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Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy

Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy

Titel: Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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ich wiederkomme’ , hörte er prompt Noras Stimme durch seinen Kopf schallen. Mittlerweile war seine Kollegin seit sechs Tagen auf Rügen. Am vergangenen Samstag hatte sie sich kurz bei ihm gemeldet, um ihm mitzuteilen, dass sie gut angekommen war. Seitdem gönnte sie sich eine ausgiebige Ruhepause. Wahrscheinlich lag sie in diesem Moment noch im Bett und war in einen Tiefschlaf versunken.
    Wenn ich das doch auch von mir behaupten könnte , dachte Tommy wehmütig. Aber das hat sich jetzt wohl erledigt. Bleibt nur zu hoffen, dass ich diesen Mord in wenigen Stunden aufklären kann. Sollte das nämlich nicht der Fall sein, dann könnte die nächste Zeit düster werden. Richtig düster.
    Und darauf kann ich gut verzichten.
    Der katholische Parkfriedhof umfasste fünftausend Quadratmeter und wurde von einer hohen Hecke umgeben. Zwischen den einzelnen Grabreihen verliefen mehrere Kieswege im Schachbrettmuster. Ein großes Kreuz stand in der Mitte des Kirchengrundstücks.
    Kaum hatte Tommy den Friedhof betreten, da erspähte er auch schon das rot-weiße Absperrband seiner Kollegen. Es befand sich zu seiner Rechten und hielt einige Zivilisten vom Tatort fern. Überwiegend ältere Menschen standen davor und sahen bestürzt in den abgesperrten Bereich.
    „Hallo, Scarface“, hörte Thomas eine tiefe Stimme hinter sich. Sie gehörte Viktor Dorm, einem ebenso großen wie kräftigen Kommissar. Mit Scarface benutzte er Tommys Spitznamen, den dieser einer vier Zentimeter langen Narbe auf seiner Stirn zu verdanken hatte.
    „Das ist eine beschissene Sache“, äußerte Dorm. „Hast du sie gekannt?“
    „Um das beantworten zu können, müsste ich erst einmal wissen, wer die Tote ist.“
    „Ich dachte, dass Kortmann dich bereits darüber informiert hätte?“
    „Er hat am Telefon nichts Genaues gesagt.“
    „Das ist typisch für ihn.“ Dorm schüttelte verständnislos den Kopf. Dann klärte er Tommy auf: „Die Frau heißt Judith Breim. 22 Jahre alt. Streifenpolizistin im ersten Jahr.“
    Obwohl Thomas sie nicht persönlich kannte, verspürte er sofort eine innere Leere. Für einen Ermittler war es generell schon schwer, eine emotionale Distanz zu einem Mord aufzubauen. Wenn es sich bei dem Opfer dann aber auch noch um eine Kollegin handelte, war das so gut wie unmöglich. Übertroffen wurde dieses Gefühl der Ohnmacht lediglich von der Nachricht, dass ein Freund oder naher Verwandter getötet wurde.
    „Der Name sagt mir nichts“, erklärte Tommy mit einem Kloß im Hals.
    „Ich kenne sie auch nicht. Dennoch schwöre ich dir, dass ich alles daran setzen werde, den Mörder zu finden. Ich werde nicht zulassen, dass jemand eine Kollegin ermordet, ohne dafür in den Knast zu wandern. Diesen Fall nehme ich persönlich. Und ich gehe wohl recht in der Annahme, dass du das auch machst?“
    Thomas gab ihm keine Antwort. Er empfand sie als überflüssig.
    Nach kurzer Zeit schritten die beiden an den äußeren Grabreihen vorbei und duckten sich unter dem Absperrband hindurch. Dabei konnte Thomas bereits die Leiche sehen. Sie lag halb auf dem Kiesweg, halb unter der Hecke, die den Friedhof umgab. Einige Beamte der Spurensicherung untersuchten die nähere Umgebung. Thomas konnte erkennen, dass sie noch keine verwertbaren Spuren eingetütet hatten. Als er im Augenwinkel Waldemar Ruttig sah, wandte er sich ihm zu und vergewisserte sich: „Haben Sie noch nichts Hilfreiches gefunden? Keine Täterspuren? Keine Hinweise?“
    Ruttig war der vorübergehende Leiter der Spurensicherung. Mit seinen 36 Jahren mochte er noch recht jung sein. Trotzdem zeichnete er sich durch ein enormes Fachwissen aus. Sein beruflicher Ehrgeiz stand außer Frage. „Es liegen zwar kaum Indizien vor, allerdings haben wir schon eine eindeutige Botschaft entdeckt.“
    Tommy sah ihn überrascht an. „Und zwar?“
    „In der Hosentasche des Opfers steckte eine Karteikarte. Ich habe sie ins Labor geschickt, um sie so schnell wie möglich untersuchen zu lassen.“
    „Sind Sie nicht auf die Idee gekommen, dass ich sie mir direkt ansehen möchte?“
    „Doch. Aber ich hatte keine Ahnung, wann sie endlich hier ankommen würden. Aus Erfahrung weiß ich, dass bestimmte Spuren innerhalb weniger Minuten vernichtet werden können. Allein schon aufgrund der Witterungsbedingungen.“
    Thomas seufzte. „Haben Sie wenigstens ein Foto von der Karte gemacht?“
    „Nein, tut mir leid. Daran habe ich nicht gedacht.“
    „Daran haben Sie nicht gedacht?“, wiederholte Tommy ungläubig.

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