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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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ist perfekt, ein richtiges Vorzeigehaus!«, behauptete sie. »Dabei haben wir keinen Architekten aus London dafür geholt.« Sie verdrehte belustigt die Augen und ermunterte mich, ihr mit einem Lächeln zuzustimmen.
    Ich ging darauf ein. Ich wollte gefallen, auch wenn mir die, der ich gefallen wollte, zuwider war.
    »Es ist in Monkstown«, sagte sie mit Stolz. »Du warst ja eine Weile im Ausland und bist vielleicht nicht richtig auf dem Laufenden, aber Monkstown wird immer vornehmer. Massenweise Popstars in der Nachbarschaft. Chris de Burgh wohnt gleich um die Ecke.«
    Ich schüttelte mich.
    »Die singenden Augenbrauen? Na,’ne feine Nachbarschaft.« Ich meine, sie war doch nicht wirklich stolz darauf, oder?
    »Ich hoffe, ihr hört ihn nicht, wenn er übt«, fuhr ich fort. »Das wäre ja das Aller ...«
    Als ich ihre Miene sah, sprach ich nicht weiter.
    Oje! Oje! Oje! Das war kein guter Anfang. Hoffentlich ging sie bald wieder nach Hause.
    »Ehm, wie lange bist du schon hier, Chaquie?«
    »Seit sieben Tagen.«
    So ein Mist!
    Dann fing sie zu meiner großen Beunruhigung an zu reden. Ich meine, zu reden wie ein Wasserfall. Ich dachte, meine Bemerkung über Chris de Burgh hätte das Gespräch beendet, was mir nur recht gewesen wäre. Aber sie entpuppte sich plötzlich als Schwatzbase ersten Ranges. Das bisschen über Badezimmer und Ehemänner war nur das Vorspiel, während sie wartete, dass sie freie Bahn bekam. Und jetzt hatte sie auf ein Signal hin, das nur sie hörte, aufgedreht und raste mit Volldampf in atemberaubender Geschwindigkeit über die Konversationspiste.
    Der Kern ihres verbitterten Monologs war, dass man keinem trauen konnte. Angefangen beim Gynäkologen über den Milchmann bis hin zum Ehemann.
    Dem Ehemann besonders nicht.
    Die Flut ihrer Worte ergoss sich über mich.
    »... ich sagte, ich hätte ganz bestimmt nicht zwei Flaschen für Dienstag bestellt, weil Durm’t und ich an dem Tag gar nicht zu Hause waren ...« (Der Milchmann hatte ihr Misstrauen geweckt.)
    »... und wie soll ich ihm trauen, wenn er das nächste Mal seine Hand unter meinen Rock schiebt ...?« (Ihr Gynäkologe hatte mit einer ihrer Freundinnen eine Affäre.)
    »... Ich kann es immer noch nicht fassen, dass er mich hier reingesteckt hat! Wie konnte er das tun? ... (Durm’t hatte sie unglücklich gemacht.)
    »... wenn ich daran denke, wie oft ich mich vor ihm ausgezogen habe ...« (Ich glaube, das war der lüsterne Gynäkologe. Obwohl, später fand ich Dinge über Chaquie heraus, wonach es sich ebensogut um den Milchmann handeln konnte.)
    Ich konnte mich kaum wachhalten und verlor immer wieder den Faden. Ich hoffte, dass ich ohnmächtig werden oder einen Anfall bekommen würde, aber zwischendurch schreckte ich immer mal wieder hoch und merkte, dass sie noch mittendrin war.
    »... und dabei war es Vollmilch, und Durm’t und ich trinken nur Magermilch, schließlich muss man ja auf seine Gesundheit achten, oder ...« (Wieder der Milchmann.)
    »... und jedes Mal, wenn ich bei ihm bin, habe ich das Gefühl, dass er mich lüstern ansieht...« (Entweder der Gynäkologe oder Durm’t. Oder halt, doch eher nicht Durm’t.)
    »... Was hab ich denn bloß getan, dass er mich hier reingesteckt hat? Wie konnte er das tun? ...« (Durm’t, klarer Fall.)
    »... und dann hat er gesagt, dass er nichts tun könne. Dass die Rechnungen mit dem Computer erstellt würden. Und da habe ich zu ihm gesagt: ›Reden Sie nicht so mit mir, junger Mann‹ ...« (Wahrscheinlich der Milchmann.)
    »... und dann waren sie fünfzehn Zentimeter zu kurz für unser Erkerfenster, also habe ich sie nicht bezahlt ...« (Keine Ahnung, tut mir leid.)
    Sie redete und redete ohne Unterlass, während ich den Kopf an die Wand gelehnt hatte, als wäre ich von der Zentrifugalkraft ihres Wortschwalls plattgewalzt worden. Ich hätte gern gewusst, ob ich so verzweifelt aussah, wie ich mich fühlte.
    Ich brachte kein Wort über die Lippen und nickte nur stumm. Aber das war nicht schlimm, sie machte nicht einmal zum Luftholen eine Pause.
    Vielleicht lag es daran, dass mein Tag lang und anstrengend gewesen war, aber ich hatte wirklich das Gefühl, dass ich sie hasste. Ich konnte gut verstehen, dass Durm’t Chaquie nach Cloisters gebracht hatte. Wäre ich mit Chaquie verheiratet gewesen, hätte ich sie nur zu gern in eine Anstalt gesperrt. Nein, noch lieber wäre es mir, sie wäre tot. Und ich würde keinen Killer anheuern. Warum sollte ich mir das Vergnügen versagen?
    Ich kämpfte

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