Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
einhalten können, um mich an Adelise zu übergeben, aber sobald er mich gefasst hatte, würde er dies umgehend tun.
Jetzt hörte ich die Pferde ganz deutlich. Sie befanden sich anscheinend rechts von mir, wo das Ufer flach genug war, um die Tiere näher heranzuführen. Meine Beine, sowie mein Rock, waren jetzt vollständig im Wasser. Trotzdem rutschte ich nochmals ein Stück hinab. Durch das eiskalte Wasser spürte ich die untere Hälfte meines Körpers kaum noch.
In dieser quälenden Haltung kamen mir die Sekunden wie Minuten vor. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis ich aus weiter Ferne das Kommando zum Aufsitzen vernahm und dann die sich entfernenden Pferdehufe hörte.
Erleichtert, aber auch völlig außer mir, begann ich hemmungslos zu weinen. Was musste ich noch alles durchstehen, bis ich endlich wieder in Calebs Arme fallen konnte?
Langsam quälte ich mich nach oben, was mir sehr schwer fiel, da meine Beine durch das kalte Wasser völlig taub waren. Meine Zähne schlugen klappernd aufeinander, so sehr fror ich. Ich spähte über die Kante und konnte gerade noch erkennen, wie die Reiter hinter einem Hügel verschwanden.
Sie ritten ausgerechnet in die Richtung, die auch ich hatte einschlagen wollen. Duncan war hartnäckiger, als ich gedacht hatte.
Ich wrang meinen Rock aus und leerte das Wasser aus meinen Schuhen. Zum Glück war der Sack mit meinen restlichen Gewändern nicht mit mir ins Wasser gerutscht, so dass ich mir etwas Trockenes anziehen konnte. Bibbernd zog ich das grüne Kleid heraus, auf dem ich die Nacht gelegen hatte. Es war schmutzig, aber das war mir egal. Hauptsache, es war trocken.
Nachdem ich mich umgezogen hatte, betrachtete ich meinen provisorischen Verband, der völlig durchnässt war. Die Wunde sah weniger schlimm aus, als ich befürchtet hatte und das Wasser hatte das krustige Blut weggespült. Ich zog ein weiteres Stück Leinen heraus und wickelte es mir, mit vor Kälte zitternden Händen, um meine Verletzung.
Als ich fertig war saß ich lange Zeit einfach nur da und starrte in die Richtung, in der Duncan mit seinen Männern verschwunden war. Was sollte ich denn jetzt tun? Den gleichen Weg nehmen und riskieren, Duncan direkt in die Arme zu laufen?
Je länger ich darüber nachdachte, desto verzweifelter wurde ich. Ich hatte mir bei unserem Ritt nach Dunrobin-Castle einige wenige Punkte gemerkt, an denen ich mich jetzt orientieren konnte, um in die Nähe von Trom-Castle zurückzugelangen. Wenn ich jetzt aber einen großen Bogen machen musste, um Duncan und seinen Kriegern aus dem Weg zu gehen, würde ich mich mit Sicherheit hoffnungslos verirren.
Mir blieb also nichts anderes übrig, als den gleichen Weg zu nehmen. Ich musste jedoch auf der Hut sein und mein Umfeld laufend im Auge behalten. Die Grenzen zum Land des Malloy-Clans waren nicht all zu weit entfernt und Duncan würde sicher nicht Calebs Grund und Boden betreten. Nicht, nachdem, was er getan hatte. Das würde er nicht wagen.
Irgendwann musste er umkehren und dann würden sie mir entgegenkommen. Ich entschied mich ein Stück in die Hügel zu laufen und mir dort ein Versteck zu suchen, wo ich bleiben konnte, bis die Abenddämmerung hereinbrach. Die Landschaft hier war zu kahl, so dass man schon von weitem sehen konnte, wenn sich jemand näherte. Das Risiko wollte ich nicht eingehen. In der Dunkelheit würde es um einiges leichter werden, sich unbemerkt fortzubewegen. Ich nahm mein Bündel und den Umhang und machte mich auf den Weg, um nach einem passenden Plätzchen zu suchen, wo ich bis zum Abend in Sicherheit sein würde.
Caleb
Mit 40 ihrer Männer ritten Caleb und Seamus über felsiges Gestein. Die Hügelkette war nicht besonders hoch und ihre Pferde bewältigten die Steigung mühelos. Sie waren seit geraumer Zeit auf dem Land der Sutherlands und Caleb konnte es nicht erwarten, endlich Dunrobin-Castle zu erreichen und Duncan zur Rede zu stellen. Er kochte noch immer vor Wut, wenn er daran dachte, was sein angeblicher Freund getan hatte.
Doch dieser Zorn wurde immer wieder von einem dringlichen Gefühl der Sehnsucht verbannt, so wie jetzt, wenn er Janets Gesicht vor seinem geistigen Auge sah. Janet, seine Frau, die er mehr liebte, als sein eigenes Leben und die sein Kind unter ihrem Herzen trug.
Wenn ihr oder dem Baby etwas geschehen war, würde er sich vergessen. Tief aus seiner Brust erklang ein tiefes Knurren, als er sich ausmalte, wie er Duncan bestrafen würde.
»Du denkst schon wieder an
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