Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)
einer Seitenstraße in Canoga Park gefunden worden war, wies einen Kopfdurchschuss auf, als sei er hingerichtet worden. Milo nahm Kontakt zu den Besitzern auf: zwei Studentinnen, die sich Maximilian geteilt hatten; beide waren am Boden zerstört und hatten einen Exfreund in Verdacht. Eine Überprüfung offenbarte einen stämmigen Kerl um die dreißig, der sich schon des Öfteren wegen Körperverletzung und ordnungswidrigem Verhalten hatte verantworten müssen.
Milo war ganz aufgeregt und machte sich auf die Suche nach dem Mann. Es stellte sich heraus, dass er sieben Monate auf See gewesen war, als Decksmann auf einem Frachter nach Japan.
Das Tierheim, aus dem Marlin Quigg Louie bekommen hatte, beschäftigte niemanden, der dem stämmigen Weißen glich, der in der Nähe beider Tatorte gesehen worden war. Mit Ausnahme eines vietnamesischen Schülers und zwei achtzigjährigen Rentnern war das gesamte Personal weiblich.
Die Frau, die Louies Papiere fertiggemacht hatte, erinnerte sich an Marlin Quigg, weil er so unkompliziert gewesen war, und meinte, er sei genau der Richtige für Louie gewesen: ruhig, entspannt, unaufgeregt.
Ich dachte: ein leichtes Opfer .
Binchy und Reed besuchten andere Tierheime, fanden aber auch nichts heraus.
Eine Untersuchung von Quiggs Telefonverbindungen und Kontoauszügen ergab nichts Verdächtiges. Eine erneute Suche auf dem Gelände des Sommer-Camps und Befragungen einer Handvoll Obdachloser am Pacific Coast Highway blieben erfolglos, wobei eine der Bettlerinnen, Aggie, mit Zahnlücken und wildem Blick, sicher war, dass Quigg schon mal gehalten und ihr fünfzig Dollar gegeben hatte.
Milo sagte: »Fette Beute.«
»Oh ja, das war super.«
»Was für ein Auto hat er gefahren, Aggie?«
»Na, was wohl? Einen dicken Rolls-Royce. Ich sag’s ja immer, manche von den reichen Pinkeln sind echt nett.«
Quiggs Autopsie- und Laborbefunde kamen.
Ein schweres Hämatom am Atlasgelenk deutete darauf hin, dass er einen heftigen Schlag von hinten auf das Genick bekommen hatte. Die Pathologin hatte das am Tatort nicht gesehen, weil Quiggs Haare die Stelle verdeckt hatten. Der Schlag war nicht tödlich gewesen, aber doch so fest, dass er ihm das Bewusstsein genommen hatte.
Außer Quiggs eigenen hatten sich keine menschlichen Haare an seiner Leiche gefunden, doch Louie hatte noch ein paar auf dem Hemd seines Herrchens hinterlassen. Drei weitere Fasern erwiesen sich als Lammfellimitat.
Ich sagte: »Unser Bösewicht trägt einen voluminösen Mantel. Vielleicht ist es eine lange Lammfelljacke aus Synthetik.«
»Bekleidet für die Jagd … in Montana … vielleicht.« Milo blätterte in seinem Notizbuch. »Was hältst du von der Kopfverletzung?«
Ich sagte: »Klassische Überraschungsattacke aus dem Hinterhalt. Bei Vita war das nicht nötig, weil sie sturzbetrunken war und der Pizza-Trick sie unvorbereitet traf. Wenn der Täter der Typ ist, den Erica Vail gesehen hat, war er schon drei Tage vor dem Überfall auf Quigg hier. Quiggs Runden waren vorhersehbar, es war ein Leichtes, ebenfalls so zu tun, als mache man einen Spaziergang. Einfach lächelnd vorbeigehen und winken, vielleicht sogar stehen bleiben und Louie streicheln.«
»Freundliche Kontaktaufnahme«, sagte er. »Und dann bumm .«
»Ich würde Belle Quigg noch mal besuchen und fragen, ob Marlin jemals erwähnt hat, dass er auf seinen Runden jemandem begegnet ist.«
Milo kritzelte etwas in sein Buch. »Auf der Liste … Wir haben also eine ziemlich genaue Vorstellung vom jeweiligen Tathergang. Die große Frage aber bleibt: Was hat sie zu Opfern gemacht? Es muss da irgendeine Gemeinsamkeit geben, nur kann ich verdammt noch mal keine entdecken. Ich hatte gehofft, es hätte etwas mit Vitas Prozess zu tun, aber danach sieht es nicht aus. Die Leutchen von Well-Start waren am Ende wesentlich mitteilsamer, als ich erwartet hatte. Nicht weil sie besonders nett sind, sondern weil sie Angst haben, dass nach Vitas Ermordung das vereinbarte Stillschweigen keine Gültigkeit mehr hat und sie mit einem Haufen schlechter Presse zu rechnen haben. Sie haben sogar gestern eine Anwältin geschickt, die mir stapelweise Unterlagen vorgelegt hat: einstweilige Verfügungen, sämtliche Befragungen der beschuldigten Kollegen sowie Shackers Gutachten. Übrigens ein Psychogelaber erster Güte, nichts für ungut, Alex. Alles in allem nichts Neues, und das Sprachrohr schwor hoch und heilig, dass die Versicherung nichts mit Quigg zu tun habe. Ich hab mich aber nicht auf
Weitere Kostenlose Bücher