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Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition)

Titel: Rachenacht: Ein Alex-Delaware-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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gesehen.«
    »Tätowierungen?«
    »Wenn, dann waren sie verdeckt. Der Typ war von oben bis unten eingehüllt.«
    »Was trug er abgesehen von dem Lammfellmantel?«
    »Glauben Sie, er war es?«, fragte sie. »Das macht mich jetzt fertig. Was, wenn der wiederkommt?«
    »Kein Grund zur Sorge. Und sollte er wieder im Café auftauchen, rufen Sie einfach diese Nummer an.« Ich nannte ihr Milos Durchwahl.
    Hedy sagte: »Alles klar. Was er sonst noch anhatte? Ich schätze, er hatte ein Hemd drunter, aber ich hab nicht drauf geachtet. Tut mir leid, der Mantel ist alles, was ich noch weiß. Weil der so daneben war. Ich musste mich vor allem auf die Bestellungen konzentrieren. Wenn Sie wissen wollen, was er gegessen hat, das kann ich Ihnen genau sagen: Steak und Rührei mit Zwiebeln und Pilzen, das Steak medium, das Ei egal. Er hat so zehn Prozent Trinkgeld gegeben, alles in Münzen, aber ich fand das nicht schlimm. Es war nicht so, dass er wie ein Wichser rüberkam, wissen Sie.«
    »Eher, als wüsste er es nicht besser«, sagte ich.
    »Genau«, erwiderte sie. »Ein bisschen neben der Spur. So jemand kann einem leidtun.«
    Ich fuhr anderthalb Kilometer weit bis zu einem Zeitschriftenkiosk am South Robertson Boulevard, den ich kannte. Das Sortiment bestand hauptsächlich aus Fan-Magazinen und Pornoblättern. In einer Ecke lag eine bescheidene Auswahl an Rätselheften.
    Nichts mit einem Fragezeichen auf dem Cover. Ich ließ meinen lausigen Berater-Ausweis aufblitzen und gab dem indischen Kioskbetreiber eine Personenbeschreibung von Lammfell.
    Er sagte: »Nein, Sir, den Mann kenne ich nicht.«
    Ich reichte ihm trotzdem Milos Karte und bat ihn, anzurufen, falls Lammfell auftauchte. »Kann sein, dass er ein Rätselheft kauft.«
    Er lächelte, als wäre meine Bitte das Alltäglichste von der Welt. »Gewiss, Sir, jederzeit gern.«
    Ich fand diese Haltung vorbildlich, und so ließ ich ihm zehn Dollar für ein Hochglanz-Designermagazin da. Robin liebte es, sich Traumhäuser anzusehen.
    Vom Auto aus versuchte ich, Milo zu erreichen, dann Petra, und als sie auch nicht da war, wählte ich Raul Biros Nummer. Sein Anrufbeantworter sprang an, doch ich hinterließ keine Nachricht.
    War Lammfells Besuch im Bijou ein Beweis dafür, dass er Vita schon länger beobachtet hatte? Oder war er zufällig dort gewesen, hatte mitbekommen, wie Vita die Banforths beleidigt hatte, und daraufhin beschlossen, sie zu richten? Wenn Letzteres der Fall war, wohnte er vielleicht in der Nähe. Ich wendete auf dem Robertson Boulevard, um zu Vitas Haus zurückzufahren und die Gegend noch einmal abzuklappern.
    Stanleigh Belleveaux stand draußen und wässerte seine Pflanzen. Im Rasen vor Vitas Haus steckte ein Schild mit der Aufschrift Zu vermieten . Zwei leer stehende Wohneinheiten. Ich fuhr langsam, um Belleveaux die Chance zu geben, mich zu sehen, doch er blickte nicht auf, und so fuhr ich weiter Richtung Süden.
    Von einem Mann im Lammfellmantel keine Spur. Eine junge Frau mit einem Kinderwagen war zu sehen, doch alles, was sich sonst noch bewegte, war motorisiert: Leute hielten mit dem Auto vor ihrem Haus oder fuhren weg. Eine Tür öffnete sich, und ein schlaksiger Teenager mit einem Basketball trat heraus und fing an, auf einen Korb zu werfen.
    Alles wie immer. Die Menschen brauchen die Banalität des Alltäglichen.
    Es war kurz vor dreiundzwanzig Uhr, als Milo anrief.
    »Wir dürfen den Fall behalten, Petra und ich.«
    »Herzlichen Glückwunsch.«
    »Oder herzliches Beileid. Seine Großartigkeit hat mehr als deutlich gemacht, dass ich es eigentlich nicht verdiene, aber er meinte, wieder bei null anzufangen hieße, ›sich den Arsch aufzureißen, bis er blutet‹.«
    Ich sagte: »Nächstes Jahr bei der Weihnachtsfeier gibt er noch den Santa Claus.«
    Er lachte. »Petra und ich wissen genau, warum er die Sache nicht neu und als Raubmord aufziehen will. Alle guten Leute sind zurzeit mit freundlicher Unterstützung des Steuerzahlers in Arizona bei einem Plauderstündchen über mexikanische Drogenkartelle und wahrscheinlich im totalen PowerPoint-Rausch. Was gibt’s bei dir Neues?«
    Ich erzählte ihm von John Banforth, Lammfells Besuch im Bijou wenige Stunden nach dem Mord an Vita und Hedys Personenbeschreibung.
    »Ein Irrer, der gern Steak isst.«
    »Zudem spricht die Art, wie er gegessen hat – total konzentriert –, dafür, dass er mal in einer Anstalt gelebt hat. Ein Alter zwischen fünfunddreißig und vierzig bedeutet, dass er zu der Zeit, als Quigg in

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