Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)
schnell wie möglich raus, keiner von uns hat was gesagt. Auch nicht Cerise. Erst als wir zu Hause waren, meinte sie: ›Wegen mir ist immer alles blöd.‹ Oh Mann, das hat Madeleine und mir den Rest gegeben, und zwar richtig. Nachdem Cerise sich hingelegt hatte und schlief, brachen wir zusammen.«
»Es tut mir so leid, dass Sie so was erleben mussten.«
»Ja, das war richtig schlimm. Aber wir haben uns erholt. Und wissen Sie was, am nächsten Tag ging es Cerise bestens, als wäre nie was passiert.« Er zuckte die Achseln. »Wir nehmen die Dinge, wie sie kommen. Cerise zeigt uns, wie es geht.«
Er nestelte an der Kette, fand die Anhänger und berührte beide.
»Warum ich Dr. Angel gesagt habe, dass ich Sie sprechen möchte?«, fuhr er fort. »Genau genommen, kam sie auf die Idee, nachdem ich ihr den Rest der Geschichte erzählt hatte und wie er mich belastet. Sie sagte, sie kenne einen Arzt, der früher hier auf der Station tätig gewesen sei und jetzt mit diesem Detective zusammenarbeite – aber ich greife vor.«
Beim dritten Mal Beinüberschlagen blieb es, doch Banforth sah immer noch aus, als wäre er zu einer schmerzhaften Verrenkung gezwungen worden. »Jetzt kommt der Teil, der merkwürdig klingen wird … Ich bin noch einmal hingefahren, Doc.«
»Ins Bijou.«
»Ein paar Tage später. Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich hatte mich wieder beruhigt und dachte, vielleicht sollte ich noch mal hinfahren, vielleicht wäre sie dort und ich könnte vernünftig mit ihr reden. Sie aufklären, verstehen Sie? Über krebskranke Kinder und wie flexibel man da sein muss. Ich wollte alles richtig machen – ganz vernünftig mit ihr reden, egal wie sie sich benahm. Um mir selbst zu beweisen, dass ich alles im Griff hatte.«
Er sah zur Seite. »Eine Schwachsinnsidee, was soll ich sagen. Jedenfalls, ich ging rein, und der Inhaber – ein langhaariger Typ mit einem Ohrring – erkannte mich und war total nett und sagte, meine Familie sei jederzeit willkommen. Was passiert sei, tue ihm wahnsinnig leid. Ich bedankte mich, und dann wollte ich wissen, ob er glaube, dass die Frau noch mal kommen würde, weil ich sie gerne über krebskranke Kinder aufklären würde, ganz auf die nette Tour. Da macht er so ein seltsames Gesicht und sagt: ›Vita? Die wurde ermordet.‹ Ich darauf: ›Oh verdammt, wann war denn das?‹ Er meint, kurz nachdem wir hier gewesen seien. Mir verschlägt es die Sprache, und ich gehe wieder. Erst später, auf dem Weg zur Arbeit, fällt mir etwas ein, das an dem Tag passiert ist, als die Frau uns beschimpfte. Ich hatte es verdrängt, wahrscheinlich ist es völlig unbedeutend. Aber es wollte mir nicht mehr aus dem Kopf, ich dachte ständig daran, und irgendwann habe ich Dr. Angel davon erzählt.«
Ich wartete.
John Banforth fuhr fort: »Als wir das Café verlassen und unser Auto erreicht hatten, trat hinter uns ein Mann aus der Tür. Zuerst ging er in die andere Richtung weg. Dann drehte er sich um und kam auf uns zu, ich denke, oh nein, jetzt bitte nicht noch ein Spinner, also scheuche ich Cerise und Madeleine ins Auto. Er kommt näher und lächelt, wobei ich nicht sagen kann, ob es ein freundliches oder ein irres Lächeln war, manchmal weiß man das ja nicht. Er muss wohl gemerkt haben, dass ich misstrauisch wurde, denn er blieb stehen und machte so.«
Er hielt beide Handflächen flach vor sich. »Nach dem Motto: Ich komme in Frieden . Als ich nicht reagiere, zwinkert er und lächelt. Freundlich, aber irgendwie komisch, ich kann Ihnen nicht sagen, wieso, aber der Typ hat mir Angst eingejagt. Dann zwinkert er wieder, macht das Victory-Zeichen und geht weg. Die Geste hat mich irritiert und erschreckt, in dem Moment hatte ich jedoch nichts anderes im Kopf als ab nach Hause und Cerise versorgen. Aber nachdem ich von dem Mord an dieser Vita gehört hatte, fing ich an, mir Gedanken zu machen, dann dachte ich wieder, Quatsch, der wollte uns nur beruhigen und freundlich sein. Nur das Victory-Zeichen passte da nicht dazu, es war, als wollte er sagen, wir sind ein Team und wir haben gewonnen. Und das macht überhaupt keinen Sinn. Ich fing also an zu überlegen, was, wenn er denkt, er hat uns einen Gefallen getan? Wahrscheinlich ist überhaupt nichts dran, ich neige dazu, mich an Sachen festzubeißen. Trotzdem hab ich die Polizei angerufen und gefragt, wer den Mord an dieser Frau namens Vita bearbeitet. Sie brauchten eine Weile, aber dann sagten sie, Detective Sturgis, wir verbinden Sie. Ich hängte ein,
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