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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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keiner hätte gemerkt, dass ich aus der Whiskeyflasche getrunken hatte, die ich an jenem Morgen in Lukes Küche gefunden hatte. Ich hätte sie nie angerührt, aber ich war nach dem Koks mit einem schrecklichen Kater aufgewacht. Ich hatte kein Valium mehr und brauchte etwas, das den Horror und die Paranoia mildern würde.
    »...›und eines Morgens, nachdem ich schon gegangen war, musste ich noch einmal zurückkommen. Ich hatte vergessen, Joey zu wecken – sein Radiowecker funktionierte nicht. Rachel saß im Bett und sniffte eine Line Kokain. Sie hatte sich an dem, was Joey gebunkert hatte, bedient. ‹ Sie hat es also gestohlen?«, unterbrach Josephine sich und sah Luke fragend an.
    »Ja, sie hatte es gestohlen.«
    Ich wünschte, der Boden würde sich auftun und mich verschlingen. Ich war halbtot vor Scham. Ich konnte es nicht ertragen, dass ich unrecht getan hatte. Und schlimmer noch, ich konnte es nicht ertragen, wenn andere davon wussten. Luke hatte an dem Morgen kaum mit mir gesprochen. Na ja, er hatte ein bisschen rumgebrüllt und gesagt, er mache sich Sorgen um mich, ich solle so was nie wieder tun. Aber ich dachte, ich wäre noch einmal davongekommen und er wäre so verliebt in mich, dass es ihm nicht so wichtig war. Ich fühlte mich hintergangen, weil das offenbar nicht der Fall war. Und warum musste er allen davon erzählen?
    »›Danach fing ich an, sie zu beobachten, und nachdem ich wusste, wonach ich gucken musste, sah ich, dass es schlimm um sie stand. Sie hatte immer etwas intus. Sie war nie straight.‹«
    Er starrte mir ins Gesicht, als Josephine das vorlas. Mir schwindelte. Luke und ich gehörten nach New York. Glücklich und verliebt. Dass er jetzt hier in Cloisters war und mich fertigmachte, war so völlig surreal wie fliegende Kühe.
    »Also weiter«, sagte Josephine. »Die nächste Frage: ›Welche Auswirkungen hatten Drogen auf Rachels Verhalten?‹ Und Luke hat geschrieben: ›Das kann ich schlecht sagen, denn wenn wir zusammen waren, war sie immer ziemlich zu. Manchmal war sie warmherzig und süß. Aber sehr oft war sie verwirrt und traf Verabredungen, die sie dann vergaß. Oft hatten wir eine Unterhaltung, und wenn ich später darauf zurückkam, konnte sie sich nicht mehr daran erinnern. Ich vermute, ihre Vergesslichkeit hatte mit dem Valium zu tun. Wenn sie Koks nahm, war sie anders. Peinlich und schrecklich. Sie war laut und grob und fand sich toll. Was mir am meisten Schwierigkeiten machte, war ihr völlig überdrehtes Flirten, wenn sie in diesem Zustand war. Begegnete sie einem Mann, der nach ihren Begriffen cool aussah ...‹«, Josephine hielt inne, schluckte und fuhr dann fort, »› ... warf sie sich ihm an den Hals.‹«
    Ich war entsetzt, verletzt, beschämt, wütend. »Wie kannst du nur?«, kreischte ich. »Du kannst von Glück reden, dass ich mich überhaupt mir dir eingelassen habe. Wie kannst du es wagen, mich so zu beleidigen?«
    »Wie soll ich dich denn sonst beleidigen?«, sagte er eisig.
    Beinahe hätte mein Herz vor Angst aufgehört zu schlagen. Luke war nie gemein zu mir. Wer war dieser große, finstere, zornige, gemeine Mann? Ich kannte ihn nicht. Aber er schien mich zu kennen.
    »Du hast dich ihnen sehr wohl an den Hals geworfen«, beharrte Luke. Er hatte die Lippen fest zusammengepresst und wirkte erwachsen und bedrohlich. Ich verstand nicht, wie ich je hatte denken können, dass er eine Witzfigur war. Aber ich wünschte, ich dächte das immer noch.
    »Jetzt hör doch auf, Rachel«, sagte er hämisch. »Was war denn das, als ich dich auf François’ Vernissage mitgenommen habe? Und du hast diesen Kunsthändlertypen abgeschleppt.«
    Mein Gesicht brannte vor Scham. Das hätte ich wissen sollen, dass er mir damit kommen würde. Das würde er mir noch ewig vorhalten.
    »Ich habe nicht mit ihm geschlafen«, murmelte ich. »Außerdem«, fügte ich kämpferisch hinzu, »habe ich das nur gemacht, weil wir uns gestritten hatten.«
    »Du hattest einen Streit vom Zaun gebrochen, sobald du den Typen gesehen hattest«, war Lukes kühle Erwiderung. Ich war entsetzt. Ich dachte, ich hätte ihm was vorgegaukelt. Es brach eine Welt zusammen, weil ich erkannte, dass er die ganze Zeit wusste, was ich im Schilde führte.
    »Das ist ein glatter Übergang zu unserer nächsten Frage«, fuhr Josephine dazwischen. »Sie lautet: ›Inwiefern war Rachels Verhalten in Folge ihres Drogenkonsums von der Norm abweichend?‹ Dazu hat Luke geschrieben: ›Ihr Verhalten wurde immer abstruser. Sie aß

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