Rachel ist süß (German Edition)
das Haus, das sie gekauft hat, muss saniert werden und sie kann mindestens sechs Monate nicht dort wohnen.“ Er bot ihr sein Glas an und sie nahm einen tiefen Schluck, obwohl sie den kahlen Geschmack von Wasser hasste.
„Hat sie dich gefragt, ob sie hier wohnen kann?“ Obwohl sie die Antwort kannte, stellte Inga diese Frage.
„Kai mich gefragt? Bist du verrückt? Sie wollte in ein Hotel ziehen. Ich musste sie fast zwingen, mein Angebot überhaupt nur zu überdenken. Sie schien noch mehr Angst davor zu haben, dich zu stören, als du hast, gestört zu werden. Ihr seid zwei sehr scheue Rehe.“ Er legte seinen Arm um Inga und zog sie an sich. „Deshalb gefallt ihr mir wohl auch so gut. Du ganz besonders.“ Sie küsste ihn und zum ersten Mal seit Jahren sah sie wieder Kais schönen Mund vor sich.
Christian ließ nicht mehr ab von seiner Idee und weder Inga noch Kai fanden einen Weg, sein Angebot abzulehnen, ohne ihn unnötig misstrauisch zu machen. Als er mit seiner Klasse kurze Zeit später in eine Skifreizeit fuhr, schellte eines Abends das Telefon und Inga hörte zum ersten Mal seit vielen Jahren Kais Stimme.
„Ich weiß nicht, wie ich ihm das noch ausreden kann“, sagte Kai ohne jede Begrüßungsfloskel, nachdem Inga sich mit ihrem Namen gemeldet hatte. Inga musste lächeln, in manchen Dingen hatte sich Kai offensichtlich nicht geändert. „Und ganz ehrlich, der Gedanke, nicht monatelang in einem überheizten Hotelzimmer zu sitzen, hat schon eine gewisse Attraktivität.“
„Dann zieh zu uns und rede es ihm nicht aus.“ Sie war selbst verblüfft, wie unbeschwert das klang. Kai stutzte am anderen Ende und sagte dann: „Für dich wäre das also kein Problem?“
„Warum sollte es denn eines sein?“ Inga hatte sich und die Situation völlig unter Kontrolle. Weil ich dich für einen kurzen Augenblick mehr geliebt habe als mein Leben?
„Du weißt aber schon noch wer ich bin?“ Kai klang amüsiert.
„Ich weiß wer du bist.“ Inga gab mit ihrem leichten Ton einfach die weitere Richtung des Gesprächs vor. „Du bist die Frau, mit der ich den schrecklichsten Kater meines Lebens hatte, und die Frau, mit der ich zum ersten Mal Sushi gegessen habe. Es gibt Sachen, die man nicht vergessen kann.“ Lass es dabei, bitte Kai, dachte sie, als sie dem Schweigen am anderen Ende lauschte.
„Ich bin froh, dass du dich erinnerst. Weißt du eigentlich, dass sich Sushi in den Staaten zu einem meiner Lieblingsgerichte entwickelt hat?“ Wenn Kais Frage einen Unterton hatte, versteckte sie ihn gut.
„Wirklich? Ich habe es nie wieder versucht“, sagte Inga vorsichtshalber, „es gibt Sachen, die muss man nur einmal machen.“
Kai schwieg und wieder sah Inga ihren Mund und ihre Hände vor sich. Und beschloss, die Regeln für ihr zukünftiges Zusammenleben jetzt und hier festzulegen. „Ich weiß, was es Christian bedeutet, dich wieder in der Nähe zu haben, und wir freuen uns beide, dir helfen zu können. Es soll mir also eine ehrliche Freude sein dich wieder öfter zu sehen, so lange es keine seltsamen Komplikationen gibt, die Christian verletzen könnten.“ Sie hatte ihren Ton freundlich und ruhig klingen lassen wollen, fand aber selbst dass sie einfach nur arrogant und kalt klang.
„Du kannst dir ganz sicher sein, dass Komplikationen nach den letzten Monaten das Letzte sind, das ich brauchen kann. Ich brauche nur ein Dach über dem Kopf, damit mein Gips nachts nicht nass wird.“ Kai klang nach wie vor jung, aber jetzt auch ein bisschen müde. Sie wird bald dreißig, dachte Inga und wusste nicht warum. Dann fragte sie, bevor sie es verhindern konnte: „War deine Trennung wirklich so schrecklich, wie ich gehört habe?“ Das willst du doch gar nicht wissen, schalt sie sich innerlich. Über diesen Teil von Kais Leben möchtest du doch gar nicht sprechen.
„Wahrscheinlich schrecklicher, als du gehört hast. Ich habe mich bemüht, Christian nicht vollständig zu alarmieren. Ich hätte nie gedacht, dass mein Leben sich in ein solches Schlachtfeld verwandeln könnte. Am Ende haben wir uns sogar um die Sachen gestritten, die wir gar nicht haben wollten.“ Kai holte Luft und ihr Tonfall wurde leichter. „Wenn du zufällig ein Teeservice brauchst, ich habe jetzt zwei. Und ich trinke nicht einmal richtig gerne Tee.“
„Aber du liebst sie noch?“ Wie diese Frage in den Raum gekommen war, konnte Inga sich absolut nicht erklären. Das Wort „sie“ schien
Weitere Kostenlose Bücher