Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)
Hand. Milo brachte ihr die Neuigkeit schonend bei.
Sie sagte: »Oh mein Gott.«
»Es tut mir leid, dass ich Ihnen das sagen musste.«
»Dr. Usfel«, sagte sie. »Glenda … kommen Sie rein.«
Margaret war dünn, hatte rote Wangen, krauses graues Haar und gelblich-graue Augen und trug kein Make-up. Sie führte uns in ihr Wohnzimmer, das mit Ahornmöbeln und bestickten Kissen vollgestopft war. In einer Vitrine waren kitschig-bunte Toby-Krüge ausgestellt. Eine weitere enthielt Souvenir-Aschenbecher, wobei der Schwerpunkt der Motive auf Nationalparks und Casinos in Nevada lag. Auf dem Sofa döste ein Mann mit Hängebacken, den Sportteil einer Zeitung auf dem Schoß.
»Mein Mann«, sagte Margaret Wheeling und klang, als wäre sie stolz darauf. Sie küsste ihn leicht auf die Stirn. »Don, sie sind da.«
Don Wheeling zwinkerte, stand auf und streckte uns die Hand entgegen. Sie hatte ihm von Glenda Usfel erzählt. Er sagte: »Sie machen Witze.«
»Ach, Don, ist das nicht schrecklich?«
Er fasste sie am Kinn. »Alles okay mit dir, Meg?«
»Mir geht’s gut. Geh doch ins Schlafzimmer und leg dich richtig hin.«
»Wenn du mich brauchst, weißt du, wo du mich findest, Meg.«
Als er draußen war, sagte sie: »Don war früher bei der Polizei, er war ein Jahr lang Motorradbulle in Tulsa, direkt nach dem Militärdienst. Als ich ihn kennenlernte, war er schon im Straßenbau. Setzen Sie sich doch bitte. Kekse? Kaffee, Tee, Wasser?«
»Nein, danke«, sagte Milo.
Margaret Wheeling sagte: »Dr. Usfel ermordet. Ich kann das immer noch nicht glauben. Haben Sie schon irgendeine Vorstellung, wer das getan haben könnte?«
»Leider nicht. Cheryl Wannamaker hat uns von einem Patienten erzählt, der auf Dr. Usfel losgegangen sein soll.«
»Diese Bagatelle? Niemand würde doch wegen so was zum Mörder werden.«
»Erzählen Sie uns davon.«
»Es war lächerlich«, sagte Wheeling. »Total absurd. Dr. Usfel hält die Temperatur im Scan-Raum immer ziemlich niedrig, wegen der Geräte. Dieser Idiot hat sich furchtbar aufgeregt, weil wir keine Decken dahatten. Der Wäschedienst hatte an dem Morgen nicht geliefert, wir konnten überhaupt nichts dafür. Ich versuchte, es ihm zu erklären, aber er wurde sofort aggressiv.«
»Wie aggressiv?«
»Er hat mich beschimpft, ich sei eine blöde Kuh, solche Sachen. Als ob ich was dafür könnte, wenn der Wäschedienst Mist baut.«
»Was haben Sie getan?«
»Ich habe Dr. Usfel gerufen«, sagte sie. »Sie ist schließlich die Chefin, ich befolge nur Anweisungen.«
»Was passierte dann?«
»Er fing bei ihr genauso an. Mir ist kalt, Sie sollten Decken haben. Ein erwachsener Mann, der sich wie ein verwöhntes Balg aufführt. Sie sagte zu ihm, er solle sich beruhigen, das sei doch nicht das Ende der Welt, wir würden uns mit dem Scannen beeilen, dann wäre er in null Komma nichts wieder draußen. Er hat sie dann genauso beschimpft wie mich. Dr. Usfel hat sich das nicht gefallen lassen. Sie ging auf ihn zu und warf ihn raus. Nicht laut, aber bestimmt.«
»Was hat sie gesagt?«
»Dass sein Verhalten nicht hinnehmbar sei und er gehen solle. Und zwar sofort.«
Ich sagte: »Keine zweite Chance.«
»Er hatte seine Chance«, sagte Wheeling. »Außerdem war das Wartezimmer voll mit Leuten, die auch drankommen wollten. Okay, es war schon ein bisschen kühl im Raum, aber er hatte weiß Gott selber genug Polster.«
»Was meinen Sie damit?«
»Sein Fett. Und ganz offensichtlich hatte er außerdem eine Schraube locker, denn er kam in einem dicken Mantel, obwohl es draußen überhaupt nicht kalt war, ganz im Gegenteil. Am Anfang sah er gar nicht aus wie ein Bekloppter. In dem Fall hätte ich sofort die Security gerufen. Er wirkte ganz normal. Ein ruhiger Typ. Aber dann war es, als hätte jemand einen Schalter umgelegt.«
»Kommt es oft vor, dass Sie die Security rufen?«
»Wenn es sein muss. Zu uns kommen die absonderlichsten Typen.«
»Aber der Kerl hat Sie nicht misstrauisch gemacht.«
»Wenn ich besser auf den bescheuerten Mantel geachtet hätte, vielleicht schon. Aber ich schau mir die Leute nicht so an, ich achte mehr auf die Geräte.«
»Es war also, als hätte jemand einen Schalter bei ihm umgelegt.«
»Das kippte schlagartig von normal auf total ausgetickt. Einfach so.« Sie schnippte mit den Fingern.
»Beängstigend«, sagte ich. »Aber Dr. Usfel ließ sich nicht einschüchtern.«
»Sie ist tough. Sie hat in Guadalajara in Mexiko studiert und mir mal erzählt, dass sie da Dinge gesehen
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