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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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wir in der Gruppe heute einiges über Sie erfahren haben, hoffe ich, dass Sie nicht vorhaben, am Freitag abzureisen«, sagte er.
    »Natürlich nicht«, zwang ich mich zu sagen. Diese Genugtuung würde ich ihm nicht verschaffen.
    »Gut.« Er bleckte die Zähne. »Ich bin froh, dass wir keine gerichtliche Verfügung erwirken müssen, um Sie hierbehalten zu können. Wir hätten es getan«, fügte er hinzu.
    Irgendwie glaubte ich ihm.
    »Es ist zu Ihrem Besten«, sagte er eindringlich.
    Ich konnte meinen Zorn dadurch im Zaum halten, dass ich mich der Vorstellung hingab, wie ich seinen Schädel mit einer Axt spaltete.
    Wenigstens konnte ich, solange ich hier festsaß, den anderen Insassen erklären, wie es wirklich um mich stand, tröstete ich mich auf dem Weg von Billings Büro. Der Gedanke daran, was sie nach Lukes und Brigits Enthüllungen von mir hielten, machte mich ganz wahnsinnig.
    Wenn ich an Chris dachte, wurde mir besonders mulmig. Obwohl er nicht in meiner Gruppe war, gab es in Cloisters nur wenige Geheimnisse. Als ich wieder in den Speisesaal kam, setzte er sich sofort neben mich. »Ich habe gehört, sie haben heute Das ist Ihr Leben mit dir gespielt«, sagte er und grinste.
    Normalerweise blühte ich in seiner Gegenwart auf wie eine Blume in der Sonne, aber diesmal wollte ich weglaufen. Ich war maßlos beschämt. Aber als ich ihm erklären wollte, dass das, was er über mich gehört hatte, alles gelogen war, lachte er nur und sagte: »Lass gut sein, Rachel, ich mag dich trotzdem.«
    Als ich an dem Abend ins Bett ging, liefen die beiden Sitzungen vom Tag immer wieder in meinem Kopf ab. Meine Traurigkeit darüber, dass es mit Luke vorbei war, hatte mich niedergeschmettert. Als ich an die schrecklichen, gemeinen, verletzenden Dinge dachte, die sowohl er als auch Brigit gesagt hatten, verwandelte sich meine Trauer in Zorn. Und der brodelte und schäumte über und wurde überwältigend stark. Ich konnte nicht schlafen, weil ich mir Gespräche vorstellte, in denen ich die beiden mit schneidenden, bissigen Bemerkungen in die Enge trieb. Nach einer ganzen Weile weckte ich Chaquie, obwohl ich mich vor ihrer Reizbarkeit fürchtete. Ich musste einfach mit jemandem sprechen. Zum Glück war sie zu verschlafen, um sich aufzuregen. Sie saß im Bett und blinzelte wie ein Kaninchen, während ich völlig aufgelöst zeterte, wie sehr ich mich gedemütigt fühlte. Ich versprach ihr, dass ich mich an Luke und Brigit rächen würde, und müsste ich noch so lange auf eine Gelegenheit warten.
    »Als Dermot als dein WBB hier war, wie bist du damit klargekommen?«, fragte ich sie mit wildem Glanz in den Augen.
    »Ich habe vor Wut geschäumt«, gähnte sie. »Dann sagte Josephine, dass ich meine Wut benutzte, um der Verantwortung für die Situation aus dem Weg zu gehen. Kann ich jetzt weiterschlafen?«

    Ich wusste, dass ich am nächsten Tag von Josephine in der Gruppe verhört werden würde.
    Ich hatte gesehen, wie sie es mit Neil, John Joe, Mike, Misty, Vincent und Chaquie gemacht hatte. Sie würde bei mir keine Ausnahme machen.
    Obwohl ich anders war. Aber wie vorhergesehen, ging Josephine direkt auf mich los.
    »Das war ja kein schönes Bild, das Luke und Brigit gestern von Ihnen und Ihrem Leben gezeichnet haben, nicht wahr?«, fing sie an.
    »Luke Costello ist nicht der Richtige, wenn es darum geht, ein objektives Bild zu geben«, sagte ich matt. »Sie wissen doch, wie es ist, wenn eine Liebesgeschichte auseinanderbricht.«
    »Dann ist es ja gut, dass Brigit dabei war«, warf Josephine elegant ein. »Mit ihr hatten Sie ja keine Liebesbeziehung, oder?«
    »Brigit hat auch lauter Mist erzählt.« Gereizt hob ich an mit der Geschichte über Brigits Ehrgeiz und ihre Beförderung.
    »Seien Sie still.« Josephine brachte mich mit einem böse funkelnden Blick zum Schweigen.
    »Ich habe nie gesagt, dass ich keine Drogen nehme.« Ich versuchte, dem Gespräch eine andere Wendung zu geben.
    »Auch ohne Drogen«, sagte sie. »Es war auch dann kein schönes Bild.«
    Ich verstand nicht recht, was sie meinte.
    »Ihre Unaufrichtigkeit, Ihr Egoismus, Ihr unloyales Verhalten, Ihre Oberflächlichkeit und Wankelmütigkeit«, erklärte sie.
    Ach so.
    »Ihr Drogenkonsum ist nur die Spitze des Eisbergs, Rachel«, sagte sie. »Mich interessiert mehr der Mensch, den die beiden beschrieben haben. Sie wissen, was ich meine – jemand, der unloyal ist, der den Freund plötzlich nicht mehr kennt, wenn andere da sind, bei denen er Eindruck machen will. Jemand,

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