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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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weil ich dachte, sie könnten mich zurückverfolgen. Aber das ist nie passiert.«
    »Polizeitelefone haben keine Anruferkennung«, sagte ich. »Damit die Leute keine Hemmungen haben, anzurufen und Tipps zu geben.«
    »Oh … das leuchtet mir ein. Jedenfalls, ich musste immer daran denken, ob dieser Kerl es vielleicht getan haben könnte. Irgendein durchgeknalltes Arschloch, das denkt, wir stünden auf derselben Seite und er müsste dieser Frau etwas heimzahlen. Irgendwann hab ich dann Dr. Angel davon erzählt, und sie meinte, witzig, Sie arbeiten mit genau diesem Detective zusammen. Ich meinte, wow, das muss Karma sein, ich muss mir das unbedingt von der Seele reden.«
    Achselzucken. »Und da sind wir jetzt, Doc.«
    »Danke, dass Sie sich gemeldet haben. Wie sah der Mann aus?«
    »Also ist es doch wichtig«, sagte Banforth. »Verdammt.«
    »Nicht unbedingt, John. Im Moment geht die Polizei jedem Hinweis nach.«
    »Gibt es schon einen Verdächtigen?«
    »Es gibt verschiedene Informationsschnipsel, die möglicherweise wichtig sind oder auch nicht. Wie hat er ausgesehen?«
    »Ein Weißer«, erklärte er. »Fünfunddreißig, vierzig. Schwergewichtig, rundes Gesicht, das war’s auch schon.«
    »Haarfarbe?«
    »Braun – kurzes Haar, als wäre es geschoren gewesen und nachgewachsen.«
    »Augenfarbe?«
    »Kann ich nicht sagen.«
    »Geredet hat er nicht.«
    »Nein, er hat nur gezwinkert und das Victory-Zeichen gemacht. Ein richtiger Hinweis ist das nicht, deshalb hab ich auch versucht, die ganze Sache zu verdrängen.«
    »Ihr erster Eindruck war, dass irgendetwas an ihm nicht stimmte.«
    »Aber ich kann Ihnen nicht sagen, was, tut mir leid.«
    Ich gab ihm Zeit. Er schüttelte den Kopf.
    »Wie war er angezogen?«
    »Er hatte einen Mantel an. Einen richtigen Wintermantel, dabei war es ein warmer Tag – das ist etwas, das nicht richtig stimmte. Wahrscheinlich war es das, was ich seltsam fand.«
    »Was war das für ein Mantel?«
    »So ein mit Plüsch gefüttertes Ding«, sagte Banforth. »Außen braun, könnte Wildleder gewesen sein, aber auch Stoff, ich hab nicht darauf geachtet. Oh ja, und noch etwas anderes. Er hatte ein Buch dabei. Wie ein Student. Nur sah er nicht aus wie ein Student.«
    »Was für ein Buch?«
    »Kein richtiges Buch mit festem Einband – mehr etwas Zeitschriftenartiges. Könnte ein Rätselheft gewesen sein, denn auf dem Cover war ein großes Fragezeichen.«
    Mein Herz raste. Jetzt wusste ich, warum Alex Shimoffs Skizze meine Nervenleitungen angeregt hatte.
    Am Morgen nach dem Mord hatten Milo und ich dem Bijou einen Besuch abgestattet, und ein mondgesichtiger Typ hatte dort gesessen.
    Am Tisch hinter den eifrig-besorgten Müttern mit ihren Babys.
    Mit Steak und Eiern und einem Rätselmagazin vor sich.
    Er hatte herzhaft gefrühstückt, wenige Stunden nachdem er Vita ermordet und ausgeweidet hatte.
    John Banforth sagte: »Doc?«
    »Sie haben das Richtige getan.«
    »Ist er es? Oh Mann.«
    »Nicht unbedingt, aber es ist eine Spur, und Detective Sturgis braucht jeden Hinweis, den er kriegen kann.«
    »Na ja, okay, ich bin froh, dass ich Ihre Zeit nicht verschwendet habe.«
    »Würden Sie sich die Mühe machen, sich mit einem Polizeizeichner zusammenzusetzen? Damit wir ein deutlicheres Bild bekommen?«
    »So was wird noch gemacht? Ich dachte, heute geht alles mit Computer.«
    »So was wird noch gemacht.«
    »Ein Zeichner, hm? Müsste denn mein Name dabei auftauchen?«
    »Nein.«
    »Dann schon«, sagte er. »Wenn es in meinen Spielplan passt. Und wenn Madeleine nichts davon erfährt, sie hat keine Ahnung von alledem, auch nicht, dass ich hier bin.«
    »Ganz wie Sie möchten.«
    »Okay, hier ist meine Karte, rufen Sie die erste Nummer an, die ist für Trainingsstunden-Reservierungen.«
    »Vielen Dank.«
    »Ich tue nur, was ich tun musste.«
    Wir gingen zur Tür. Er kam zuerst an und blieb stehen. »Sie war ein schrecklicher Mensch, diese Frau. Madeleine und ich haben sie nur noch die Leibhaftige genannt. Nach dem Motto, wen wird denn die Leibhaftige gerade wieder quälen. Wir haben einen Scherz daraus gemacht. Um dem ganzen Vorfall die Schwere zu nehmen. Trotzdem glaube ich, dass niemand es verdient, ermordet zu werden.«
    Seine Stimme zitterte bei »glaube«.

27
    Auf dem Heimweg machte ich einen Abstecher durch Vitas Gegend. Im Schritttempo kreuzte ich durch sonnenbeschienene Straßen und schattige Seitengassen und hielt nach einem Mann Ausschau, der für das Wetter zu dick angezogen war. Nach vier

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