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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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den Jahren umgebracht hat?«
    »Im Augenblick treten die Ermittlungen ziemlich auf der Stelle. Wir sehen uns nach allen Richtungen um. Gibt es noch jemanden, der sich an die Zeit in V-State erinnern kann?«
    »Mutters Chef war ein Psychiater namens Emil Cahane. Ich denke, er war stellvertretender Leiter der Klinik oder so etwas in der Art.« Sie buchstabierte den Namen. »Ich habe ihn ein paarmal getroffen – auf Weihnachtsfeiern und so. Er war mehrmals zum Essen bei uns. Er war älter als Mutter. Inzwischen muss er weit über achtzig sein.«
    »Kannten Sie noch andere Studenten von ihr?«
    »Sie hat ihre Praktikanten nie mit nach Hause gebracht oder über sie gesprochen. Bis zu dem Moment, als sie Sie in der Zeitung wiedererkannte, hatte ich nie von Ihnen gehört.«
    »Außer Marlin Quigg und Dr. Cahane war also nie jemand aus dem V-State bei Ihnen zu Hause?«
    »Dr. Cahane zum Abendessen einzuladen war mehr so ein gesellschaftliches Ding«, sagte sie. »Aber sonst, nein.«
    »Sie sagte zu Ihnen, Quigg würde eine schwere Phase durchleben.«
    »Das konnte alles bedeuten. Aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke … wenn Mutter ihre Regeln gebrochen hat, muss es schon sehr ernst gewesen sein. Vielleicht sind Sie ja wirklich an etwas dran. Andererseits – dass jemand so lange seinen Hass in sich trägt? Gütiger Himmel, das ist ja furchtbar.«
    Ich sagte: »Ihre Geschwister haben mich auch zurückgerufen. Denken Sie, die beiden haben vielleicht noch etwas hinzuzufügen?«
    »Mag ist ein bisschen älter als ich, er kann vielleicht aus einer anderen Perspektive erzählen, andererseits war er zu der Zeit nur noch ganz selten zu Hause. Ava ist die Jüngste von uns, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie irgendetwas weiß, aber versuchen würde ich es trotzdem.«
    »Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben.«
    »Vielen Dank, dass Sie sich bei mir gemeldet haben. Über Mutter zu sprechen, ist immer schön.«
    Dr. Ava McClatchey sagte: »Trude hat mich gerade angerufen. Zuerst konnte ich mich gar nicht erinnern. Erst als Trude Mags dumme Fischwitze aufbrachte, dämmerte es mir wieder. Aber mehr als das, was Trude Ihnen erzählt hat, kann ich auch nicht beitragen. Entschuldigen Sie mich jetzt bitte, auf mich wartet ein Kaiserschnitt. Viel Glück.«
    Dr. Magnus Vanderveul sagte: »Nein, wir waren schon unterwegs zum Kino, bevor der Kollege kam, und als wir heimkamen, war er schon wieder weg. Ich habe Mutter auch mit weiteren Wortwitzen verschont – und sie nicht gefragt, ob sie ihren Fang wieder ins Wasser geworfen hätte oder so.« Er grinste. »So wie sie geguckt hat, hab ich mich lieber zurückgehalten.«
    »Wie hat sie denn geguckt?«
    »Sorgenvoll«, sagte er. »Rückblickend betrachtet, ist das seltsam. Mutter war nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen.«

25
    Ich war Dr. Emil Cahane nie begegnet. Als Vizechef der Klinik hatte er sich nicht mit ständig wechselnden Praktikanten abgegeben.
    Aber wenn ich Glück hatte, würde sich das bald ändern.
    Cahane war in keinem öffentlichen Verzeichnis zu finden, noch war er Mitglied der American Psychiatrist Association oder sonst einer psychoanalytischen Vereinigung. Keine Approbation für Kalifornien oder benachbarte Bundesstaaten. Ich überprüfte Regionen an der Ostküste mit hoher Dichte an Psychiatern: New England, New York, Pennsylvania, Illinois, New Jersey, Florida, wo Gertrude gelandet war – nichts.
    Nichts.
    Weit über achtzig . Was, wenn er auch schon …?
    Dann aber entdeckte ich ihn doch in einem halbwegs aktuellen Link; die L. A. Mental Health Commission hatte ihm vor anderthalb Jahren einen Preis für sein Lebenswerk verliehen.
    Das Foto zeigte einen dürren Mann mit Raubvogelgesicht, schlohweißem Haar und schiefem Lächeln, dessen asymmetrische Physis auf einen Schlaganfall oder etwas Ähnliches hindeutete.
    Zu Cahanes Verdiensten zählten seine Jahre in V-State, zwei Jahrzehnte Arbeit mit missbrauchten Kindern, Pflegefamilien und den Sprösslingen von Kriegsveteranen. Er hatte über die Posttraumatische Belastungsstörung geforscht, über Schädel-Hirn-Traumata und psychologische Schmerzkontrolle und eine Studie über die emotionalen Folgen von Ehescheidungen für Kinder finanziert, und zwar an der medizinischen Fakultät am anderen Ende der Stadt, an der er einen Lehrstuhl innehatte.
    Dieselbe Fakultät hatte auch mich kürzlich ausgezeichnet.
    Zwanzig Jahre ehrenamtlicher Tätigkeit bedeutete, dass er V-State wenige Jahre nach Marlin Quigg

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