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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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mit abgewandtem Blick fortfuhr. »Die Kollegen von der Streife kannten Eccles, er hat ein langes Vorstrafenregister. Aggressives Betteln, Ladendiebstahl, Trunkenheit und Erregung öffentlichen Ärgernisses, unter anderem wegen eines Angriffs auf einen Touristen, Stammgast im County-Knast.«
    »Der alltägliche nervige Suffkopf«, sagte Milo.
    Sie erwiderte: »Offenbar war er für irgendjemanden mehr als nur das. Wenn er ihm so etwas angetan hat.«
    »Nicht unbedingt«, sagte ich.
    Beide sahen mich an.
    »Dinge, die uns lächerlich erscheinen, sind für unseren Mann übergroß. Die Vorstellung, Falsches richtigzustellen, sei das nun gerechtfertigt oder nicht, verschafft ihm die Rechtfertigung dafür, seine Fantasien auszuleben.«
    Petra sagte: »Wenn ihn jemand ärgert, schlitzt er ihn auf? Das ist ja Wahnsinn.«
    Milo klopfte mir auf die Schulter. »Deshalb ist ja auch er bei uns.«
    Sie schloss die Augen und massierte sich die Lider, ehe sie langsam und tief durchatmete.
    Ich sagte: »Glenda Usfel hat ihn aus der Klinik geworfen. Vita Berlin war von Natur aus bösartig, es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass sie ihn gereizt hat. Und Mr. Eccles’ Neigung, beim Betteln dreist und in betrunkenem Zustand aggressiv zu werden, würde auch ins Bild passen. Die meisten Menschen würden einfach weitergehen. Lammfell aber hat einen anderen Ansatz. Der Abschnitt von Hollywood ist ein reines Gewerbegebiet. Das bedeutet, abends ist dort nicht viel los. Ein alter Wermutbruder, der in einer Gasse liegt und schläft, wäre eine leichte Beute. Hatte er noch andere Verletzungen als die Bauchschnitte?«
    Petra sagte: »Schwarz-blaue Male auf der Oberlippe, direkt unter der Nase.«
    »Ein K.-o.-Schlag, wie bei Marlin Quigg, nur von vorne, weil Eccles wahrscheinlich stockbesoffen war. Oder auf dem Boden lag und schlief.«
    »Möglich, aber Eccles’ Leiche war über und über voller Blutergüsse, und die meisten davon sahen schon älter aus. Vielleicht eine alkoholbedingte verstärkte Neigung zu Hämatomen, oder er hat sich im Suff öfter mal angestoßen.«
    Milo sagte: »Der blaue Fleck an der Lippe sah frischer aus. Ich wette, er war weggetreten, als ihm unser Mann die Lichter ausgeblasen hat.«
    »Oder«, sagte Petra, »Eccles hörte den Übeltäter näher kommen, schreckte hoch und wurde dann ins Schlummerland zurückgeschickt.«
    »Schön«, sagte Milo, »wieder einmal haben wir eine Vorstellung davon, wie es abgelaufen ist. Aber das Warum ist nach wie vor alles andere als klar. Nicht dass ich dir deine Theorie von der Überreaktion nicht abkaufen würde, Alex. Das wäre dann ein Freibrief, warum nicht? Nur – Marlin Quigg passt nicht in dieses Schema. Es sei denn, du findest heraus, dass er Lammfells Lehrer war, als der noch ein kleines Arschloch war, und ihm das Eisenlineal über die Finger gezogen hat oder so was.«
    »Ganz so weit bin ich noch nicht, aber ich bin nah dran.« Ich berichtete, was mir die Vanderveul-Kinder erzählt hatten.
    Milo sagte: »Quigg besucht sie, um sich moralische Unterstützung zu holen? Das kann doch alles bedeuten.«
    »Nicht in Gertrudes Fall«, sagte ich. »Sie war knallhart, wenn es darum ging, Berufliches und Privates voneinander zu trennen. Sie hat nie vorher oder nachher jemanden aus der Klinik zu sich nach Hause eingeladen. Quigg muss etwas wirklich Schwerwiegendes auf dem Herzen gehabt haben. Sie hat sogar ihre Kinder weggeschickt, damit sie nichts mitbekommen.«
    »Akuttherapie.«
    »Oder ein Rat in der Not«, sagte ich. »Zum Beispiel, die Klinik zu verlassen. Was er kurz darauf getan hat. Er hat das Unterrichten komplett aufgegeben und einen ganz neuen Beruf ergriffen. Und er hat seine Frau über die Gründe belogen.«
    Petra sagte: »Irgendetwas in der Klinik hat ihm den Schneid abgekauft.«
    »Ein Patient, der Sachen machte, die bei ihm die Alarmglocken schrillen ließen, sodass er die Ärzte gewarnt hat? Wenn sie nicht auf ihn gehört haben, war das extrem frustrierend für ihn. Wenn doch, wurde der Patient möglicherweise in die Spezialstation überstellt, und damit hätte sich Quigg einen bitteren Feind eingehandelt.«
    Ich beschrieb die Lage der geschlossenen Abteilung mit dem Stacheldrahtzaun, die Totenstille, die unvermittelten Schreie.
    »Wer dorthin kam, musste erhebliche Einschränkungen hinnehmen, denn er tauschte ein offenes therapeutisches Umfeld gegen ein Gefängnis. Und das für meist viele Jahre.«
    »War denn der Rest der Klinik so heimelig?«, fragte Milo.
    »Es

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