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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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macht! Bei sich zu Hause muss er mit den Schweinen essen.«
    Was für eine Erleichterung! Es war, als hätte jemand den hoffnungslos verknäulten Knoten in meiner Brust entwirrt.
    »Ja«, sagte ich und war ausgesprochen erfreut, dass jemand darüber genauso dachte wie ich. »Ich wusste nicht, was ich tun sollte. So was habe ich noch nie ...«
    Sie nickte mit geschürzten Lippen, während ich sprach, und behandelte ihre Nägel mit einer Art Lutscherstiel. Dann fragte sie übergangslos: »Bist du verheiratet, Rachel?«
    »Nein.« Gerade war es mir gelungen, zwei Sekunden lang nicht an Luke zu denken, als ihre Frage mich wieder kopfüber in mein Unglück hineinschleuderte. Alles in mir zog sich zusammen, weil ich einen Moment lang wirklich nicht glauben konnte, dass es zwischen uns vorbei war.
    »Und du?«, fragte ich schließlich.
    »Meine Güte, ja!«, perlte sie. Sie verdrehte die Augen, um mir ihr langjähriges Leid anzudeuten.
    Da merkte ich, dass sie überhaupt nicht an mir interessiert war. Sie hatte das Gespräch nur angefangen, um auf sich selbst zu sprechen zu kommen.
    »Ich büße für meine Sünden.« Sie warf mir ein bezauberndes Lächeln zu. »Mein Mann heißt Dermot.« Sie sprach die zweite Silbe ganz kurz aus, also Durm’t, damit ich merken sollte, dass sie vornehmer Herkunft war.
    Ich lächelte schwach.
    »Fünfundzwanzig glückliche Jahre«, sagte sie. Und hastig fügte sie hinzu: »Ich habe gleich nach der Schule geheiratet. Von der Schulbank weg.«
    Wieder zwang ich mich zu einem Lächeln.
    Plötzlich warf sie das Holzstäbchen mit Nachdruck von sich.
    »Ich fasse es einfach nicht, dass Durm’t mich hier reingesteckt hat!«, rief sie. Sie rückte näher an mich heran, und ich sah entsetzt, dass ihr Tränen in den Augen standen. »Ich kann es einfach nicht glauben. All die Jahre war ich ihm eine treusorgende Ehefrau, und so dankt er es mir!«
    »Bist du wegen, ehm, Alkoholproblemen hier?«, fragte ich diskret. Ich wollte nicht, dass sie dachte, ich würde ihr Vorhaltungen machen oder was.
    »Ich bitte dich«, sagte sie und wedelte wegwerfend mit der Hand. »Ich und Alkoholikerin!« Sie riss ihre tadellos geschminkten Augen weit auf. »Hin und wieder ein Bacardi Cola, wenn ich mich mit meinen Freundinnen treffe«, erklärte sie. »Wenn wir uns mal was gönnen wollten. Das habe ich weiß der Himmel verdient, schließlich arbeite ich mir für diesen Mann den Rücken krumm.«
    »Warum hat Durm’t dich dann hier reingesteckt?«, fragte ich beunruhigt. Ein paar Bacardi Cola klangen nicht sehr gefährlich.
    Und ich wünschte, ich hätte nicht Durm’t gesagt. Das war eine schreckliche Angewohnheit von mir: Ich ahmte immer den Akzent desjenigen nach, mit dem ich mich gerade unterhielt.
    »Frag mich nicht, Rachel«, sagte Chaquie. »Sehe ich etwa wie eine Alkoholikerin aus?«
    »Himmel, natürlich nicht.« Ich lachte verständnisvoll. »Sehe ich etwa wie eine Drogensüchtige aus?«
    »Dazu kann ich nichts sagen, Rachel.« Ihr Widerwille war ganz deutlich herauszuhören. »Ich verkehre nicht in solchen Kreisen.«
    »Ich bin natürlich nicht süchtig.«
    Blöde Kuh, dachte ich. Das hatte mich getroffen. Besonders, da ich mich doch so nett über ihr Alkoholproblem geäußert hatte.
    »Wo wohnt deine Familie?«, fragte sie und wechselte wieder unvermittelt das Thema.
    »Blackrock«, knurrte ich missmutig.
    »Welche Straße?«
    Ich sagte ihr die Adresse. Offenbar fand das ihre Zustimmung. »Ah, die Gegend kenne ich. Freunde von mir haben dort gewohnt, aber dann haben sie ihr Haus verkauft und eins in Killiney gekauft, mit Blick über die Bucht und fünf Badezimmern. Ein berühmter Architekt aus London hat es für sie eingerichtet.«
    »Ach, tatsächlich?«, fragte ich abfällig. »Wie heißt der? Ich kenne mich auf dem Gebiet nämlich ein bisschen aus.« Ich hatte keinen blassen Schimmer, aber immerhin hatte sie mich verärgert.
    »Ach, wie hieß der denn noch?«, sagte sie vage. »Geoff oder so ähnlich.«
    »Nie von ihm gehört.«
    »Dann scheinst du dich ja nicht besonders gut auszukennen«, sagte sie, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Das geschah mir recht, weil ich gemein zu ihr gewesen war. Ich hatte meine Lektion gelernt.
    O ja, dachte ich erbittert, ich hatte meine Lektion gelernt, und beim nächsten Mal würde ich noch viel gemeiner zu ihr sein.
    Dann fing sie an, von ihrem Haus zu erzählen. Sie hatte ein unnatürliches Interesse an Badezimmern, die man vom Schlafzimmer aus betreten konnte.
    »Unser Haus

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