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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Grant mit stechendem Blick.
    Ich nickte. Die Situation war unter Kontrolle, alles war in Ordnung.
    Und außerdem, beruhigte ich mich, nur noch vier Tage. Was kann da schon noch groß kommen?

48
    B rigit und ich lagen auf ihrem Bett und konnten uns in der Augusthitze kaum rühren. Wir waren völlig geschwächt von dem gleißenden Licht des New Yorker Sommers, das von den gepflasterten Bürgersteigen und den steinernen Gebäuden reflektiert wurde und die grelle Hitze hundertfach verstärkt zurückstrahlte. Die blendende Helligkeit war wie eine unbarmherzige Macht.
    »... an dem Abend, als er dich zum ersten Mal sieht, bist du so dünn wie nie zuvor, Rippen und Backenknochen stehen hervor«, sagte Brigit.
    »Danke«, sagte ich. »Aber wie kam es dazu? Plastische Chirurgie?«
    »Neeeiiin«, sagte sie und zog die Lippen beim Nachdenken kraus. »Das wäre nicht gut, denn die Narben wären durch das Chiffonkleid von Dolce & Gabbana in dem Moment sichtbar, in dem du ihm das Glas Champagner über den Kopf schüttest.«
    »Mann«, staunte ich, »Dolce & Gabbana, das ist hochanständig von dir, danke! Und Champagner, das gefällt mir!«
    »Lass mich mal überlegen«, sagte sie und starrte in die Ferne. Ich beobachtete sie in ehrfürchtigem Schweigen, während sie überlegte, wie sie die Phantasiegeschichte weiter ausspinnen konnte.
    »Jetzt weiß ich’s!«, verkündete sie. »Du hast einen von diesen Würmern, die in deinem Darm leben und alles, was du isst, auffressen, sodass du nichts abbekommst und immer dünner wirst.«
    »Genial«, sagte ich bewundernd.
    Dann fiel mir was ein. »Und wie ist der Wurm in meinen Darm gekommen?«
    »Er war in einem Stück Fleisch, das nicht richtig durchgebraten war...«
    »Aber ich bin Vegetarierin.«
    »Das ist doch egal«, explodierte sie. »Ich sage dir doch, das ist nur eine erfundene Geschichte.«
    »Entschuldigung.«
    Einen Moment lang schwieg ich betreten, dann sagte ich: »Und wie konnte ich mir ein Kleid von Dolce & Gabbana leisten? Habe ich eine neue Stelle?«
    »Nein«, sagte sie kurz angebunden. »Du hast es gestohlen.« Nach kurzem Überlegen fuhr sie fort: »Und bist erwischt worden. Du durftest auf Kaution raus und musst am Montag danach vor Gericht erscheinen. Und in dem Moment, als dein Traummann erfährt, dass du vielleicht in den Knast kommst, will er nichts mehr von dir wissen.«
    Brigit wollte offenbar nicht weiterspielen.
    »Und überhaupt, du brauchst mich jetzt nicht mehr für diese Geschichten«, sagte sie. »Du hast ja jetzt einen Typen.«
    »Hör auf«, sagte ich und wand mich.
    »Aber es stimmt doch«, sagte sie. »Was ist denn Luke? Er ist ein Typ, daran ist kein Zweifel.«
    »Hör auf.«
    »Was hast du denn?«, sagte sie entrüstet. »Ich finde ihn toll.«
    »Warum nimmst du ihn dir dann nicht?«
    »Rachel«, sagte sie mit lauter Stimme. »Lass das. Ich habe gesagt, ich finde ihn nett, ich habe nicht gesagt, dass ich scharf auf ihn bin. Du solltest mal was gegen deine Eifersucht tun.«
    »Ich bin nicht eifersüchtig«, protestierte ich lautstark. Ich konnte es nicht leiden, wenn man mich eifersüchtig nannte.
    »Dann bist du was anderes«, sagte sie.
    Ich antwortete nicht, weil ich plötzlich anfing, an Luke zu denken. Obwohl ich mir nicht im Klaren über meine Gefühle für ihn war, fiel ich jedes Mal in eine Art Hypnose, wenn sein Name erwähnt wurde. Mein Verstand setzte irgendwie aus.
    In gewisser Weise war er offiziell mein Freund. Seit dem Abend im Bonne Chère hatte ich jedes Wochenende mit ihm verbracht. Aber jetzt hielt ich die Zügel wieder in der Hand und war mir nicht mehr so sicher, dass ich ihn wirklich wollte.
    Jeden Sonntagabend nahm ich mir vor, dass ich am nächsten Samstag nicht mit ihm ausgehen, sondern irgendwas Aufregendes mit Leuten unternehmen würde, deren Stern so hell am Firmament leuchtete, wie er heller nicht leuchten konnte. Nicht mit Luke Costello. Aber jedes Mal war ich nach sechs Tagen machtlos, wenn Luke zu mir sagte: »Wozu hast du heute Abend Lust, Babe?«
    »Gut, jetzt bist du dran«, sagte ich, als ich wieder zu mir kam. Ich wollte schnell das Thema wechseln. »Du hattest gerade eine schlimme Grippe, nein, noch besser, eine Lebensmittelvergiftung, weil du Eis gegessen hattest, das schlecht geworden war, und du musstest dich eine Woche lang übergeben.«
    »Eis wird nicht schlecht«, unterbrach sie mich.
    »Wirklich nicht? Ich dachte, es könnte schlecht werden. Solange ich in der Nähe bin, hat es natürlich keine

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