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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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leid, Mann, ich weiß, dass ich dich enttäusche, Mann, aber ich kann das nicht.«
    »Himmelarsch«, sagte Joey wütend, sprang auf und trat gegen das Sofa. Dann fuhr er sich mit den Händen durch die Haare, hielt einen Moment lang inne und trat wieder zu. Plötzlich zog er eine Schublade der Kommode auf und wühlte darin herum.
    Ich, Luke, Brigit, Joey und Gaz – ganz besonders Gaz – sahen ihm angespannt zu. Man wusste einfach nicht, was Joey vorhatte. Er war sehr aufgeregt.
    Joey fand, was er gesucht hatte. Einen kleinen, schwarzen Gegenstand. Zu klein, als dass es eine Pistole hätte sein können, es musste also ein Messer sein.
    Ich fragte mich, ob er Gaz überwältigen und da weitermachen wollte, wo der Tätowierer aufgehört hatte.
    Dem Gesichtsausdruck der anderen nach zu urteilen, war ich nicht die Einzige, die sich das fragte.
    Joey drehte sich wütend zu Gaz.
    »Gib mir deinen Arm«, befahl er ihm.
    »Nein, hör mal, das ist doch nicht nötig ...«, beruhigte ihn Gaz.
    »Gib mir deinen Arm, aber schnell. Mein Freund soll sich nicht zum Gespött machen.«
    Gaz richtete sich mühsam auf. »Nimm ihm das Messer ab, Luke«, sagte er.
    »Gib mir das Messer, Mann«, sagte Luke und stellte sich vor Joey.
    »Welches Messer?«, fragte Joey.
    »Das Messer da.« Luke deutete mit dem Kopf auf Joeys Hand.
    »Das ist kein Messer«, protestierte Joey.
    »Was ist es dann?«
    »Das ist ein Marker, ein Magic Marker!«, brüllte er. »Wenn er sich den Rest nicht tätowieren lassen will, dann male ich ihm die Buchstaben eben auf den Arm.«
    Alle atmeten erleichtert auf. In der Tat waren wir so froh, dass Joey nicht vorhatte, Gaz umzubringen, dass wir eine Weile lang die Buchstaben A, I und N in Schnörkelschrift zu schreiben versuchten.
    Dann schlug Shake zaghaft vor, ob wir Scrabble spielen wollten. Shake spielte für sein Leben gern Scrabble. Wenn man ihn ansah, hielt man ihn eher für den Typen, der Fernsehapparate aus Hotelfenstern wirft.
    »Eine Runde«, sagte ich gefällig. »Und dann gehen wir aus. Es ist schließlich Samstagabend, du Langweiler.«
    »Danke«, sagte Shake strahlend. Wir holten das Bier, und Shake, Luke, Joey Brigit und ich versammelten uns um das Spielbrett.
    Gaz hatte den Fernseher angedreht. Das war auch besser so. Beim letzten Mal hatte er die ganze Zeit gestritten und behauptet, dass Kombinationen wie MURX und KLEX und Gaz als Wörter zählten.
    Wir lärmten und plauderten und fingen an zu spielen. Ich konzentrierte mich auf das Spiel, denn um ehrlich zu sein, spielte ich selbst auch ganz gerne. Aber als ich aufsah, ruhte Lukes Blick auf mir, dunkel und bedeutungsvoll. In seinen Augen lag ein Ausdruck, der mich verlegen machte. Ich sah wieder auf meine Buchstaben, aber meine Konzentration war hinüber, und ich konnte mit meinen Buchstaben nur HUT schreiben. Brigit legte JUNGE und Shake PERPLEX.
    Ich konnte nicht anders, als Luke wieder anzusehen. Diesmal hielt ich seinem Blick stand, und er lächelte. Es fing ganz langsam an und breitete sich zu einem großen, warmen Strahlen aus. Es war so bewundernd und so liebevoll, dass ich meinte, meine eigene Sonne zu haben.
    Shake schaltete sich zwischen mich und das Lächeln. »Was?«, sagte er und sah bekümmert von mir zu Luke und wieder zurück. »Sag bloß nicht, dass du wieder EQUINOX legen kannst.«

50
    D er Sommer in New York ging in den Herbst über, eine viel angenehmere Jahreszeit. Die lähmende Hitze ließ nach, die Luft wurde frisch, und die Blätter an den Bäumen nahmen alle Schattierungen von Rot und Gold an. Ich traf mich weiterhin jedes Wochenende mit Luke und meistens auch in der Woche. Obwohl ich mich immer noch vor dem Spott gewisser Leute fürchtete, wurde es schwerer zu leugnen, dass er mein Freund war. Schließlich war er an jenem historischen Tag dabei, als ich mir einen neuen Übergangsmantel kaufte, einen schokoladenbraunen Regenmantel mit Gürtel im Diana-Rigg-Stil. Und ich hielt auf der Straße Händchen mit ihm. (Obwohl ich mich von ihm löste, als wir bei Donna Karan waren.) Und auf dem Weg nach Hause blieb er vor jedem Geschäft stehen und stellte immer wieder fest: »He, Rachel, Babe, das würde berückend an dir aussehen.«
    Ich zerrte ihn weiter und sagte streng: »Nein, Luke, das ist viel zu kurz. Selbst für mich.«
    Aber er protestierte jedes Mal und versuchte, mich in das Geschäft zu bugsieren: »Zu kurz gibt’s gar nicht, Babe, nicht bei deinen Beinen.«
    Im Oktober lernte Brigit einen anderen Latino kennen,

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