Rachels Geheimnis: Glaub an meine Liebe, Kelly (German Edition)
„Der Vater des Babys …“, flüsterte sie und biss sich auf die Lippe, „ich … ich kann mich nicht erinnern … verdammt …“ Sie blinzelte so heftig, als wollte sie Tränen zurückdrängen.
„Es reicht“, unterbrach Nicole. „Sie muss sich ausruhen.“
„Nein!“ Rachel war unerbittlich. „Hast du Kinder?“, fragte sieihre zukünftige Schwägerin.
„Ja, ich habe zwei Mädchen. Zwillinge.“
„Dann wirst du mich verstehen. Ich will mein Baby sehen. Und was Sie betrifft …“, sie schaute Kelly an, „… ich antworte gern, wenn ich kann. Aber im Moment kann ich mich an nichts erinnern. Vielleicht hilft es meinem Gedächtnis auf die Sprünge, wenn ich mein Baby im Arm halte.“
Matt war stolz darauf, Betrug geradezu riechen zu können. Und wenn er sich nicht schwer täuschte, dann versuchte seine Halbschwester im Moment, alle an der Nase herumzuführen. Offenbar versuchte sie mit den Gefühlen der Leute zu spielen, die sich um ihr Bett versammelt hat ten.
„Natürlich werden wir J. R. herbringen“, sagte Nicole nett und freundlich, betonte aber jede Silbe. „So schnell es geht.“
Über Nicoles Schulter warf Matt einen Blick auf die erschöpfte, aber entschlossene Frau auf dem Bett. „Ich kümmere mich darum“, wiederholte er, und er meinte es auch so. Zum Teufel mit den Gepflogenheiten im Krankenhaus und den polizeilichen Ermittlungen. Jetzt zählte nichts anderes, als J. R. so rasch wie möglich in Rachels Arme zu le gen.
Thanksgiving war ein einziger Albtraum. Obwohl Kelly das Zusammensein mit ihrer Familie genoss, kam es ihr vor, als wäre sie gar nicht richtig anwesend. Ihre Mutter und ihr Vater konnten sich aufeinander verlassen. Karla hatte ihre Söhne. Kelly gehörte zwar dazu, fühlte sich aber trotzdem allein.
We gen Matt.
Einerseits wollte sie den Feiertag mit ihm und seiner Familie verbringen. Bei einem Bäcker in Grand Hope hatte sie Apfelkuchen und Kürbiskuchen bestellt, und den Vormittag hatte sie damit verbracht, ihrer Mutter zu helfen, den Truthahn zu füllen und Süßkartoffeln zu kochen. Trotzdem fehlte irgendetwas.
Als das Essen auf dem Tisch stand und der Vater mit viel Tamtam das Geflügel tranchierte, hatte Kelly zum ersten Mal in ihrem Leben das Gefühl, dass sie woanders hingehörte. Obwohl das natürlich kompletter Unsinn war.
„Irgendetwas liegt dir doch auf der Seele“, meinte ihre Mutter,während sie das benutzte Geschirr in die Spülmaschine räumten. Karla wischte den Tisch ab und musste die Unterhaltung unwillkürlich mit anhören. Wenigstens ihre Söhne hatten sich zusammen mit dem Großvater in dessen Arbeitszimmer zurückgezogen, um ihre Wunschzettel für Weihnachten zu schreiben. Kaum war ein Feiertag vorüber, stand schon der nächste vor der Tür.
„Nein, alles in Ordnung“, stritt Kelly ab und stellte eine Servierplatte in die Maschine.
„Wirklich?“, meinte Eva Dillinger herausfordernd.
Karla atmete geräuschvoll aus. „Nicht ganz.“
„Was soll das heißen?“ Ihre Mutter runzelte besorgt die Stirn. „Kelly …?“
„Nichts, Mom.“
Karla faltete ihr Geschirrtuch zusammen und hängte es an den Backofengriff. „Kelly ist verliebt“, erklärte sie.
„Ach, wirklich?“ Die Sorgenfalten auf Eva Dillingers Stirn verschwanden, und die Mundwinkel zogen sich erwartungsvoll nach oben. Auf solche Neuigkeiten hoffte sie seit Jahren.
Kelly warf ihrer Schwester einen warnenden Blick zu.
„Wer ist der Glückliche?“, beharrte Eva.
„Karla hätte den Mund halten sollen. Ich bin nicht verliebt“, log Kelly.
„Aber es gibt jemanden in deinem Leben. Wen?“
Kelly straffte ihre Schultern. „Es ist nichts Ernstes. Beruhige dich.“ Am liebsten hätte sie ihrer Schwester den Hals umgedreht. Wenn Blicke töten könnten, dann läge Karla jetzt leblos am Boden.
„Ich habe mich doch gar nicht …“ Evas Stimme verklang, ihr Lächeln verflüchtigte sich, und sie schaute zur Tür.
„Was?“, erkundigte sich ihr Vater, als er in die Küche kam. „Worüber habt ihr euch gerade unterhalten? Kelly hat einen Freund?“
Kelly stöhnte innerlich auf und hob die Hand. „Nein, ich habe keinen Freund. Wirklich nicht. Ich habe nur ein wenig Zeit mit Matt McCafferty verbracht. Wegen der Ermittlungen.“
Niemand sagte ein Wort. Aus dem Arbeitszimmer drang das Geräusch des Fernsehers zu ihnen in die Küche. Sonst nichts. Karla zuckte zusammen, als hätte sie endlich begriffen, welche Wellen ihre Bemerkung schlagen konnte. „Ich hätte den
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