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Rachekuss

Rachekuss

Titel: Rachekuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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erklärte sie.
    »Ob das was hilft?«, überlegte Carina und verzog die Lippen. »Weiße Transporter gibt es wie Sand am Meer.«
    »Ja, aber es ist ein erster Schritt«, sagte Flora und ließ den Kopf auf den Tisch sinken. Sie konzentrierte sich auf die Geräusche um sie herum. Lachen, Satzfetzen, Geklirr von Gläsern, Tellern, Besteck, der Beat eines Musikstücks. Doch nichts war dabei, an dem ihre Erinnerung ankern konnte.
    »Hast du eigentlich Yannik gesehen… seitdem?«, riss Carina sie aus ihrer Versenkung. Flora schüttelte den Kopf. Sie war ja Yannik in den letzten Tagen erfolgreich aus dem Weg gegangen. Und er hatte auch nicht versucht, mit ihr in Kontakt zu treten.
    »Der war doch sonst immer so aufdringlich«, überlegte ihre Freundin. »Schau mal – wenn man vom Teufel spricht. Und wen hat er denn da im Schlepptau?«
    Flora erkannte im Getümmel Yanniks Blondschopf und ihr Herz klopfte schneller. Daneben leuchtete das Hennarot von Leonie. Sie redete auf Yannik ein, der hin und wieder unkonzentriert nickte, sich dabei aber suchend umsah. Und schon kreuzten sich ihre Blicke. Er ließ Leonie einfach stehen. Und kam näher. Als sei nie etwas vorgefallen.
    Sein »Hi« sollte cool wirken, aber der Blick aus seinen grünbraunen Augen war es nicht. Er hoffte, dass Flora etwas sagen würde, sie spürte es. Aber sie blieb stumm und da streckte Yannick die Hand aus und streichelte über ihren Kopf, über den Flaum und er sah so unglücklich aus, dass Flora Magenschmerzen bekam.
    »Es tut mir leid«, formten seine Lippen mehr, als dass er die Worte tatsächlich aussprach.
    »Du störst«, stänkerte Carina. »Lass uns in Ruhe.« Ihre Blicke kreuzten sich wie feindliche Degen. Und dann fügte Carina an: »Hab ich dir eigentlich gesagt, Flora, dass Yannik am Mittwochmorgen auch hier war? Und ich hatte den Eindruck, er hat uns die ganze Zeit beobachtet.« Sie grinste ihn breit an.
    »Wirklich?«, entfuhr es Flora und ihr Blick verdüsterte sich.
    »Wovon redet ihr?«, fragte Yannik argwöhnisch. Carina lächelte diabolisch. Und dann erschien Leonie hinter ihm.
    »Danke schön, Flora, dass du mir die Polizei auf den Hals gehetzt hast«, fauchte sie und Flora hatte einen Moment den Eindruck, sie würde gleich einen Zauberstab aus ihrem schwarzen Ledermantel ziehen und sie in eine Kröte verwandeln.
    »Was?«, fragte sie verständnislos.
    »Ach, komm, tu doch nicht so!«, stieß Leonie aus. »Die Polizei wollte wissen, was ich letzten Mittwoch gemacht hätte, sie gingen einem anonymen Hinweis nach, es gäbe Aussagen, ich hätte jemanden entführt und verletzt. Und zwar dich!«
    »Krass«, sagte Yannik nur.
    »Du glaubst das doch nicht etwa!« Leonie schrie nun fast und einige Tischnachbarn sahen sie irritiert an.
    »Ich hab überhaupt niemanden angeschwärzt«, beeilte sich Flora zu sagen. »Außerdem – wenn der Hinweis angeblich anonym war – dann kann ich es gar nicht gewesen sein. Ich war nicht anonym bei der Polizei.« Yanniks Blick sprang schnell zwischen den drei Mädchen hin und her.
    »Könnt ihr mir mal endlich verraten, wovon ihr die ganze Zeit redet? Wer wurde entführt?«
    »Ich«, sagte Flora und spürte sofort Yanniks Hand auf ihrer Schulter.
    »Oh Gott«, stieß er nur aus. »Und wer war das?« Flora zuckte die Schultern.
    »Das weiß eben keiner«, antwortete Carina für sie. »Fakt ist aber, dass du am Mittwoch letzter Woche auch hier warst, Yannik.«
    »Ja und hundert andere auch«, spottete er. »Was soll das, Carina? Du weißt doch genau, dass ich Flora niemals etwas antun würde. Und dann so einen Schmarrn… entführt… komm, Flora«, forderte er sie dann auf. »Lass uns irgendwohin gehen, wo wir in Ruhe reden können. Ich glaube, wir haben einiges zu besprechen.« Carina sprang auf.
    »Mann, kapierst du das nicht? Sie will nicht mit dir reden! Lass sie einfach in Ruhe. Und außerdem, du warst es doch, der ihr gedroht hat, nachdem du nicht bei ihr zum Schuss gekommen bist – schon vergessen?«
    Flora hatte das Gefühl, sie bekäme keine Luft mehr. Sie sprang auf, schaffte es irgendwie, ihre Tasche zu schnappen, und rannte nach draußen. Nur weg hier. Fort von hier. Alleine sein. In Ruhe nachdenken!
    Bevor irgendjemand sie einholen konnte, sprang sie in den erstbesten Bus, der an einer der vielen Haltestellen auf dem Hugenottenplatz abfuhr. Erschöpft, als habe sie einen Marathonlauf hinter sich, ließ sie sich auf einen Fensterplatz sinken und starrte benommen aus dem Fenster. Die Gedanken

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