das Lagerhaus war eine zugige Höhle. Das kalte Licht fand die Risse in den Fensterläden und zog helle Linien über die staubigen Dielen, über die in der Ecke aufgestapelten leeren Kisten, über den alten Tisch, der in der Raumesmitte stand. Espe ließ sich auf einen wackligen Stuhl fallen, der daneben stand, und spürte dabei den Griff des Messers, das Monza ihm gegeben hatte, an seinem Wadenbein. Eine deutliche Erinnerung daran, wofür sie ihn angeheuert hatte. Das Leben wurde hier allmählich dunkler und gefährlicher als zu Hause im Norden. Was die Verwandlung in einen besseren Menschen anging, so machte er jeden Tag größere Rückschritte.
    Weshalb also war er immer noch hier? Weil er Monza begehrte? Er musste zugeben, der Umstand, dass sie ihm seit Westport nur noch die kalte Schulter zeigte, hatte bisher nur dazu geführt, dass er sie noch mehr wollte. Weil er sich von dem Geld hatte verlocken lassen, das sie ihm geboten hatte? Das auch. Geld war eine verdammt schöne Sache, um sich Dinge zu kaufen. Weil er die Arbeit brauchte? Er brauchte sie ja auch. Weil er bei dieser Art von Arbeit so gut war? Er war es eben.
    Weil ihm diese Arbeit gefiel?
    Espe runzelte die Stirn. Manche Männer waren nicht dafür gemacht, den guten Weg zu gehen, und er fragte sich allmählich, ob er einfach zu diesen gehörte. Jedenfalls war er sich mit jedem Tag weniger sicher, ob es all die Mühe wert war, unbedingt ein besserer Mensch werden

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