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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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und mein Gesicht leuchtete hoffnungsvoll auf. Bis sie hinterhältig hinzufügte: »Sie können nur keine Drogen mehr nehmen.«
    »Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich nichts zugegeben!« , kreischte ich.
    »O doch«, sagte sie ruhig. »Sie hatten keine Wahl. Das war unvermeidlich.«
    Ich überlegte, was alles nicht hätte passieren dürfen: Wenn ich nur Nola nicht zugehört hätte. Wenn nur Anna nicht gesagt hätte, was sie gesagt hatte. Wenn Luke nicht gekommen wäre. Wenn nur keine Ähnlichkeiten zwischen mir und Jeanie bestanden hätten. Wenn nur, wenn nur, wenn nur... Wie wild suchte ich nach der Stelle, wo ich die schmale Linie überquert hatte zwischen der Überzeugung, dass ich nicht süchtig war, und der Erkenntnis, dass ich es möglicherweise doch war. Zu diesem Punkt wollte ich zurückkehren und der Entwicklung eine andere Richtung geben.
    »Sie sind chronisch süchtig«, sagte Josephine. »Diese Einsicht war unumgänglich. Sie haben sich weiß der Himmel lange genug dagegen gesträubt, aber es war klar, dass sie sich am Schluss nicht länger sperren konnten. Ihre Wut ist übrigens völlig normal«, sagte sie. »Das ist der letzte Viersuch, doch noch der Wahrheit aus dem Weg zu gehen.«
    »GGGrrrhhh«, hörte ich mich kreischen.
    »So ist es recht, lassen Sie sie heraus«, ermutigte sie mich sanft, sodass ich wieder schrie. »Besser draußen als drinnen. Dann können Sie es besser annehmen.«
    Ich vergrub das Gesicht in den Händen und murmelte, sie solle sich ins Knie ficken.
    »Und außerdem«, fuhr sie fort und ignorierte meine Aufforderung, »Sie waren sehr unglücklich mit diesem hoffnungslosen, auf Drogen fixierten Leben. Ohne Drogen haben Sie eine Zukunft. Sie können alles tun, was Sie sich vornehmen. Und stellen Sie sich einmal vor, wie gut Sie sich fühlen werden, wenn Sie morgens aufwachen und noch wissen, was Sie am Abend zuvor gemacht haben. Oder mit wem Sie nach Hause gegangen sind. Wenn Sie mit jemandem nach Hause gegangen sind.«
    Und davon sollte ich mich gut fühlen?

59
    A uch in der nächsten Woche wütete ich wie der Antichrist. In dieser Woche ging Neil nach Hause, er war demütig und zerknirscht und bis oben hin voll mit guten Vorsätzen.
    Auch John Joe ging, geoutet und stolz, und die Ansätze eines mächtigen Schnurrbarts waren schon sichtbar.
    Chris ging auch, aber nicht, ohne mir vorher seine Telefonnummer gegeben und mir das Versprechen abgenommen zu haben, dass ich ihn anrufen würde, sobald ich wieder draußen war. Eine Stunde lang, nachdem er gegangen war, wärmte mich noch das Gefühl der Freude, dass er mir so viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte, dann erlosch es ganz plötzlich.
    Helen kam nicht mehr zu Besuch. Das überraschte mich nicht.
    Barry das Kind, Peter, der Lachsack, Davy, der Spieler, und Stalin gingen auch. Ich war jetzt eins der älteren Semester.
    Bei jedem Abschied weinten wir und umarmten uns und tauschten Adressen aus und staunten darüber, wie stark die Bande waren, die wir geschmiedet hatten, ungeachtet des Alters, des Geschlechts und der sozialen Schicht.
    Ob Kriegsgefangene und Geiseln sich auch so fühlten, fragte ich mich. Dass sie die Hölle zusammen durchgemacht hatten und sie das vereinte.
    Obwohl wir die, die gingen, vermissten, hinterließen sie doch keine riesigen Löcher. Wir Zurückgebliebenen füllten die Lücken aus. Als zum Beispiel Mike ging, wurde das Mike-Loch gefüllt, und bald wuchsen Blumen darauf.
    Und da ständig Neulinge eintrafen, veränderte sich sowieso alles laufend, sodass man gar nicht bemerkte, dass es überhaupt eine Lücke gegeben hatte.
    Am Ende meiner sechsten Woche bestand meine Gruppe aus Barney einem wieselartigen Mann, der aussah, als würde er Damenunterwäsche von der Wäscheleine stehlen, aus dem zitternden Padraig, der sich seit dem ersten zuckerstreuenden Tag ein bisschen beruhigt hatte, Father John, einem maßlosen Trinker, der seine Haushälterin geschwängert hatte, und einer Journalistin bei einem Boulevardblatt, die dick, hässlich, bitter und ohne jedes Talent war. Sie hatte die letzten fünf Jahre damit zugebracht, jeden Tag eine Flasche Brandy zu trinken und jeden besoffen zu machen, über den sie schreiben wollte, und jetzt war sie kläglich auf Grund gelaufen. Es hätte keiner Netteren passieren können.
    Und ich, Chaquie und Misty, die Oldtimer, waren auch noch da.
    Jeder, der neu war, blieb nicht lange neu. Wie immer in Cloisters wurde eine schrankenlose Nähe hergestellt, noch bevor man sich den

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