Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
mir, ehrlich gesagt, durchaus einleuchtet.«
    »Wer hat den Mann hierher überwiesen?«
    »Woher soll ich das wissen, wenn ich nicht mal seinen Namen kenne?«
    »Sehen Sie die Patientenlisten des entsprechenden Zeitraums nach.«
    »Da wird er nicht drinstehen. Wir dokumentieren unvollständige Fälle nicht.«
    »Nicht einmal die Überweisungsdaten?«
    »Gar nichts«, sagte Ostrovine. »Warum sollten wir überflüssige Daten aufbewahren? Wir haben auch so schon Probleme mit dem Speicherplatz.«
    »Vielleicht hat er ja noch eine weitere Untersuchung machen lassen, die abgeschlossen wurde.«
    »Sie verlangen von mir, dass ich meine komplette Patientendatenbank durchsehe.«
    »Nur nach männlichen Weißen, die vor etwa zwei Monaten hier waren, zwei Wochen hin oder her.«
    »Das ist eine Menge Zeug«, sagte Ostrovine. »Und wonach soll ich suchen? Unangemessene Kleidung? Wir halten nicht fest, wie unsere Patienten rumlaufen.«
    »Filtern Sie nur die männlichen Weißen einer bestimmten Altersgruppe heraus, wir erledigen dann den Rest.«
    »Das geht nicht, Lieutenant. Selbst wenn wir genügend Personal für so eine Schnitzeljagd hätten, dürften wir es rein rechtlich nicht tun.«
    »Was das Personal angeht, könnte ich Ihnen ein paar Detectives vorbeischicken.«
    »Das ist sehr großzügig von Ihnen«, sagte Ostrovine, »aber das löst noch nicht das Hauptproblem: Ohne klare rechtliche Grundlage in Patientendaten herumzuschnüffeln ist verboten.«
    Milo wartete.
    Ostrovine spielte nervös mit seinem Stift und legte die Hand auf sein Toupet, als fürchtete er um dessen Sicherheit. »Hören Sie, Glenda war eine von uns, ihr Tod ist eine Tragödie, und wenn ich Ihnen weiterhelfen könnte, würde ich es sofort tun. Aber ich kann nicht. Das müssen Sie verstehen.«
    »Dann müssen wir wohl mit dem Durchsuchungsbeschluss wiederkommen, Sir. Und das würde natürlich zu den Unannehmlichkeiten führen, die wir schon angesprochen haben.«
    Ostrovine schnalzte mit der Zunge. »Wir haben gar nichts angesprochen, Lieutenant Sturgis. Sie haben mir gedroht. Mir ist völlig klar, dass Sie eine wichtige Aufgabe zu erfüllen haben. Aber mit Einschüchterung kommen Sie bei mir nicht weiter. Ich habe mit unserer Rechtsabteilung gesprochen. Die sagen, es gibt keinerlei Anhaltspunkte, die einen Durchsuchungsbeschluss rechtfertigen würden.«
    Milo stand auf. »Das werden wir dann wohl sehen müssen.«
    »Wir werden gar nichts sehen, Lieutenant. Die Regeln sind eindeutig. Tut mir leid, wirklich. Aber was da im Scan-Raum passiert ist, kommt immer wieder vor.«
    »Das übliche Gezeter.«
    »Die Menschen sind so«, sagte Ostrovine. »Sie müssen nur genügend Leute zusammenstecken, dann kracht es irgendwann. Aber bis zu Mord ist da noch ein weiter Weg.«
    »Erkenntnisse über die menschliche Natur«, sagte Milo. »Haben Sie die bei Ihren zahlreichen Versicherungsbetrügen erlangt?«
    Ostrovines Lächeln hatte etwas Falsches. »Nein. Die habe ich aus dem wirklichen Leben.«
    Auf dem Rückweg zur Polizeistation rief mich Dr. Bern Shacker zurück.
    Es war zehn vor. Die kleine Pause zwischen zwei Sitzungen.
    Ich bedankte mich. Er sagte: »Hat die Polizei jemanden festgenommen?«
    »Sie haben eine Spur aufgenommen.« Ich beschrieb den Mann im Fellmantel.
    Schweigen.
    »Doc …«
    »Aber gefasst wurde niemand. Sie erzählen mir das also, weil …«
    »Weil wir überlegen, ob und wo Vita ihm begegnet sein könnte. Vielleicht im Zusammenhang mit einem Arztbesuch. Ich möchte Sie nicht in Schwulitäten bringen, aber es könnte sich hier durchaus um einen Fall handeln, bei dem Gefahr in Verzug ist und Sie offiziell gezwungen sind, die Behörden einzuschalten.«
    »Gefahr im Verzug?«, sagte er. »Für wen?«
    »Er hat zwei weitere Menschen getötet.«
    »Das ist schrecklich, aber diese beiden sind ganz offensichtlich nicht mehr in Gefahr.«
    »Es ist eine schwierige Situation, Bern.«
    »Ich weiß, ich weiß. Furchtbar. Nun, zum Glück ist er kein Patient von mir. Niemand in meiner Praxis zieht sich so an.«
    »Okay. Vielen Dank.«
    »Ein Schutzmantel«, sagte er. »Das riecht ein bisschen nach Schizophrenie, nicht wahr?«
    »Oder einem körperlichen Problem.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Hypothyreose.«
    »Hm … interessant. Ja, schon möglich. Aber ich tendiere nach wie vor zu psychologischen Ursachen. In Anbetracht dessen, was er getan hat. Außerdem klingt es, als würde er sich bedroht fühlen. Psychotiker sind im Grunde hilflos, nicht? Sie sind eher

Weitere Kostenlose Bücher