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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Gefühl sagt mir, dass Ihre Lässigkeit gar nicht gut bei ihm ankommt.«
    Milo entfernte sich ein paar Schritte von ihr. Ihre Miene versteinerte zu einer Zornmaske, doch bevor sie etwas sagen konnte, machte er kehrt und trat auf sie zu. »Okay, erzählen Sie ihm Folgendes: Wenn sicher wäre, dass es sich hier um einen sexuell motivierten Psychopathen handelt, einen Vergewaltiger, der sich zum Mörder entwickelt hat, hätte ich spätestens bei der zweiten Leiche mit der Presseabteilung gesprochen, in der Hoffnung, dass ein früheres, überlebendes Opfer aussagen würde. Das Gleiche gilt für ein Serienarschloch, das es auf eine bestimmte Bevölkerungsgruppe abgesehen hat – auf Nutten, Strumpfverkäufer oder was weiß ich. Das hätte in solchen Fällen sowohl einen moralischen als auch einen ganz praktischen Nutzen: Hochgefährdete potenzielle Ziele können sich besser schützen. Aber was sollen wir der Öffentlichkeit in diesem Fall erzählen? Ein böser schwarzer Mann geht um und massakriert wahllos arglose Bürger? Damit schüren wir nur Panik, ohne irgendetwas davon zu haben.«
    »Aber was schlagen Sie alternativ vor?«, sagte sie. »Eine hübsche Krimisammlung anzulegen?«
    »Ich habe mir die letzten beiden Opfer noch nicht genauer angesehen. Vielleicht gewinne ich hier eine bahnbrechende Erkenntnis. Wenn Sie mich nur endlich meinen verdammten Job machen lassen.«
    » Ich halte Sie also von der Arbeit ab?«
    »Wenn ich meine Zeit damit verschwenden muss, langatmige Erklärungen zu machen.«
    »Aha, für Sie gelten also andere Regeln als für andere.« Zu mir sagte sie: »Was ist mit dem Fragezeichen bei diesen beiden hier, Doc?«
    Ich sagte: »Das Gleiche fand sich auch bei den ersten beiden Opfern.«
    Sie klapperte mit den Augendeckeln. »Ja, natürlich. Was hat das zu bedeuten?«
    »Zynismus?«, sagte ich.
    Milo lächelte. »Oder Neugier.«
    »Neugier? Worauf?«, fragte Maria.
    »Auf die Geheimnisse der menschlichen Anatomie.«
    »Das ist grotesk. Wissen Sie, woran ich dachte, als ich das sah? Irgendein rätselhaftes Symbol, wie die, mit denen der Zodiac-Killer damals in den Siebzigern seine Briefe unterschrieben hat. Haben Sie auch mal in Richtung Okkultismus gedacht?«
    »Ich bin für alles offen, Maria.«
    »Also nicht. Und Sie sind dagegen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Wie viele Leichen brauchen Sie noch, um endlich aufzuwachen?«
    »Wenn sich durch diese beiden nichts …«
    »Gut«, sagte sie. »Sie wollen also zu Ihrem Glück gezwungen werden. Es wird ihn freuen, das zu hören. Er hält nämlich viel von Ihnen, wissen Sie.«
    »Ich bin gerührt.«
    »Das sollten Sie auch sein. Melden Sie sich, wenn Sie irgendetwas Neues erfahren. Besser früher als später.«
    »Sie sind der Handschuh.«
    »Bitte was?«
    »Er will sich selbst die Hände nicht schmutzig machen, also zieht er Handschuhe an.«
    Maria Thomas musterte ihre manikürten Fingerspitzen. »Immer einen passenden Spruch auf den Lippen. Also bitte, betrachten Sie mich als Handschuh. Aber denken Sie daran: Mit dem Finger stochern kann ganz schön schmerzhaft sein. Ob mit Handschuh oder ohne.«

20
    Maria Thomas zankte mit ihrem Handy, während sie den Tatort verließ, um in einem blauglitzernden Honda City Sedan davonzufahren.
    Milo sagte: »Bevor sie ihre Nase da reingesteckt hat, hatte ich selbst schon darüber nachgedacht, die Öffentlichkeit zu informieren. Aber im Grunde sehe ich nicht, was das für Vorteile haben soll, und die Sache mit der Panik ist ein echtes Problem.«
    Ich sagte: »Wenn du irgendwas rausgeben willst, dann würde ich an deiner Stelle die Fragezeichen nehmen. Die sind wirklich außergewöhnlich, vielleicht hilft das jemandem auf die Sprünge.«
    Er trottete zu den Autos der Parnells hinüber und spähte hinein. »Ich glaube nicht, dass ich so schnell einen entscheidenden Schritt vorankomme, so gesehen wird die Entscheidung eh nicht bei mir liegen. Dir ist doch klar, warum die Thomas hier aufgekreuzt ist.«
    »Benimm dich, oder es setzt was.«
    »Schlimmer noch. Der Boss wittert ein grandioses Fiasko und geht lieber rechtzeitig auf Abstand.« Er schlug seinen Block auf. »Wo ist noch mal der Anwalt, der Barron Parnell gedroht hat … ah, hier: › RA William Leventhal, Verwalter der Cameron-Familienstiftung.‹ Das hört sich nach verdammt viel Kohle an. Wollen wir doch mal sehen, ob sich der Herr Staranwalt sein Honorar verdient hat.«
    William B. Leventhal führte eine Ein-Mann-Kanzlei am Olympic Boulevard. Auf dem Weg

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