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Rachel ist süß (German Edition)

Rachel ist süß (German Edition)

Titel: Rachel ist süß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bax
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ihr wie ein falscher Ton aus der Melodie des Satzes hervorzustechen.
     
    „Nein, ich liebe sie nicht mehr und ich fürchte, ich habe sie auch nie richtig geliebt. Das war möglicherweise unser Problem. Es gab viele Dinge an ihr, die mich über die Jahre an Liebe erinnert haben, und das habe ich wohl verwechselt. Und sie damit sehr verletzt.“ Inga fühlte sich plötzlich leicht und übermütig. Es ist doch wirklich schön mit einer alten Freundin zu reden, dachte sie und sagte: „Sollen wir dir eine Luftmatratze in den Anbau legen oder hast du es in den letzten zehn Jahren zu einem Bett gebracht?“
     
    „Ich hatte es sogar zu einer kompletten Einrichtung gebracht und bin gerade dabei, meine verlorenen Möbelstücke zu ersetzen. Weißt du zufällig ein Möbelgeschäft, in dem man nicht auf verschlungenen Wegen in den Bällchenpool geleitet wird?“
     
    „Absolut! Wenn du Lust hast, können wir ja zusammen gucken gehen.“ Sie hielt kurz inne. „Wir drei, meine ich. Ist ganz hier in der Nähe. Wir haben da unseren Küchentisch gekauft und ich finde da immer irgendeine Kleinigkeit. Christian hasst das!“ Sie kicherte.
     
    „Gerne“, sagte Kai, machte eine lange Pause und verabschiedete sich freundlich. Die Stille hinter diesem einen Wort ließ Inga in den nächsten Nächten immer wieder unruhig träumen.
     
    Kais Einzug und die folgenden Wochen waren so unspektakulär, wie Inga sie sich gewünscht hatte. Zwischen Einkäufen und Arztbesuchen verbrachte Christians heimgekehrter Schützling nur wenig Zeit in ihrer neuen Behausung. An den Abenden schien sie früh schlafen zu gehen, auf jeden Fall erlosch das Licht im Wohnzimmerfenster, das Inga von ihrem Sessel aus gut sehen konnte, meist sehr zeitig.
     
    Mitten im Winter kam Inga eines Nachmittags nach Hause und fand Kai und Christian in ihrer Küche sitzend vor.
     
    „Irgendwas nicht in Ordnung?“, fragte sie, als sie die ernsten Blicke der beiden sah.
     
    „Kommt drauf an, wie man es sieht.“ Christian reichte ihr den Brief, der in der Mitte des Tisches gelegen hatte. „Kais Bauantrag ist abgelehnt. Die Sanierung kann so nicht stattfinden. Denkmalschutz. Das Fachwerk. Wird mindestens ein Jahr dauern, mit den neuen Plänen und allem.“
     
    Es war nicht das erste Mal, dass Inga sich fragte, warum das Schicksal nicht zulassen wollte, dass sie Kai aus dem Weg ging. Christian und Kai sahen sie fragend an und sie begriff, dass der entscheidende Satz von ihr kommen musste. Dann entscheide dich auch, dachte sie und sagte: „Sieht so aus, als ob unsere Mieteinnahmen langfristig gesichert sind, oder?“ Christians Erleichterung tat ihr fast körperlich weh und Kais Lächeln wirkte verhalten. Sie wird hier bleiben, dachte Inga, sie wird ein ganzes Jahr hier bleiben. „Wir dulden aber keinen nächtlichen Herrenbesuch, das hat mein Mann Ihnen hoffentlich erläutert.“ Sie legte den Arm um Christian, der sie dankbar für ihren Scherz anlächelte.
     
    „Das deckt sich voll und ganz mit meinen Plänen“, Kai warf ihr im Gehen einen Blick zu, der für einen Moment die zehn vergangenen Jahre verschwinden ließ.
     
    Je mehr der Winter dem Ende entgegenging und einem außergewöhnlich schönem Frühling wich, desto beständiger drehte sich Kai wie eine schmerzlich vermisste Schraube in das leicht morsche Gebälk ihres Lebens und gab dem Ganzen halt. Inga hörte einfach auf, sich zu fragen, warum ihr das Leben ruhiger und gleichzeitig interessanter erschien, wenn Kai in der Nähe war. Die Unruhe, die sie sonst an den Wochenenden überfiel und oft zu langen einsamen Spaziergängen trieb, stellte sich nicht ein, wenn sie mit Kai und Christian ein Beet bepflanzte oder auf den Märkten der Umgebung nach Möbeln stöberte. Auch Christian hatte sich verändert und erschien ihr nicht mehr so abhängig von ihrer Aufmerksamkeit.
     
    „Du tust uns richtig gut“, sagte er eines Abends nach dem ersten gemeinsamen Grillen, während er sich genüsslich in seinem Liegestuhl streckte und mehrere große Schlucke aus einem beeindruckend vollen Whiskeyglas nahm. Kai sah ihn schmunzelnd an. „Alles, was eurer Ehe fehlte, war eine Jugendfreundin mit gebrochenem Arm und ohne Möbel, die den Garten neu gestaltet und ein Spareribs-Rezept hat?“
     
    Christian überging ihren Scherz und sagte: „Inga hat hier draußen keine Freundin in ihrem Alter gefunden. Seit du hier bist ist sie fröhlicher und ausgeglichener und das tut uns beiden gut, nicht wahr, Schatz?“ Er drehte den

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