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Rachekuss

Rachekuss

Titel: Rachekuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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und die beiden Besucher setzten sich.
    »Manfred Schmittberger« stand auf dem kleinen Namensschild, das auf seinem Schreibtisch stand.
    »Meine Tochter wurde überfallen, entführt und verletzt«, erläuterte Theo ungefragt. Der Kripobeamte runzelte die Stirn, noch immer ohne ein einziges Wort gesagt zu haben. Mit einem Seufzen rollte er dichter an seinen Schreibtisch heran, klickte auf seinem Computer herum und hatte nach ein paar Minuten das nötige Formular geöffnet.
    »Ihre Ausweise, bitte«, sagte er und seine Stimme klang erstaunlich sonor. Er übertrug Name, Adresse und Geburtsdatum von Flora in sein Formular, dann musterte er das Mädchen skeptisch.
    »Also, erzählen Sie, was ist passiert?«
    Flora starrte auf einen bunten Kalender, der hinter dem Kopf des Polizisten hing. Hatte er sie etwas gefragt?
    »Ich dachte, Sie möchten Strafanzeige stellen. Bitte, dann müssen Sie mir schon sagen, warum.« Schmittberger zog die Augenbrauen hoch und man sah ihm an, wie unwillig er seinen Dienst verrichtete. Vielleicht wollte er an diesem sonnigen Samstagnachmittag lieber im Fußballstadion den FC Nürnberg gewinnen sehen. Flora wunderte sich, wieso sie sich darüber Gedanken machte, aber es lenkte sie davon ab, seine eigentliche Frage zu beantworten.
    »Flora, bitte, der Herr will uns doch helfen«, versuchte es nun Theo. »Wir sind heute Mittag aus dem Urlaub zurückgekommen, also meine Frau, unser Sohn und ich. Und unsere Tochter, Flora, sie saß völlig verstört in ihrem Bett. Irgendwer hat ihr die Haare abgeschnitten. Hat sie entführt, ihr diese Wunde auf der Wange zugefügt. Sie sagt, sie kann sich an nichts erinnern.«
    Der Beamte seufzte erneut und sah dann Flora wieder an.
    »Sollen wir Sie erst von einem Arzt untersuchen lassen?«
    »Nein!« Flora sah ihn entsetzt an. »Es ist nichts. Es ist nichts passiert.«
    »Flora, bitte.«
    »Na, dann können Sie ja wieder nach Hause gehen«, sagte Schmittberger und er schien die Möglichkeit auf einen ruhigen Nachmittag zu wittern. Trotzdem sagte er: »Und der Täter – wenn es denn einen gibt – läuft weiter frei rum.«
    »Wollen Sie etwa andeuten, meine Tochter hat sich das alles nur ausgedacht?«
    Jetzt lachte der Kripobeamte verächtlich. »Sie glauben gar nicht, was sich Teenager alles einfallen lassen, um ihre Eltern zu veräppeln.«
    Flora begann, mit leiser Stimme zu sprechen: »Ich habe mir nichts ausgedacht. Es war am Mittwoch. Ich war mit meiner Freundin Kaffee trinken, bei Mr Bleck, und lernen. Dann ist sie gegangen. Ich wollte nach Hause. Dann weiß ich nichts mehr. Als ich zu mir kam, lag ich auf einem Feldweg am Dechsendorfer Weiher. Meine Haare waren ab. Ich hatte diese Wunde. Und meine Unterhose war fort. Dann kam ein alter Mann mit einem Hund vorbei. Er hat mir geholfen, nach Hause zu kommen.« Flora nickte zu ihren Worten. So war es gewesen. Mehr wusste sie nicht.
    »Aha«, sagte der Polizist wenig ermutigend. »Und woher weiß ich, dass Sie nicht einfach betrunken waren, sich aus einer Laune heraus die Haare selbst abgeschnitten und dabei an der Wange verletzt haben?«
    »Weil es so nicht war«, sagte Flora und funkelte den fremden Mann an. Genau deshalb hatte sie nicht herkommen wollen.
    »Bitte«, schaltete sich Theo wieder ein. »Vielleicht können Sie wenigstens die Stelle am Weiher anschauen – vielleicht gibt es dort irgendwelche Spuren.« Der Polizist tippte ein paar Worte in sein Formular und sah Flora dann ausdruckslos an. »Wenn Sie meinen. Ich bezweifle das. Und Sie wissen: Wenn Sie eine Straftat erfinden, machen Sie sich selbst strafbar.«
    »Meine Tochter erfindet nichts«, funkelte Theo wütend. »Das hat sie nicht nötig.«
    Der Beamte stand auf, verschwand kurz und kam dann mit seinem älteren Kollegen zurück, der sich eine graue Strickmütze über seine blanke Glatze schob.
    »Na, dann kommen Sie«, forderte er Flora auf.
    Die Tür aus dem Dienstgebäude hinaus wurde von einem hineinkommenden Kollegen aufgehalten.
    »Ade, Schmitti, derfst ’naus?«, fragte der Kollege und ein Frösteln überlief Flora, als sie den Polizisten erkannte. Es war der Aknenarbige, der die Auflösung ihrer Unglücksparty bewerkstelligt hatte. Als er Flora sah, ging ein Leuchten der Erkenntnis über sein Gesicht.
    »Scho wieder Sie? Gab’s wieder a Party?«, fragte er lachend, ging dann aber weiter. Flora atmete tief durch. Nichts wie weg hier.
    Theo und sie fuhren voran und Flora spürte, wie sehr ihre Knie zu zittern begannen, je näher sie

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