Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
Erleichterung stellte ich fest, dass die paar Stunden Ruhe auch meinem Bein gut getan hatten, denn es schmerzte lange nicht so, wie am Tag zuvor. Dies würde sich aber sicher wieder ändern, wenn ich einige Zeit marschiert war.
Der Regen hatte aufgehört, aber der grasbewachsene Hügel, den ich kurze Zeit später nach unten ging, hatte sich mit Wasser vollgesogen und war sehr glitschig. Mehrere Male rutschte ich aus und landete unsanft auf meinem Hintern.
Nach ungefähr einer Stunde erblickte ich eine kleine Felsquelle und trank gierig davon. Ich konnte gar nicht aufhören, so durstig war ich. Ich liebte das Gefühl des eiskalten Wassers, das meine Kehle hinunterlief.
Jetzt, da mein Körper wieder mit der so lebenswichtigen Flüssigkeit versorgt war, ging es mir um einiges besser. Ich überprüfte den Verband an meinem Bein, der zum Glück nicht wieder blutgetränkt war, was bedeutete, dass die Wunde aufgehört hatte zu bluten. Trotzdem würde ich zusehen müssen, dass ich mich nicht überanstrengte und mein Bein nicht unnötig belastete.
Als ich schließlich Loch Farlary erreichte, konnte ich kaum fassen, dass ich so weit gekommen war, ohne dass man mich gefunden hatte. Ich musste mir eingestehen, dass ich stolz war.
Als Stadtkind aus dem 21. Jahrhundert war es mir doch tatsächlich gelungen, mindestens ein Dutzend gestandener Highlander des 17. Jahrhunderts abzuhängen.
Ich grinste bei dem Gedanken und warf den Sack mit meinen paar Habseligkeiten auf den Boden. Denn Loch Horn, wo sie nach mir suchten, hatte ich längst hinter mir gelassen.
Ich setzte mich neben mein Bündel auf den Boden und ließ meinen Blick über das Wasser wandern. Loch Farlary war ein recht kleiner See von höchstens 400 Metern Länge sowie 200 Metern Breite. Klein, aber wunderschön und was das Wichtigste war: mit klarem, trinkbarem Wasser. Er hatte jedoch eine recht seltsame Form. Loch Farlary sah aus wie einer der Kleckse, die man sich früher als Aufkleber aufs Auto geklebt hatte. Ein Farbklecks, der viele kleine tropfenartige Ausläufer hatte.
Es wirkte fast, als entsprangen unzählige kleine Bäche dem See, die in kleinen, kaum sichtbaren Mulden verschwanden.
Etwas beunruhigte mich jedoch im höchsten Maße. Der See lag völlig ungeschützt in einer kleinen Senke. Kein einziger Baum bot Schutz vor ungewollten Blicken und weit und breit war auch kein Wald zu sehen. Ich legte schützend meine Hand über die Augen und sah in die Ferne. Nicht weit hinter dem Loch begann wieder eine hügeligere Landschaft, die ich auf meinem Weg nach Hause bewältigen musste.
Ich stieg einen dieser bachartigen Ausläufer nach unten, um zu trinken. Dabei musste ich sehr vorsichtig sein, denn das Wasser lag über einen Meter tiefer als das Ufer. Ich stieg hinab und achtete darauf, dass ich mein verletztes Bein nicht zu sehr beanspruchte.
Während ich immer wieder meine Hände zu einer Art Kelch formte und in das kühle Nass tauchte, um Wasser zu schöpfen, hätte ich mich ohrfeigen können, dass ich bei meiner Flucht nicht an einen Behälter gedacht hatte. Aber sich jetzt darüber zu ärgern brachte auch nichts mehr. Ich musste wohl oder übel mit meinen Händen vorlieb nehmen und hoffen, dass ich auf meinem Weg genügend Wasserquellen finden würde.
Gerade als ich wieder nach oben klettern wollte, hörte ich das Geräusch. Reiter, die ihre Pferde antrieben und schnell galoppierten. Und sie wurden mit jeder Sekunde lauter, was bedeutete, dass sie sich näherten.
Ich krabbelte vorsichtig nach oben und streckte meinen Kopf gerade so weit hinaus, dass ich sie erkennen konnte. Schon von weiten erkannte ich ihre grün karierten Plaids, der Familientartan des Sutherland-Clans.
Bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, schoss ich nach oben, packte mein Bündel und zog mich wieder in mein Versteck zurück. Ob Duncan wusste, dass ich mich hier versteckte? Hatten sie mich vielleicht sogar bemerkt, als ich eben nach meinem Bündel gegriffen hatte? Ich wusste es nicht, aber ich betete, dass dem nicht so war.
Vielleicht hatten sie mich gar nicht gesehen und ritten nur an den See, um ihre Pferde zu tränken. Ich rutschte noch weiter nach unten, bis ich zur Hälfte im Wasser lag. Es war so eisig, dass ich fast laut aufgeschrien hätte, doch ich presste mir im letzten Moment die Hand auf den Mund.
Der Gedanke, jetzt, wo ich schon so weit gekommen war, doch noch entdeckt zu werden, ließ das Blut in meinen Adern gefrieren. Duncan hatte zwar den Termin nicht
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