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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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ch wünschte mir dringend, dass Brigit sich mit Joey zusammentun würde. Es war mir nämlich immer noch peinlich, mit einem der Echten Männer auszugehen. Wenn ich eine Freundin dazu hätte bewegen können, dass sie mit einem der anderen ausging, wäre mir um vieles wohler gewesen.
    Ich wollte nicht die Einzige sein.
    Ich wusste natürlich, dass ich oberflächlich war und ein schrecklicher Mensch, aber ich konnte nicht dagegen an.

    Brigit und ich duschten, was irgendwie sinnlos war, weil wir fünf Minuten später wieder schwitzten wie die Schweine. Wir zogen das absolute Minimum an Klamotten an und machten uns durch die feuchte Hitze auf den Weg zu Luke.
    Ich war aufgeregt und schüchtern, als ich läutete. So fühlte ich mich jedes Mal mit ihm. Eine merkwürdige, zwanghafte Mischung aus Lust und Widerstreben. Fast schon Abscheu. Ein kleiner Anflug davon piekste mich in meine Magenwand.
    Langsam stiegen wir die Treppen hinauf. Es war zu heiß für eine schnellere Gangart. Die Wohnungstür stand offen, und Luke lag auf dem Fußboden. Er hatte nur eine abgeschnittene Jeans an. Seine gebräunten Beine und seine Brust waren nackt, und über ihm drehte sich ein Ventilator und blies ihm die Haare ins Gesicht. Als ich mich über ihn beugte, verdunkelten sich seine Augen, dann lächelte er. Ein bedeutungsvolles Lächeln mit einem Versprechen darin, und in den Shorts eine Schwellung. Ich spürte eine heftige Wallung von Begierde und Übelkeit.
    »Wie geht’s, Siebziger-Jahre-Wiedergänger?«, begrüßte Brigit Luke.
    »Siebziger-Jahre-Wiederholung«, gab Luke zurück.
    »Siebziger-Jahre-Wiederwahl«, kam Brigits Antwort.
    »Siebziger-Jahre-Wiedergeburt«, war Lukes Erwiderung.
    »Siebziger-Jahre-Widerstand«, versuchte Brigit.
    »Nein«, sagte Luke entschieden, »das gilt nicht.«
    Luke und Brigit verstanden sich sehr gut. Was mir manchmal gefiel.
    Und manchmal nicht.
    Es ist ein schmaler Grat. Gut, aber nicht zu gut.
    Dann tat ich das, was ich jedes Mal tat, wenn ich in Lukes Wohnung war: Ich gab vor, in eine Pfütze mit Testosteron getreten zu sein.
    Luke tat mir den Gefallen und lachte. Dann wankten Brigit und ich herum und streckten die Arme aus, als müssten wir das Gleichgewicht halten, und riefen: »Pass auf, da drüben ist auch eine Pfütze!«
    »Himmel«, sagte Brigit und ließ den Blick durch die unordentliche Männerwohnung gleiten. »Das wird ja immer schlimmer hier. Hier schwirren so viele männliche Hormone in der Luft herum, dass meine Eier gleich abfallen, wenn ich noch lange bleibe. Kann man hier einen geeisten Kaffee kriegen?«
    »Oh Gott, das weiß ich gar nicht«, sagte Luke und rieb sich das Kinn vor Verlegenheit, eine Geste, die ich so unglaublich sexy fand, dass ich mir wünschte, dass Brigit eine Weile verschwinden würde, damit Luke und ich uns ein bisschen in der Horizontale betätigen konnten. »Wir haben normalerweise nichts im Haus. Soll ich schnell runtergehen und dir was holen?«, bot er an. Dann schlug er vor: »Oder wie wär’s mit Bier? Bier haben wir massenweise.«
    »Komisch, das überrascht mich gar nicht«, sagte Brigit trocken. »Na gut, also ein Bier.«
    Dann nahm sie eine Lederweste in die Hand. »Ich glaube, ich halluziniere«, sagte sie. Sie schüttelte fast traurig den Kopf und sagte: »Welches Jahr haben wir, Luke? Sag mir, welches Jahr wir haben?«
    Das Spiel kannte ich schon. Brigit spielte es jedes Mal, wenn sie Luke sah.
    »1972 natürlich«, sagte Luke.
    »Keineswegs«, sagte Brigit knapp, »wir haben 1997.«
    Luke tat entsetzt. »Was redest du da für einen hirnverbrannten Blödsinn, Frau.«
    »Gib mir die Zeitung, Rachel!« befahl sie. »Guck hier, du armer, erbarmungswürdiger Übriggebliebener, hier steht das Datum ...«
    Luke fasste sich wie üblich in gespieltem Erstaunen an den Kopf. Da beschloss ich, dass ich auch mitmachen wollte, und fragte: »Wo sind die anderen?«
    »Weg«, sagte Luke. »Werden jeden Augenblick wieder hier sein.«
    In dem Moment hörte man an der Tür ein Lärmen, Schritte und Rufe: Es wurden Anweisungen gegeben, geflucht und protestiert.
    Dann wurde ein aschfahler Gaz von Joey und Shake halb ins Zimmer geführt, halb gezerrt.
    »Jetzt sind wir gleich da, Mann«, sagte Joey zu Gaz.
    Einer nach dem anderen stolperte über ein Paar Motorradstiefel, die mitten im Zimmer lagen. Und einer nach dem anderen stieß ein »Verdammt!« aus.
    Mir war unverständlich, wie sie bei der Hitze so viel Jeansstoff an sich aushalten konnten. Noch unverständlicher

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