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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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ignorieren.
    Ob da wirklich was im Garten ist, Schatz?
    Kein Problem, ich geh nachsehen.
    Sei vorsichtig.
    Ich bin sicher, da ist nichts.
    Er streift seinen Morgenmantel über und geht nach draußen. Weil das die Aufgabe des Ehemannes ist.
    Während sie wartet, freut sich sie, dass sie verheiratet ist und jemanden hat, der für sie Spinnen zerquetscht und den Beschützer spielt.
    Sie lehnt sich zurück, entspannt sich und denkt an die bevorstehenden Genüsse.
    Er kommt nicht so schnell zurück wie sonst.
    Sie fängt an, sich zu wundern.
    Sei nicht albern, vielleicht hat er wirklich ein Tier erwischt und muss jetzt sehen, wie er damit zurückkommt.
    Hoffentlich kein Waschbär, die sind tollwütig und werden biestig, wenn sie in Bedrängnis kommen.
    Aber man hört nichts, vielleicht ist er ja einfach nur vorsichtig.
    Die Vorstellung, wie ihr Liebster einen Vierbeiner in die Flucht schlägt, bringt sie zum Lächeln. Es hat so was … Archaisches. Er wird vorsichtig sein, so wie immer, und am Ende wird es eine von diesen witzigen Geschichten sein, die sie ihren Enkeln erzählen können.
    Aber er braucht schon wirklich ganz schön lange …
    Noch mehr Zeit vergeht.
    Sie ruft seinen Namen.
    Stille.
    Dann hört sie, wie die Tür aufgeht. Gut. Alles ist in Ordnung, vielleicht kommt er wieder mit einer köstlichen Überraschung. Letztes Mal war es belgische Schokolade.
    Diesmal war es vielleicht etwas anderes. Etwas zu essen oder …
    Sie schließt die Augen und rekelt sich in die Position, die er so gern mag. Das beruhigende Geräusch männlicher Schritte wird lauter.
    Sie liebt dieses Geräusch.
    Sie gurrt seinen Namen.
    Stille.
    Oder vielleicht ein leises männliches Stöhnen?
    Okay, der Süße will den Neandertaler geben. Sehr schön, dann wird es eine von diesen ganz besonderen Nächten werden.
    Eine Nacht, von der man den Enkeln auf gar keinen Fall erzählen wird.
    Sie lächelt. Schnurrt.
    Drapiert sich noch ein wenig aufreizender als sonst, in subtiler Aufforderung.
    Er ist jetzt im Zimmer. Sie hört, wie sein Atem lauter wird.
    »Baby«, haucht sie.
    Stille.
    Okay, dieses Spiel also.
    Er ist jetzt neben ihr, sie spürt seine Nähe, seine Wärme. Und doch …
    Irgendetwas ist anders.
    Sie schlägt die Augen auf.
    Alles ist anders.
    Die Papiere, die sich nebenan im Arbeitszimmer im Schreibtisch fanden, bestätigten die Angaben der Zulassungsstelle.
    Barron und Glenda Parnell.
    Er hatte seinen sechsunddreißigsten Geburtstag um gut einen Monat überlebt. Sie war dreizehn Monate älter geworden.
    Ein Lichtbildausweis des North Hollywood Day Hospital wies sie als Dr. G. A. Usfel-Parnell , Nuklearmedizin aus. Auf dem Passfoto sah sie ernst, aber hübsch aus; sie trug eine große, randlose Brille, die Milo in einer Nachttischschublade fand.
    Ich dachte über Dr. Glenda Parnells verminderte Sehkraft nach. Was hatte sie wirklich gesehen, nachdem sie die Augen geöffnet hatte?
    Hatte sie überhaupt etwas klar gesehen?
    Hatte sie vor Panik gezittert, sich aber so weit gefasst, dass sie um ihr Leben betteln konnte?
    Sie war voller Angst um ihren Mann gewesen, aber vielleicht hatte sie den Gedanken zu verdrängen vermocht, so vollgepumpt mit Adrenalin, dass sie sich auf ihr eigenes Überleben konzentrieren konnte.
    Hatte der Täter so getan, als würde er darauf eingehen, während er sie zwang, sich selbst am Bett festzubinden? Oder hatte er von Beginn an auf Angst und Einschüchterung gesetzt?
    Hatte sie von dem Moment an, als er durch die Tür kam, gespürt, dass alles sinnlos war? Hatte sie seinen Anweisungen gehorcht, um sich selbst zu schützen, aber auch aus Liebe zu Barron, in der Hoffnung, sie beide damit zu retten?
    Wenn dem so war, hatte sie eine gänzlich andere Sprache gesprochen als der Mörder. Für ihn war Barron nichts weiter als ein lästiges Hindernis gewesen.
    Eine Vorübung, mühelos zu bewältigen.
    Ehe das eigentliche Vergnügen begann.
    Nachdem die Fingerabdrücke genommen waren, schlüpfte Milo in ein Paar Latexhandschuhe und durchsuchte Glendas Schreibtisch. Ihre Berufshaftpflicht war voll bezahlt, ebenso mehrere Abonnements medizinischer Fachzeitschriften. Die Post an Barron Parnell trug den Zusatz » CFP «; ein Schreiben von einer Investmentbank lieferte die Erklärung für das Kürzel: »Certified Financial Planner«.
    Dieselbe Berufsbezeichnung stand auf dem Brief eines Anwalts, der die Stiftung einer Familie Cameron betreute und Barron rechtswidriges Handeln sowie »unbedachte« Investitionen

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