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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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wessen Bett ich bin. Hoffentlich ist er nett. Dann, als hätte mir jemand einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf geschüttet, fiel es mir wieder ein: die Rickshaw Rooms, die Echten Männer, das Gefummel im Taxi, Sex mit Luke und, das Schlimmste überhaupt, ich lag immer noch in seinem Bett.
    In meinen Gedanken schoss ich in die Höhe, raufte mir die Haare und schrie: Wie konnte ich nur? Aber in Wahrheit lag ich ganz, ganz still und gab mir größte Mühe, Luke nicht zu wecken. Wirklich allergrößte Mühe.
    Meine Vernunft hatte mit dem Tageslicht wieder angefangen zu funktionieren, und ich war entsetzt. Nicht nur hatte ich mit einem der Echten Männer geschlafen, sondern ich hatte es auch versäumt, mitten in der Nacht aufzuwachen, mich im Dunkeln anzuziehen und auf Zehenspitzen aus dem Zimmer zu stehlen, hinter mir den Mann, meine Ohrringe und etwas Peinliches wie meinen Pickelabdeckstift zurücklassend, und nichts davon würde ich je wiedersehen. Das hätte mir nichts ausgemacht. Auch jetzt hätte ich mit Freuden eine Tube Anti-Hämorrhoiden-Salbe auf seinem Kissen als Abschiedsbrief zurückgelassen, wenn mich jemand dafür aus dem Zimmer gezaubert hätte.
    Ich blieb still liegen und machte die Augen auf. Ich sah auf eine Wand. Die Wärme und die Geräusche eines fremden Atems sagten mir, dass noch jemand im Bett lag.
    Jemand, der mir den Fluchtweg abschnitt.
    Wie eine Ratte im Käfig wanderten meine Gedanken rastlos hin und her, während ich versuchte, meine Kleider zu orten. Oh, wie ich es bereute, nicht um drei Uhr morgens aufgewacht zu sein!
    Nein, ich musste zugeben, dass meine missliche Lage schon vorher ihren Anfang genommen hatte. Jetzt tat es mir aus tiefster Seele leid, dass ich Luke Costello erlaubt hatte, mich zu küssen. Aber eigentlich, so dachte ich, bahnte sich die Katastrophe in dem Moment an, als ich die Rickshaw Rooms betrat. Warum hatte uns der Türsteher nicht einfach gesagt, wir sollten uns vom Acker machen, was Türsteher sonst immer tun. Je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass das Unglück in dem Augenblick seinen Lauf nahm, als ich zum ersten Mal von New York hörte. Wenn mir bloß Prag besser gefallen hätte, dann wäre dies alles nicht passiert. Wenn es dort nur ein paar mehr Nachtclubs gegeben hätte.
    Ich lag stocksteif da und überdachte die Stationen in meinem Leben. Wenn ich einen Platz in der Hotelfachschule in Dublin bekommen hätte; wenn ich an meinem ersten Schultag bloß nicht neben Brigit gesessen hätte, sie übte eindeutig einen schlechten Einfluss auf mich aus; wenn ich nur als Junge zur Welt gekommen wäre ...
    Als ich erkannte, dass der Ursprung meines Unglücks darin lag, dass meine Mutter mich geboren hatte, hörte ich eine Stimme sagen: »Morgen, Babe.« Es war – Lukes Stimme, so hoffte ich, es sei denn, die Männer teilten nicht nur die Lederhosen. Er war also wach. Das machte auch das letzte Fünkchen Hoffnung zunichte, dass ich mich unbemerkt aus dem Staub machen könnte. Hätte ich nicht so getan, als wäre ich taubstumm und querschnittsgelähmt, dann hätte ich den Kopf in die Hände gelegt und geweint.
    Bestürzt bemerkte ich, wie er einen Arm um meinen nackten Körper legte und mich zu sich heranzog. Sehr machohaft, denn ich war ja kein Fliegengewicht.
    Mühelos glitt ich über das Laken und kam mit einem anderen Körper in Berührung. Einem Männerkörper. Seine Dreistigkeit empörte mich. Ich hatte nicht die geringste Absicht auf eine Morgennummer mit Mr. Luke-von-den-Echten-Männern. Er konnte von Glück reden, von großem Glück, dass er am Abend zuvor bei mir gelandet war. Einen Moment lang überlegte ich, ob man es mir abnehmen würde, wenn ich behauptete, er hätte mich überrumpelt, oder wenn ich ihn der Vergewaltigung bezichtigte. Ich entschied mich aber dagegen. Es war jedoch ein schrecklicher Irrtum meinerseits gewesen, und es würde nie wieder vorkommen.
    »Hallo«, murmelte er in mein Haar. Ich antwortete nicht. Ich lag mit dem Rücken zu ihm und wollte ihn nicht ansehen. Konnte ihn nicht ansehen.
    Stattdessen kniff ich die Augen fest zu und betete, dass er weggehen oder sterben würde, irgendwas.
    Ich lag immer noch auf der Seite mit dem Gesicht zur Wand. Während ich steif und unbeweglich wie eine Puppe liegenblieb, fing er an, meine Haare von der zarten Stelle an meinem Nacken fortzustreichen. Das war so unerhört, dass es mir fast den Atem raubte. Wie konnte er es wagen, dachte ich erbost. Soll er sich bloß nicht

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