Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
nur da, dachte an Caleb und heulte. Ich badete immer tiefer im Selbstmitleid und entschied, dass sich die ganze Welt gegen mich verschworen hatte. In meiner unendlichen Trauer hatte ich jedes Gefühl für Zeit verloren, aber die hereinbrechende Abenddämmerung sagte mir, dass ich sehr lange meinen düsteren Gedanken nachgehangen hatte.
Heiße Tränen liefen über meine kalten Wangen und ich schniefte laut. Wahrscheinlich holte ich mir bei diesem Wetter und mit der dünnen Kleidung auch noch eine Lungenentzündung.
Ich sah nach oben, zum Himmel und stöhnte innerlich beim Anblick der dunklen Wolken, die gerade erneut aufzogen. Noch mehr Regen würde ich nicht verkraften. Nicht, wenn ich keinen trockenen Unterschlupf hatte. Doch so, wie es aussah, würde der Himmel seine Schleusen in naher Zukunft wieder öffnen.
Zwar hatte ich mir vorgenommen in der Dunkelheit weiter zu marschieren, doch jetzt merkte ich, dass mir die Kraft dazu fehlte. Außerdem würde es mit Sicherheit bald regnen. Ich beschloss mir eine Pause und etwas Schlaf zu gönnen. Doch wo sollte ich hin?
Entweder ich blieb hier und akzeptierte es, nass zu werden, oder ich machte mich noch einmal auf die Suche nach einer Höhle. Ich entschied mich für Letzteres und wollte mich gerade erheben, da setzte der Regen ein.
Die felsige Umgebung war in ein seltsames Zwielicht getaucht, was die Suche nach einem trockenen Platz noch erschwerte. Oft, wenn ich dachte, einen Felsspalt gesehen zu haben, entpuppte sich dieser nur als dunkles Gestein, wenn ich mich näherte. Völlig verzweifelt irrte ich umher und suchte mit den Augen jeden Zentimeter um mich herum ab.
Plötzlich hatte ich das untrügliche Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Ich blieb ruckartig stehen und sah mit zusammengekniffenen Augen hinauf zu der Anhöhe, die direkt vor mir lag.
Ich blinzelte und fixierte den Punkt in der Ferne, der meine Aufmerksamkeit erregt hatte. Bildete ich mir das ein, oder war es die Dämmerung, welche die Konturen verschwimmen ließ und meinen Augen einen Streich spielte? Nein, etwas bewegte sich dort, da war ich mir ganz sicher und mit jeder Sekunde, die ich weiter darauf starrte, wurde es größer.
Nach einem weiteren Moment konnte ich die Silhouetten klar erkennen und begriff, dass es sich um Reiter handelte, die sich mir schnell näherten. Das musste Duncan mit seinen Männern sein, schoss es mir durch den Kopf.
Von Panik ergriffen lief ich wie ein aufgescheuchtes Huhn umher, während ich hektisch nach einem Versteck suchte. Wo waren die Bäume, wenn man sie brauchte?
In Ermangelung eines besseren Zufluchtsorts kauerte ich mich hinter einem einzelnen Felsen zusammen, der gerade so groß war, dass er den größten Teil von mir verbarg. Wäre es helllichter Tag gewesen, hätte man mich mit Sicherheit entdeckt, aber durch die bereits weit fortgeschrittene Dämmerung, würde mir die Dunkelheit Schutz bieten. Der Himmel hatte mittlerweile ein samtiges Violett angenommen. Die Wolken hatten sich ein wenig gelichtet und man konnte vereinzelte Sterne stehen.
Mit wild pochendem Herz lauschte ich und hörte bald darauf die sich rasch nähernden Pferde. Ich versuchte mich noch kleiner zu machen, um auf keinen Fall gesehen zu werden. Schließlich waren die Hufschläge so laut, dass ich, zitternd vor Angst, die Augen schloss und nicht wagte, zu atmen. Die Männer ritten jetzt keine fünf Meter entfernt an mir vorbei.
Starr vor Furcht harrte ich in meiner unbequemen Position aus und wartete, dass die Reiter sich wieder von mir entfernten. Es fühlte sich an, wie eine Ewigkeit und ich fragte mich unweigerlich, ob Duncan bereits eine kleine Armee zusammengerufen hatte, um mich zu suchen.
Als ich mir sicher war, dass sie mich alle passiert hatten, wagte ich einen kurzen Blick auf die Reiter und runzelte verwirrt die Stirn. Die Farben der Kilts, die sie trugen, kam mir seltsam bekannt vor, und soweit ich es in der Dunkelheit erkennen konnte, war mir auch das Muster recht bekannt.
Es sah aus wie … wie … der Tartan des Malloy-Clans. Jeder Clan besaß einen eigenen Stoff, aus dem die Plaids für dessen Mitglieder gefertigt wurden. Diesen nannte man Tartan. Durch die individuellen Farben und das Muster konnte man also schon an der Kleidung erkennen, welchem Clan ein Krieger angehörte. Der Tartan des Malloy Clans bestand aus den Farben: Blau, Rot, Weiß und Schwarz. Genau wie der, den ich eben zu sehen geglaubt hatte.
Ich blinzelte einige Male und kniff die Augen noch
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