Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)
gab ein paar abgetrennte Abteilungen, aber das diente mehr dem Wohl und der Sicherheit der Patienten selbst, schwer entwicklungsverzögerten Menschen, die sich beim Umherwandern wehgetan hätten. Die Spezialstation dagegen diente der Sicherheit der anderen .«
»Fesseln und Gummizellen?«
»Ich habe nie herausgefunden, wie es dort zuging, weil mich Gertrude noch nicht einmal in die Nähe gelassen hätte. Sie mochte mich.«
»Gab es denn Lehrer dort?«
»Ich kann mich nur wiederholen: Weiß ich nicht.«
Petra sagte: »Nun, irgendetwas hat Quigg dort so gestört, dass er wegging. Wie alt muss das kleine Monster denn gewesen sein?«
»Quigg ist vor fünfundzwanzig Jahren aus V-State weggegangen. Die wenigen Beschreibungen, die wir von unseren Verdächtigen haben, skizzieren einen Mann in den Dreißigern. Dann müsste er damals also ein vorpubertäres Kind oder ein Teenager gewesen sein. Die Klinik ist vor zehn Jahren geschlossen worden. Wenn er bis zum Schluss dort war, haben wir einen gestörten jungen Mann Anfang, Mitte zwanzig, der mit seiner ganzen Wut in die Freiheit entlassen wird. Oder er hat nur so lange stillgehalten, weil er nach Atascadero oder Starkweather überstellt wurde, bevor man ihn endgültig entlassen hat.«
»Oder«, fügte Milo hinzu, »er ist schon länger draußen, und das waren nicht seine ersten Morde.«
Petra sagte: »Noch mehr aufgeschnittene Leichen«, und schüttelte den Kopf. »Nicht mal die Jungs vom FBI haben so ein Muster schon mal gesehen.«
»Nicht jeder Mord wird aufgeklärt.«
»Jahrelang passt er auf, dass niemand sein Geschnippel entdeckt, und dann kaschiert er plötzlich sein Treiben nicht mehr?«
»So was kommt vor«, sagte Milo. »Täter gewinnen mit der Zeit Selbstbewusstsein.«
»Oder«, fügte ich hinzu, »sie fangen an, sich zu langweilen, und brauchen einen größeren Kick.«
Milo zog sein Handy heraus. »Wir brauchen jetzt diesen Psychiater, Cahane.« Er ließ den Namen unter Hausbesitzern suchen. Negativ.
Petra sagte: »Er ist über achtzig, da könnte auch schon betreutes Wohnen infrage kommen.«
»Hoffentlich ist er noch nicht senil«, meinte Milo.
»Wenn er uns nicht weiterbringt«, beruhigte ich ihn, »finden wir andere, die etwas wissen – vielleicht jemanden, der tatsächlich in der Spezialstation gearbeitet hat.«
Petra sagte: »Wir könnten versuchen, alte Personallisten zu ermitteln.« Sie kramte einen MAC -Lippenstift aus der Tasche und fuhr sich damit über die Lippen. »Schließlich ist das doch unser Job«, fügte sie lächelnd hinzu. »Zu ermitteln.«
Als wir das Restaurant verließen, klingelten gleichzeitig ihre Handys. Und das war kein Zufall; zwei Lakaien aus dem Präsidium bestellten sie in die Stadt zu einer sofortigen »Planungssitzung«.
Auf dem Weg zum Parkplatz fing Petras Apparat erneut an. Diesmal war es ihr Partner, Raul Biro, der bei der Hollywood Division am Schreibtisch saß.
Er hatte Lemuel Eccles’ Sohn ausfindig gemacht, einen Anwalt aus San Diego. Wegen der räumlichen Entfernung hatte Biro per Telefon Kontakt zu ihm aufgenommen. Lem Jr. hatte jedoch am nächsten Tag geschäftlich in San Gabriel zu tun und würde auf dem Weg im Kommissariat vorbeischauen.
Petra sagte: »Wir können die Befragung zusammen machen, oder ich kümmere mich allein darum, wenn du zu beschäftigt bist. Vorausgesetzt, wir werden nicht aus dem Fall ›herausgeplant‹.«
» Vorausgesetzt «, sagte Milo. Wortlos gingen sie davon, ein Bär und eine Gazelle.
Fünf Schritte später blieb Petra stehen und wandte sich zu mir um. »Danke für deine Anregungen, Alex.«
Ohne sein Tempo zu verlangsamen, bellte Milo: »Ich unterstütze den Antrag.«
26
Ich fuhr nach Hause, um einen Blick in die Geschichte des Ventura State Hospital zu werfen und jemanden zu suchen, der mir mehr über die Patienten der Spezialstation erzählen konnte. Ganz besonders über einen jungen Mann mit einer sonderbaren Neugier.
Wenn ich da nicht weiterkam, würde ich Emil Cahanes Neffen irgendwie zwingen, einen Kontakt zu seinem Onkel herzustellen. Als ich an meinem Schreibtisch Platz nahm, rief meine Telefonistin an. »Hier ist eine Dr. Angel in der Leitung. Sie sagt, es sei wichtig.«
Donna Angel und ich kennen uns schon seit Ewigkeiten, von meinem ersten richtigen Job auf der Krebsstation des Western Pediatric. Donna war eine der besten Ärzte dort gewesen, und so war ihr auch eine feste Dozentenstelle an der medizinischen Fakultät angeboten worden. Seit ich mich
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