Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachel ist süß (German Edition)

Rachel ist süß (German Edition)

Titel: Rachel ist süß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bax
Vom Netzwerk:
Feststellung oder der Druck seiner Hände sie mehr störte. Muss er sich denn immer um alles kümmern, dachte sie. Kann er uns nicht einfach in Ruhe lassen. Sie tauchte unter seinen Händen hinweg und er sah sie verletzt an. „Was habe ich denn falsch gemacht?“
     
    „Nichts. Wenn du deine Kollegin unbedingt einladen willst, dann lade sie ein. Vielleicht bekommen wir ja so auch schneller unseren Anbau zurück.“
     
    „Das willst du doch gar nicht“, sagte Christian und sah sie nicht an. „Manchmal glaube ich, du willst Kai am liebsten für dich ganz alleine.“ Zum ersten Mal lag in seinem Vorwurf keinerlei Anspielung auf erwachende mütterliche Gefühle und sie wusste das. Also tat sie, was sie am besten konnte, und zerstreute seine Bedenken mit den Zuwendungen, die er von ihr erwartete.
     
    Die junge Kollegin war genauso nett, wie Christian sie beschrieben hatte, und Inga hätte sie schon vor der Nachspeise am liebsten erwürgt. Kai schien sie gut zu gefallen, denn sie lachte und sprach ungewöhnlich viel. Ohne dass Inga es bemerkt hatte, hatten die beiden sich über ihre gemeinsame sexuelle Orientierung verständigt und warfen sich in schneller Reihenfolge die Namen von Autorinnen, Musikerinnen und Cafés zu, von denen Inga wenig oder nichts gehört hatte. Sie sah ihnen dabei zu und fragte sich, in welchem Moment die beiden einander wohl erkannt hatten. Und woran. Und ob sie sich attraktiv fanden? Und ob sie sich jemals irrten. Und ob eine fremde Lesbe ihr die kurze Zeit mit Kai ansehen konnte. Und ob …
     
    „Erde an Inga!“
     
    „Was?“ Sie riss sich aus ihren Überlegungen und starrte Christian an, der sie seinerseits fragend fixierte.
     
    „Christine hat gerade vorgeschlagen, doch in zwei Wochen auf die große Kirmes zu gehen. Wir könnten Judith und die anderen fragen, ob sie auch Lust haben. Was meinst du?“
     
    Wie fürsorglich, jetzt sorgte er schon dafür, dass die beiden sich in jedem Fall wiedersahen. Wenn sie das nicht sowieso taten. Sie warf ihm einen Blick zu, der viel zu kalt ausfiel, und antwortete: „Wie könnten wir das verpassen.“
     
    Als sie am späten Abend nach der Kirmes das Lebkuchenherz, das Christian ihr geschenkt hatte, an ihren Spiegel hängte, sah sie in der spiegelnden Fläche sekundenlang die nackte Sehnsucht in ihren Augen und sie spürte Kai zwischen ihren Beinen und an ihrem Körper. Sie fühlte sich, als ob etwas in ihr ausbrach, von dem sie sicher gewesen war, davon vollständig geheilt zu sein. Wenn sie nur an die unsinnige Freude dachte, die sie ergriffen hatte, als Christine, die Kollegin, zu Beginn des Abends mit ihrer Freundin auf der Kirmes erschienen war und Kai das völlig gleichgültig zur Kenntnis genommen hatte. Und an das warme Glück, mit dem Kais Berührung sie erfüllt hatte. Sie starrte sich in die gespiegelten Augen. Das da bin nicht ich, dachte sie. Das ist Kai. Es liegt an ihr. Es hat auch damals an ihr gelegen. Ich muss mich von ihr fernhalten.
     
    Und so zog sie sich zurück auf die Sicherheit ihrer vier Wände und mied den Garten und Kai, wann immer sie konnte. Aber sie hatte nicht mit Christian und seinem Wunsch nach der perfekten häuslichen Harmonie gerechnet. Zuweilen schien es ihr aber auch, als wollte er sie mit Kais Anwesenheit provozieren. Manchmal sah sie, wie er sie abwechselnd betrachtete, als wollte er etwas schwer Sichtbares an ihnen vergleichen. Er lud Kai immer wieder zum Essen ein, er arbeitete an den Wochenenden mit ihr im Garten und er liebte es „mit seinen beiden Mädels“, wie er sie immer nannte, wenn er zuviel getrunken hatte, bei Wein die Abende ausklingen zu lassen. Kai bemerkte, dass Inga diese ständige Nähe schwer fiel und verbrachte auch außerhalb ihrer Dienste viel Zeit in der Klinik. Inga hoffte zumindest, dass das der Grund war. Vielleicht waren ihr aber auch die Tage und Abende einfach zu langweilig und sie suchte sich andere Ablenkung. Immer, wenn Inga zu lange über diese Möglichkeit nachdachte, wurde sie noch unglücklicher. Sie wird gehen, dachte sie dann. Ihr Haus wird fertig werden, der Sommer wird vorübergehen und sie wird gehen. Und obwohl es das war, was sie wollte, war es nicht das, was sie wollte. Ein Widerspruch, der sie innerlich zerriss. Selbst ihre Lieblingsstelle am See brachte ihr nicht mehr die Ruhe, nach der sie sich sehnte. Sie folgte den jungen Männern, die sich dicht neben den jungen Mädchen ins Wasser warfen, mit den Blicken und spürte die Kraft dieser vielen

Weitere Kostenlose Bücher