Rachels Geheimnis: Glaub an meine Liebe, Kelly (German Edition)
an, „… bist du auch verletzt?“
Mit den Fingerspitzen berührte Slade die feine Narbe, die sich von der Braue bis zum Kinn zog. „Nein. Ein Skiunfall. Kannst du dich gar nicht mehr erinnern?“
Rachel schüttelte langsam den Kopf.
„Es war letzten Winter, vor nicht ganz einem Jahr. Du hast die Narbe auf Dads Beerdigung das erste Mal gesehen.“
Ihr Blick verdunkelte sich. „Es gibt vieles, woran ich mich nicht mehr erinnern kann“, gestand sie ein und wandte sich Matt zu. „Fälltjetzt die ganze Familie auseinander? Was ist mir dir? Sieht so aus, als würde irgendein Fluch auf den McCaffertys lasten. Sag schon, was ist dir zugestoßen?“
„Nichts“, meinte er.
„Keine plötzlichen Begegnungen mit dem Tod, keine Verletzungen, keine Verlobung?“
„Bis jetzt noch nicht“, erwiderte Matt spöttisch und bemerkte, wie Kellys Schultern sich leicht versteiften.
„Na gut. Aber jetzt möchte ich als Erstes meinen Sohn sehen. Entweder ihr bringt ihn zu mir, oder ich stehe auf und gehe zu ihm.“
„Bleib noch ein bisschen liegen“, bat Slade. Seine Stimme klang überraschend sanft. „Wir haben ihn J. R. genannt. Wie Junior. Oder nach Dad. Dein Sohn ist bei Juanita auf der Ranch, und wir werden euch zwei so schnell wie möglich zusammenbringen.“
„Dann solltest du keine Zeit mehr verschwenden, okay?“ Rachel war unerbittlich, schien aber auch müde zu werden. „Und über den Namen werden wir uns noch mal unterhalten. Ich glaube nicht, dass ich bei J. R. bleiben werde. Oder soll der Junge wirklich nach Dad benannt werden?“ Sie sah zweifelnd ihre Brüder an. „Wem habe ich diese brillante Idee zu verdanken?“
„Mir“, gestand Thorne.
„Hätte ich mir gleich denken können. Du hast mal wieder den perfekten Sohn gespielt. So bist du schon immer gewesen. Konnte ich noch nie ausstehen.“
Thorne war drauf und dran, sich zu einem Streit hinreißen zu lassen, biss sich aber rechtzeitig auf die Zunge.
Diese Gelegenheit nahm Kelly wahr, um an Rachels Bett zu treten. „Ich bin Kelly Dillinger von der Polizei“, stellte sie sich vor und lächelte freundlich.
Für den Bruchteil einer Sekunde tauchte ein anderes Lächeln vor Matts innerem Auge auf: das verführerisch-freche von gestern Abend. Einen Augenblick lang weilten seine Gedanken bei der leidenschaftlichen Nacht, die sie in Seattle verbracht hatten. Aber kurz darauf zwang er sich, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren, auf Rachel, die gerade aufgewacht war. „Wenn die Ärzte einverstanden sind“, sagte Kelly, „dann möchte ich mich mit Ihnen über den Unfall unterhalten.“Rachels Blick verdunkelte sich. „Der Unfall …“ Sie schüttelte den Kopf.
„Der Unfall beim Glacier Park. Wir sind der Meinung, dass du von der Straße abgedrängt worden bist“, fügte Thorne hinzu.
„Soll das heißen, dass jemand versucht hat, mich absichtlich umzubringen?“
„Das wäre eine Möglichkeit“, erklärte Kelly. „Vielleicht war es auch ein zufälliger Unfall mit anschließender Fahrerflucht. Obwohl diese Variante eher unwahrscheinlich ist, weil jemand an Ihr Krankenbett spaziert ist und versucht hat, Insulin in Ihren Tropf zu geben. Wir bewerten den Vorfall als versuchten Mord.“
Rachel ließ den Blick zwischen ihren Halbbruüdern hin und her wandern. „Bitte sagt mir, dass sie übertreibt.“
„Leider nein“, entgegnete Matt. Ihm wurde eiskalt ums Herz, wenn er nur daran dachte, dass es dem Mörder beinahe gelungen war, Rachels Leben auszulöschen.
„Du lieber Himmel.“ Alle Kraft schien aus Rachels Körper zu weichen, und sie lehnte sich in ihre Kissen zurück. „Ich … mein Gedächtnis …“ Sie zog die Brauen zusammen. „Ich kann mich wirklich kaum noch erinnern“, gab sie zu. „Also, ich erkenne euch alle. Ich weiß, dass ich im Krankenhaus liege, und ich weiß, dass ich Schriftstellerin bin. Normalerweise lebe ich in Seattle, aber … es gibt viele Dinge, die ganz verschwommen sind.“
Thornes Schultern versteiften sich. „Was ist mit dem Vater deines Kindes?“, wollte er wissen. Sofort erstarb jedes Geräusch im Zimmer. Der Lärm vom Flur, der von den fahrbaren Betten, den Pflegewagen und den Gesprächen herrührte, schien plötzlich doppelt so laut. „Wer ist J. R.s Vater?“
Rachel schluckte schwer und wurde blass. Verlegen betrachtete sie ihre Hände. In einem Handrücken steckte die Tropfkanüle, um die andere lag ein Verband. Die Finger der linken Hand waren nackt, es gab keine Spur von einem Ring.
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