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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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niedergelassener Augenarzt in Seattle. Vielleicht ein Verwandter, vielleicht auch nicht, doch um das herauszufinden, war es heute schon zu spät. Ich surfte noch ein wenig ziellos durch das Netz, fand aber nichts als Nieten und war ziemlich schlechter Laune, als Robin und Blanche aus dem Atelier ins Haus kamen, wobei ich mir Mühe gab, es zu verbergen.
    Blanche spürte meine Stimmungslage sofort, leckte mir aber die Hand und schmiegte sich an mein Bein, ein stämmiges, schrumpeliges Bündel Empathie.
    Robin brauchte nur eine Sekunde länger. »Was ist los?«
    Ich erzählte ihr von Quiggs Lüge. »Sieht so aus, als hättest du den entscheidenden Hinweis geliefert, Lady Sherlock.«
    Sie sagte: »Was haben diese Kinder denn so verbrochen?«
    »Weiß ich nicht, ich hab sie nie gesehen.« Ich beschrieb die Spezialstation und Gertrudes Zurückhaltung. »Ich konnte sie nicht dazu bringen, mir mehr darüber zu erzählen. Aber ich werde versuchen, sie ausfindig zu machen. Vielleicht ist sie jetzt gesprächiger.«
    »Appeliere an ihre mütterlichen Instinkte.«
    »Wie meinst du das?«
    »Erzähl ihr, was du erreicht hast. Mach sie stolz. Wickle sie einfach um den kleinen Finger.«
    Um zehn Uhr am nächsten Tag hatte sich Milo noch nicht gemeldet. Über das letzte Opfer war nichts in den Nachrichten gewesen, und so nahm ich an, dass der Polizeichef die Informationen unter Verschluss halten wollte.
    Ich versuchte es in Dr. Magnus Vanderveuls Praxis in Seattle. Eine Frauenstimme antwortete: »Lasik by Design.«
    Der Herr Doktor sei den ganzen Tag mit Operieren beschäftigt, wenn ich mich jedoch über Myopie oder Presbyopie informieren wolle, könne sie mich gern weiterverbinden.
    »Das ist nett, aber ich möchte Dr. Vanderveul persönlich sprechen.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    »Seine Mutter und ich sind alte Bekannte, und ich würde gern den Kontakt zu ihr wiederaufnehmen.«
    »Ich fürchte, das geht nicht«, sagte die Rezeptionistin. »Sie ist letztes Jahr verstorben. Dr. Vanderveul ist zu ihrer Beerdigung geflogen.«
    »Das tut mir leid«, sagte ich und empfand es in vielerlei Hinsicht als traurig. »Wo war denn die Beerdigung?«
    Eine Sekunde Stille. »Sir, ich werde ihm ausrichten, dass Sie angerufen haben. Auf Wiederhören.«
    Im Netz fand ich die Todesanzeige: Palm Beach, Florida. Das Internet-Archiv der Lokalzeitung stellte den Nachruf zum Herunterladen bereit.
    Professor Gertrude Vanderveul war einer kurzen schweren Krankheit erlegen. Ihre Tätigkeit in V-State wurde erwähnt, ebenso dass sie anschließend nach Connecticut gegangen war, um einen Lehrstuhl zu übernehmen. Sie hatte ein Buch über Psychotherapie mit Kindern veröffentlicht und eine Kommission des Weißen Hauses zum Thema Pflegekinder und Heimunterbringung beraten. Vor zehn Jahren war sie nach Florida gezogen, wo sie sich bei verschiedenen Sozialdiensten engagierte und ihrer lebenslangen Leidenschaft für die Lilienzucht nachging. Die Witwe eines vor vielen Jahren verstorbenen Orchesterdirigenten hatte einen Sohn, Dr. Magnus Vanderveul, in Redmond, Washington, hinterlassen und zwei Töchter, Dr. Trude Prosser in Glendale, Kalifornien, und Dr. Ava McClatchey in Vero Beach, sowie acht Enkel.
    Statt Blumen waren Spenden an den Kinderschutzbund des Staates Florida erbeten.
    Trude Prosser führte eine Praxis für klinische Neuropsychologie am Brand Boulevard in Glendale, nördlich von L. A. Mein Anruf wurde von einer Automatenstimme beantwortet. Das Gleiche in Ava McClatcheys geburtshilflicher Gemeinschaftspraxis.
    Nachdem ich Gertrudes hochgebildeten Sprösslingen auf Band gesprochen hatte, ging ich laufen. Ob sie reagieren würden?
    Als ich zurückkam, hatten alle drei bereits zurückgerufen.
    Um erst einmal in der Nähe zu bleiben, fing ich mit Trude an. Diesmal ging sie selbst dran und sagte mit süßer Mädchenstimme »Dr. Prosser«.
    »Hier Alex Delaware. Danke für Ihren Rückruf.«
    »Sie waren einer von Mutters Studenten.« Das war eine Feststellung, keine Frage.
    »Sie war meine Supervisorin während eines Praktikums. Sie war eine wunderbare Lehrerin.«
    »Das war sie«, sagte Trude Prosser. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Ich fing an zu erklären.
    Sie sagte: »Ob Mutter je von einem mörderischen kleinen Monster geredet hat? Nein, sie hat überhaupt niemals über ihre Patienten geredet. Sie sollten wissen, dass ich Sie zwar nicht kenne, dass ich aber ziemlich viel von Ihnen weiß. Meine Mutter fand äußerst faszinierend, was Sie tun. Ihre

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