Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)
noch am Festnetz jemand abnahm, hinterließ Milo eine Nachricht und versuchte es bei Petra Connor von der Hollywood Division. Das Gleiche.
Er ließ den Motor an. »Wenn ich kein Schmusedeckchen kriege, schlitz ich dir den Bauch auf. Das ist doch mal ein vernünftiges Motiv.«
Ich sagte: »Diese Klinik macht überwiegend Versicherungsfälle, Vita war in ein Verfahren verwickelt. Vielleicht sind Fellmantel und sie irgendwann mal aufeinandergetroffen. Wobei Vitas angebliche Beschwerden psychischer Art waren; sie hätte keine Scans gebraucht, und Well-Start hätte auch nie die Kosten dafür übernommen.«
»Vielleicht hatte ihr Anwalt mit Ostrovine einen Deal – oder mit jemandem in vergleichbarer Position. Aber ich kriege einfach nicht heraus, wer die Prozessvertreter waren. Well-Start will nicht mit Namen rausrücken, und weil die Sache so rasch vom Tisch war, gibt es noch nicht einmal Aufzeichnungen. Ich werd’s irgendwie aus ihnen rauskitzeln müssen.«
Er steuerte Richtung Polizeistation.
Ein paar Kilometer weiter fiel mir etwas ein. »Dass er unbedingt eine Decke wollte und die Sache mit dem viel zu dicken Mantel könnte auf eine psychische Störung hindeuten. Es könnte aber auch bedeuten, dass seine körperinterne Temperaturregelung durcheinandergeraten ist. Und das könnte wiederum physische Ursachen haben.«
»Wie zum Beispiel?«
»Als Erstes kommt mir da eine Schilddrüsenunterfunktion in den Sinn. Das wäre etwas, das ihn kaum beeinträchtigt, aber dazu führen kann, dass er ein paar Pfund zu viel hat und ständig friert. Hypothyreose kann auch leicht reizbar machen.«
»Großartig«, sagte er. »Wenn er je gefasst wird, kommt irgendein Verteidiger daher und beantragt verminderte Schuldfähigkeit wegen seiner Drüsen. Aber was du da noch gesagt hast, klingt gut: Er und Vita sind sich beim Arzt begegnet. In einem Wartezimmer. Vita mit ihrem ausgeprägten Taktgefühl hat sich sofort über seinen bescheuerten Mantel lustig gemacht, und so kam eins zum anderen.«
»Stand in den Unterlagen, die Well-Start dir gezeigt hat, irgendwas darüber, dass sie sich einer medizinischen Untersuchung unterzogen hat?«
»Nein, aber wer weiß? Schließlich hat dieser Typ ganz offensichtlich einen an der Klatsche, vielleicht haben sie sich bei Doc Shacker mal getroffen.«
»Shacker hat einen separaten Ausgang, damit sich die Patienten nicht über den Weg laufen. Aber möglich ist natürlich alles.«
»Ruf ihn doch an und frag ihn, ob er Lammfell kennt.«
»Es war ihm schon unangenehm, über Vita zu sprechen. Ich kann ihn nicht bitten, den Namen eines Patienten herauszurücken, das darf er nicht tun, es sei denn, man könnte beweisen, dass jemand durch den Betreffenden unmittelbar in Gefahr ist.«
»Dieser Jemand ist sein verdammtes nächstes Opfer … du hast schon recht, aber versuchen könntest du es trotzdem. Ich muss einfach irgendwas unternehmen.«
Ich rief bei Shacker an und hinterließ eine Nachricht auf seinem AB.
Milo sagte: »Danke. Sonst noch irgendwelche Ideen?«
Ich sagte: »Ostrovine hat klein beigegeben, als wir ihm gedroht haben, die Klinik für einen Tag zu schließen. Vielleicht verrät er uns ja noch was, wenn wir noch mal auftauchen.«
»Wir fahren sofort hin«, sagte Milo und wendete auf der Stelle den Wagen. »Wenn er zickt, reiße ich ihm seine blöde Fusselmatte vom Schädel und nehme sie als Geisel.«
Diesmal ließ uns Ostrovine zwanzig Minuten warten.
Als wir sein Büro betraten, war sein Schreibtisch übersät mit Papieren voller Zahlenkolonnen, wahrscheinlich Finanzplänen. Er legte seinen Kugelschreiber hin und sagte: »Was gibt’s noch, Lieutenant?«
Milo sagte es ihm.
»Das soll wohl ein Scherz sein.«
»Dr. Usfels Ermordung ist alles andere als komisch.«
»Natürlich«, sagte Ostrovine. »Aber ich kann Ihnen nicht helfen. Erstens ist mir nichts davon bekannt, dass Glenda mit einem Patienten eine Auseinandersetzung hatte. Zweitens glaube ich immer noch nicht, dass ihr Tod etwas mit ihrer Arbeit hier zu tun hat. Und drittens ist mir, wie schon gesagt, eine Person namens Vita Berlin nicht bekannt.«
»Wir wissen, dass es eine Auseinandersetzung gab«, sagte Milo. »Wie kommt es, dass es darüber keinen Bericht gibt?«
»Offensichtlich hat Dr. Usfel nicht die Security eingeschaltet, weil sie es für unnötig hielt.« Ostrovine legte seine Hände flach auf den Schreibtisch. Milo hatte seinen Stuhl näher herangezogen. Die Perücke war in Reichweite seines langen Arms. »Was
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