Rachel ist süß (German Edition)
schaute Kai lächelnd an. „Siehst du, kaum sind wir allein, tue ich schon wieder lauter kindische Dinge.“
„Ich habe die Sachen, die wir zusammen gemacht haben, nicht als kindisch in Erinnerung.“ Kai rieb sich die Arme, die von einer kleinen Gänsehaut überzogen waren. „Mir wird hier draußen langsam kalt. Du putzt dir jetzt mal ordentlich die Nase und ich komme rein. Dann kochst du uns einen Kaffee und wir reden über lauter harmlose Sachen, so wie sonst auch.“
Inga hatte vergessen, wie wundervoll es war, mit Kai alleine zu sein. Wie perfekt die Welt war, wenn Kai erzählte und lachte und ihre Zweisamkeit von niemandem gestört wurde. Ihr war gar nicht klar gewesen, wie viele Fragen sie hatte, und sie war beruhigt zu hören, dass es Kai genauso ging. Sie kicherten, als Inga von ihrer Hochzeit und Christians Suche nach dem perfekten Haus erzählte. „Er hat mich fast in den Wahnsinn getrieben.“
Kai nahm sich noch einen Keks und lachte. „Ich kann es mir vorstellen, er ist eben sehr gründlich.“
Wie damals nahm Inga alles, was Kai tat, wie in Großaufnahme wahr, und wie damals sprangen ihr Sätze unkontrolliert auf die Zunge.
„Wie hast du sie kennengelernt?“
Kai wischte sich ein paar Krümel vom T-Shirt und sah sie gespielt schockiert an. „Du willst wirklich die Geschichte meiner gescheiterten Beziehung hören? Es war eine Frauenbeziehung, das ist dir klar, oder?“
„Ich hörte davon und habe meine Bestürzung vollkommen überwunden. Ganz ehrlich? Ich habe selbst schon einmal eine Beziehung zu einer Frau gehabt.“ Sie strahlte Kai an. Das Glück, diesen Satz so formuliert zu haben durchströmte sie vollständig.
„Und wie war das?“ Kai grinste voller Glück zurück.
„Es war das Wundervollste, was mir in diesem Leben passiert ist.“
„Und warum hast du sie dann verlassen?“ Kai ließ ihre Augen nicht los.
„Weil ich ein Feigling bin.“ Inga fühlte die Tränen wieder kommen, aber sie unterdrückte sie schnell. „Außerdem hat sie eigentlich mich verlassen und sich dann auch noch eine andere gesucht.“
„Was für ein fieses Weib!“ Kai schien zu wissen, dass sie jetzt nicht länger ernst bleiben konnten.
„Ich sag es dir. Gehst du morgen Nachmittag mit mir schwimmen?“ Inga fühlte sich so leicht, dass ihre Gedanken jeden Kontakt zum Boden verloren hatten.
„Ich habe morgen Nachmittag Dienst, aber wenn du magst können wir morgen Abend zusammen essen und übermorgen schwimmen.“
Inga verbrachte die restlichen Tage von Christians Schulausflug mit Kai in einer bunten Blase aus purer Harmonie und beide achteten sorgfältig darauf, ihren Glücksballon nicht mit einem unvorsichtigen Stich zum Platzen zu bringen. Hier drin galten ihre Gesetze, und solange sie nicht versuchten, sie auszudehnen, konnte ihnen nichts passieren. Inga liebte es plötzlich sogar, mit Kai in der Öffentlichkeit gesehen zu werden, und bekam nicht genug davon ihren Namen zu sagen. „Ich gehe heute Nachmittag mit meiner Freundin schwimmen“, erklärte sie einer Kollegin, die zu einem Kaffee einlud. Der Satz berauschte Inga und sie suchte sich immer neue Möglichkeiten, über Kai zu sprechen. „Ich warte auf meine Freundin“, verriet sie dem Direktor am nächsten Tag vor dem Schulgebäude, obwohl er sie eigentlich nicht danach gefragt hatte.
„Du bist doch meine Freundin?“, fragte sie unsicher, als Kai sie grinsend darauf hinwies, dass sie diese Wortkombination neuerdings sehr oft benutzte.
„Ich bin deine Freundin, aber so wie du es ankündigst, könnten manche Menschen auf den falschen Gedanken kommen. Und das wollen wir doch nicht, oder?“
Inga sah Kai lange nachdenklich an. „Als du sie in der Universität gesehen hast, hast du dich da sofort in sie verliebt?“
Kai ließ den abrupten Themenwechsel zu und antwortete: „Ein bisschen schon. Sie war unheimlich selbstsicher, sehr witzig und charmant. Genau das, was ich damals brauchte.“
„Und da hast du aufgehört, mich zu lieben?“ Inga suchte in Kais Augen nach der Antwort, die sie fürchtete.
Kai rang einen kurzen Moment mit sich und strich ihr dann ganz sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht bevor sie sagte: „Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben.“
Beide Frauen schlossen gleichzeitig die Augen, als hätten sie sich an einem Platz im Inneren ihrer Körper verabredet. Inga spürte den leichten Wind, der erst ihr und dann Kais
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