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Rachekuss

Rachekuss

Titel: Rachekuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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ging Flora gerne ein. Grinsend fischte sie nach dem Handtuch und schob die Packung zwischen die Stofflagen. Als sie es zurücklegte, fiel ihr Blick auf ein kleines Stück Stoff, rosa und mit zartlila Blümchen bedruckt, auf dem Boden der Tasche. Wieso hatte Yannik Mädchenunterwäsche da drin? Neugierig zog sie das Teil hervor und konnte nur mit Mühe einen Schrei unterdrücken.
    Sie ließ sich auf die Bank fallen und starrte den Stringtanga an, der sich zwischen ihren Fingern ringelte. Er war ein wenig schmutzig, aber sie erkannte ihn sofort. Kalter Schweiß bildete sich auf ihrer Kopfhaut.
    »Carina«, japste sie und rang nach Luft. »Schau mal!«
    Carina verließ ihren Wachposten und kam herein. »Hat er Tangas von anderen Mädchen in seiner Tasche?«, mutmaßte sie.
    Flora schüttelte heftig den Kopf.
    »Nein. Das ist meine Unterhose. Die, die bei der Entführung verschwunden ist.«
    Kraftlos ließ sich Carina neben Flora auf die Bank sinken.
    »Und wo kommt die auf einmal her?«
    »Keine Ahnung. Ich hab sie gerade in Yanniks Sporttasche gefunden.«
    »Scheiße. Was ist das denn für eine Nummer?«
    »Ich hab nicht die leiseste Ahnung!«
    Carina sprang auf und lief unruhig im Umkleideraum auf und ab. Irgendein Gedanke schien hinter ihrer Stirn Gestalt anzunehmen.
    »Hm«, machte sie. Und noch mal: »Hm. Weißt du, was mir grad einfällt, Scheiße, wieso hab ich da nicht schon früher dran gedacht?« Sie hämmerte sich mit den Fingerknöcheln gegen die Stirn. »Weißt du, letztes Jahr, da haben wir alle so einwöchige Betriebspraktika gemacht – und da habe ich Yannik an meinen Onkel vermittelt. Was, wenn der Angolaner damals auch schon als Arbeiter dabei war? Was, wenn die beiden sich seitdem kennen und gemeinsame Sache gemacht haben?«
    »Aber warum?« Flora war auch aufgestanden.
    »Na, vielleicht fanden sie das witzig. Oder wollten dir Angst machen. Keine Ahnung, was weiß ich, was in Jungshirnen vor sich geht. Vielleicht…« Carina legte ihre Hand auf Floras Schulter und beugte ihren Kopf so weit vor, dass sie ihre Stirn berührte. »…hat er gedacht, wenn dir was Schlimmes passiert, kann er sich hinterher als dein Tröster einschleimen. Und ich meine, schau – es hat ja schließlich funktioniert!«
    Flora fasste Carina an der Hand und zog sie aus der Umkleide hinaus in den Gang. Die Unterhose hatte Flora in ihre Hosentasche gestopft.
    »Boah, wenn das stimmt – ich weiß nicht, dann…«
    In diesem Moment öffnete sich die Tür zur Turnhalle und inmitten laut schnatternder Jungs erschien Yannik. Flora verstummte und wusste nicht, wohin.
    »Hey, Süße! Sehen wir uns nach dem Training? Wartest du auf mich?«, fragte Yannik, schon im Türrahmen des Umkleideraums stehend. Flora nickte, völlig überfordert, drehte sich dann schnell fort und verschwand in ihrer eigenen Umkleide.
    »Ich werde ihn zur Rede stellen. Gleich nachher! Wenn das stimmt – so was Fieses habe ich noch nie gehört!«
    Carina tätschelte ihr verständnisvoll den Arm. »Das Training wird dich ein bisschen abkühlen – dann hast du nachher einen klareren Kopf«, prophezeite sie.
    »Wartest du dann auf mich?«, wollte Flora wissen.
    »Na klar«, sagte Carina und zog ihre Freundin an sich.
    Vielleicht weil sie wütend war, spielte Flora so gut wie schon lange nicht mehr. Bei jedem Schmetterball hatte sie den Eindruck, sie würde auf Yanniks Kopf eindreschen, jeder Sprung am Netz hinauf gab ihr das Gefühl, weit über sich hinauswachsen zu können. Sie war fix und fertig nach den anderthalb Stunden, aber sie fühlte sich frei im Kopf und fürchtete eine Auseinandersetzung mit Yannik in keinster Weise – im Gegenteil, sie brannte darauf wie eine hungrige Löwin auf ein Stück Fleisch.
    Beim Duschen ließ sie lange das tröstend-warme Wasser auf ihren Körper niederprasseln. In ein Handtuch gehüllt saß sie auf der Bank der Umkleide und starrte auf den Boden. Sie konnte nicht genau sagen, was es war, was sie erfüllte – eine Mischung aus Angriffslust, die sie aus dem Spiel gerettet hatte, aus Wut, aber auch einem winzigen Fünkchen Hoffnung, dass sich alles klären würde und Yannik doch nichts mit der Entführung zu tun hatte. Aber woher hatte er dann ihre verfluchte Unterhose?
    Carina hatte sich wie immer rasch angezogen und Flora ahnte, warum. Von der Hüfte bis zum Gesäß hinunter hatte sie einen tiefblauen Fleck auf Carinas Haut gesehen. Sie hatte sie nicht darauf angesprochen, denn mit einem Mal war ihr klar geworden, was Carina

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