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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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fast nichts. Und sie war sehr paranoid. Hat mir vorgeworfen, dass ich scharf auf ihre Freundinnen sei und mit ihnen schlafen wolle. Sie meldete sich laufend krank. Aber sie war nicht krank, sie blieb zu Hause und knallte sich voll. Sie ging fast gar nicht mehr aus, und wenn, dann nur, um Drogen zu beschaffen. Sie borgte sich von allen Geld und zahlte es nie zurück. Wenn jemand ihr kein Geld leihen wollte, stahl sie es ...‹«
    Wirklich?, fragte ich mich.
    Es war kein richtiges Stehlen, tat ich den Vorwurf ab. Sie konnten es sich leisten, und außerdem waren sie selbst schuld, weil sie es mir nicht gleich geliehen hatten.
    Kurz darauf hielt Josephine inne. »Okay, das war also der Fragebogen. Da Brigit zu aufgewühlt ist, um weitere Fragen zu beantworten, vielleicht wären Sie so freundlich, Luke?«
    »Geht in Ordnung«, nickte er.
    »Wie Rachel ... ehm ... vorhin fragte, warum waren Sie mit ihr zusammen?«
    »Warum war ich mit ihr zusammen?« Beinahe musste er lachen. »Ich war verrückt nach ihr.«
    Danke, lieber Gott, danke, lieber Gott, danke, lieber Gott. Zutiefst erleichtert atmete ich auf. Endlich nahm er Vernunft an. War aber auch Zeit! Jetzt würde er all die schrecklichen Lügen, die er über mich verbreitet hatte, zurücknehmen. Vielleicht ... vielleicht würden wir uns sogar versöhnen.
    »Warum waren Sie verrückt nach ihr?«
    Luke schwieg. Es dauerte eine ganze Weile, bis er antwortete.
    »In vielerlei Hinsicht war Rachel wunderbar.«
    Vergangenheit, registrierte ich. Das gefiel mir nicht sonderlich.
    »Sie hatte eine phantastische Art, die Welt zu betrachten«, sagte er. »Sie war urkomisch und brachte mich wirklich zum Lachen ... Allerdings«, fuhr er nachdenklich fort, »manchmal, wenn sie schon zu war, bemühte sie sich zu sehr, dann war sie nicht mehr komisch, und das verdarb einem alles.«
    Ich wollte ihn deutlich daran erinnern, dass wir meine guten Seiten betrachteten.
    »Ich habe sie nie für die selbstbewusste Frau von Welt gehalten, die zu sein sie immer vorgab«, sagte Luke.
    Das ließ mich aufhorchen. Wenn er das durchschaut hatte, wer noch?
    »Und wenn sie ganz sie selbst war«, sagte er und klang, als hätte er soeben das Geheimnis des Universums entdeckt, »dann war sie, na ja, einfach phantastisch.«
    Gut, wir waren wieder auf dem richtigen Weg.
    Josephine nickte ihm ermutigend zu.
    »Wir konnten über alles sprechen«, sagte er. »An einem guten Tag reichte die Zeit nicht für all die Dinge, über die wir miteinander reden wollten.«
    Das stimmte, dachte ich mit einem sehnsüchtigen Verlangen nach der Vergangenheit, nach Luke.
    »Sie war nicht wie die anderen Frauen, die ich kannte, sie war viel klüger. Sie war die einzige Frau, die ich kannte, die aus Fear and Loathing in Las Vegas zitieren konnte. Und sie hat es Fear and Clothing in Las Vegas genannt«, fügte er hinzu.
    »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Josephine ein wenig verwirrt.
    »Dass sie urkomisch ist.« Er lächelte. »Manchmal waren wir uns so nah, dass ich das Gefühl hatte, wir seien eins«, sagte er leise. Er sah auf, und unsere Blicke trafen sich. Einen Moment lang sah ich den Luke, den ich gekannt hatte. Ich war unendlich traurig.
    »So weit, so gut.« Ungeduldig unterbrach Josephine Lukes träumerische Gedanken. »Vermutlich haben Sie versucht, Rachel zu helfen, als sie merkten, wie schlimm ihre Drogensucht war.«
    »Natürlich«, sagte Luke. »Aber zunächst hat sie sie vor mir verheimlicht, dann hat sie gelogen. Sie hat nie zugegeben, was sie genommen hatte oder wie viel, obwohl ich es wusste und ihr das auch klar sagte. Das hat mich verrückt gemacht. Ich wollte, dass sie mit mir darüber sprach. Dann wollte ich sie zu einem Therapeuten schicken, aber sie hat gesagt, ich soll mich verpissen.«
    Er errötete. »Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise.«
    Mit einem leichten Nicken nahm sie seine Entschuldigung an. »Wie ging es dann weiter?«
    »Sie nahm die Überdosis und ist abgereist.«
    »Tat es Ihnen leid, dass die Beziehung zu Ende war?«, fragte Josephine.
    »Zu dem Zeitpunkt war es schon kaum mehr eine Beziehung«, antwortete er.
    Das Herz wurde mir schwer. Es klang nicht danach, als wollte er sich wieder mit mir versöhnen. »Es war so gut wie vorbei«, fuhr er fort.
    Mein Herz war unermesslich schwer. Er sprach von mir in der Vergangenheit.
    »Ich weiß nicht, warum sie mit mir zusammen war, weil nichts, was ich tat, sie glücklich machte«, sagte er. »Sie wollte alles an mir verändern: meine

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